Bereits im alten Jahr hatte Frank uns ein Lokal herausgesucht, wo sowohl Grillteller als auch Moussaka auf der Speisekarte standen. Also fuhren wir vom versunkenen Dorf Sfendili zurück an die Küste, nach Chersonisos.
Doch leider hatte das von uns ins Auge gefasste Lokal – entgegen den Angaben bei Gockel – nicht von 10 – 02 Uhr geöffnet. Der Laden war dunkel. Innen sah es unaufgeräumt aus. Einen Aushang suchte ich vergebens. Na, dass war ja super gelaufen. Zumal wir dafür extra ein paar Kilometer in die für uns falsche Richtung gefahren waren.
Ich suchte uns schnell ein anderes Lokal heraus, welches sich wieder in unsere eigentliche Fahrtrichtung befand. Boxx Grill Kitchen sah auf den ersten Blick auch geschlossen aus, war es aber nicht. Es gab zwar nur ein abgespecktes Angebot an Speisen, aber da es einen Grillteller gab (für 2 Personen), blieben wir. Frank war mega glücklich – jetzt musste es nur noch schmecken. Und ich ging – was Moussaka betraf – leer aus.
Es dauerte eine ganze Weile, bis unser Grillteller serviert wurde. Ob es daran lag, dass wir die einzigen Gäste waren und der Herd erstmal auf Temperatur kommen musste? Der Auslieferungsfahrer fuhr auch nur einmal weg.
Schließlich wurde uns eine riesige Grillplatte mit Pommes und Pita-Brot serviert. Einen Schlag Zaziki (nur Creme, ohne Gurken), ein bisschen Tomate und Zitrone gab es dazu. Das Essen schmeckte super gut und somit waren wir mit dieser spontanen Entscheidung bei der Boxx einzukehren sehr zufrieden.
Eigentlich wollten wir erst morgen, zu unserem Jahrestag Essen gehen, aber man muss es nehmen, wie es kommt.
Bis zu unserem ausgesuchten Übernachtungsplatz waren es noch rund 10 Kilometer. Den Platz in der Nähe des CRETAquarium, am Gournes Beach, hatte ich gewählt, weil es in der Nähe augenscheinlich mehrere Lost Places gab.
Auf dem Weg zum Übernachtungsplatz konnten wir schon einige verlassene Gebäude sehen. Ein massiver, relativ neu aussehender, Metallzaun, umlief die Gelände. So viel also zu der Idee, dass wir morgen die Umgebung und verlassene Gebäude unsicher machen. Die Barracken sahen aus, als wäre das Gelände früher militärisch genutzt worden. Doch während ich hier tippte, hatte Frank in Erfahrung gebracht, dass es sich um den ehemaligen Luftwaffenstützpunkt de US-Luftwaffe handelt. Von 1964 bis 1994 war dieser in Nutzung. Danach wurde das Gelände dem griechischen Staat zurückgegeben.
Wir parkten direkt am Meer und unternahmen nichts weiter. Es war immer noch grau in grau. Ein leichter Wind wehte und von der Hunde-Auffangstation hörten wir eifriges oder verzweifeltes Gebell.
Mittwoch, 8. Januar 2025
Der leichte Wind, der am Abend noch etwas das Dachzelt erschütterte, legte sich in der Nacht. Auch das Hundegebell stoppte. Die armen Vierbeiner hatten sich tagsüber müde gebellt. Wir befanden uns in der Einflugschneise des Flughafen Heraklion. Doch in der Nacht kam kein Flieger mehr an (wobei Frank meint, dass er nachts noch eine Maschine gehört hätte).
Wir schliefen wie dir Murmeltiere. Auch Emma schien in der Doka glücklich und zufrieden zu sein. Nur das Meeresrauschen war zu hören. Wie herrlich entspannend.
Auch wenn gestern auf den ersten Blick die verlassenen Gebäude alle umzäunt waren, wollten wir heute ein wenig die Umgebung erkunden. Vielleicht gab es ja doch noch das ein oder andere, ganz ohne Zaun, zu entdecken. Außerdem benötigten wir neues Brot.
Seit Ende September waren wir kein Rad mehr gefahren. Damals war mir das Rad fahren bzw. auf dem Sattel sitzen, nicht gut bekommen. Dies lag nun über vier Monate zurück und wir wollten schauen, wie es nun so geht.
Bis wir die Räder nach dem Frühstück herausgeholt hatten und abfahrbereit waren dauerte es ein wenig. Natürlich mussten die Reifen aufgepumpt werden. Immerhin verfügten die Akkus noch über ausreichend Energie.
Wir waren noch gar nicht weit gekommen (nur bis zu dem – vielleicht 200 Meter entfernten – leeren Schwimmbecken, welches natürlich auch umzäunt war), als Frank meinte: Da kommt Uwe. Persönlich haben wir Uwe und Claudia bisher noch nicht kennengelernt. Auf unserer ersten Reise in Spanien waren sie wohl an uns vorbeigefahren (ich kann mich nicht mehr daran erinnern) und bisher waren wir auf Kreta in anderen Richtungen unterwegs.
Die beiden hatten gesehen, dass wir hier am Gournes Beach übernachtet hatten und kamen bereits aus Heraklion gefahren. Nach einem Bad im Meer wollten sie eigentlich weiter in den Osten von Kreta.
Doch wie es so kommt, verbrachten wir den Tag mit vielen lustigen und abenteuerlichen Anekdoten über das Reisen (nicht nur) in einem alten Feuerwehrauto. Irgendwann holten wir die Stühle raus, weil’s dann doch gemütlicher ist.
Für die Griechen, die zu Fuß oder mit dem Fahrzeug hier vorbeikamen, muss es wohl ein seltener oder seltsamer Anblick gewesen sein, gleich zwei alte Feuerwehren auf einem Platz vorzufinden.
Am Nachmittag fuhr ich dann noch schnell mit dem Rad zur nächsten Bäckerei. Auf dem Weg dahin, entdeckte ich ein paar verlassene Gebäude, die nicht eingezäunt waren. Meine Taschenlampe hatte ich natürlich nicht mitgenommen. Aber so wusste ich nun, dass wir morgen definitiv mit dem Rad auf Erkundungstour gehen können.
Kurz vor Einsetzen der Dämmerung bereiteten wir schnell unser Abendessen zu. Es gab Chicken-Burger mit gebratenen Zwiebeln, Tomate und Feta. Die Dunkelheit brach über uns herein, doch wofür gibt es Taschenlampen und eine Außenbeleuchtung? Schnell war der Abwasch erledigt. Die Räder ketteten wir draußen an Allmo an, damit wir diese nicht wieder auseinandernehmen und ins Heck verfrachten mussten.
Am Abend folgten wir der Einladung von Uwe und verlebten in „Max“ ein paar sehr kurzweilige Stunden. Zur Feier des Tages (Frank und ich sind 20 Jahre zusammen) gab es Sekt, Kuchen und Chips. Es war schön euch getroffen und so spontan den Tag zusammen verbracht zu haben.
Donnerstag, 9. Januar 2025
Auch diese Nacht schliefen wir wie die Murmeltiere. Emma kam irgendwann zum Kuscheln ins Bett. Wie schon häufiger, nahm sie die Abkürzung über mein Gesicht, um unter die Decke zu kriechen.
Der Morgen startete sonnig und mit strahlend blauem Himmel. Erstaunt waren wir über den Anblick der doch sehr weißen Berggipfel westlich von uns. Waren die zuvor auch so weiß gewesen? Wir versuchten uns zu erinnern, kamen allerdings zu dem Schluss, dass die Berge dort gestern nicht zu sehen waren. Dafür waren jetzt die Berge östliche von uns im Sonnenlicht nur schemenhaft zu erkennen. Letztlich einigten wir uns darauf, dass die Schneefallgrenze vermutlich gesunken ist. Mal sehen, was das für unsere Inselquerung morgen bedeutet.
Morgens saßen wir noch ein wenig zu Viert in der Sonne. Doch dann zog es Uwe und Claudia weiter in den Osten und wir starteten zu unserer Erkundungstour mit dem Rad.
Wir fuhren wieder in Richtung des ehemaligen Schwimmbads und daran vorbei bis zu den beiden kleinen Häfen von Gouves. Viel Spannendes gab es in diese Richtung nicht zu entdecken. Also drehten wir um und fuhren in Richtung des ehemaligen Luftwaffenstützpunktes.
Wie wir schon wussten, war das Gelände nun überwiegend mit einem neuen Zaun gegen den Zutritt Dritter geschützt worden. Es soll auf dem 346.000 qm großen Gelände wohl ein Hotel-Komplex entstehen.
Straßen verlaufen weiterhin durch die eingezäunten Parzellen. Auch eine Schule befindet sich auf dem Gelände. Es war gerade Pause und entsprechend laut war es draußen. Auch der Schulkomplex wird durch Zäune und Tore gesichert. Schon alles ein wenig seltsam.
Wir sahen uns ein paar Gebäude durch den Zaun an und fuhren dann zu den frei zugänglichen Gebäuden, die ich gestern auf dem Weg zur Bäckerei entdeckt hatte. Bei dem ersten Gebäude könnte es sich um ein Restaurant oder eine Kantine gehandelt haben. Der große offene Raum und die großen Fenster (ohne Scheiben) ließen darauf schließen. In dem zweiten Gebäude befand sich damals das Kino. Die Projektoren waren leider nicht mehr vorhanden. Von der Bestuhlung waren vereinzelt noch die Sitzkissen übrig. Der Rest war verschwunden. Es lag ziemlich viel Unrat herum. Manches sah schwer nach Klopapier aus. Wir radelten noch bis zu dem Wachhaus, an dem ich gestern schon vorbei gekommen war.
Danach ging’s langsam zurück zum Meer bzw. zu Allmo. Franks Akku hatte sich verabschiedet und nun musste er kräftiger Strampeln. Gut, dass es ein wenig bergab ging. Auf dem Weg entdeckten wir ein Loch in einem Zaun (manche Gebäude sind noch mit einem alten Zaun umzäunt) und entdeckten dahinter das alte Bowling Center. Leider war kein Zutritt möglich. Das wäre ansonsten bestimmt sehr spannend geworden. In dem anderen Gebäude befand sich ein weiteres Restaurant.
Gemeinsam fuhren wir geradewegs auf den Hafen Gournes zu. Die Betonwand ist maritim bemalt. Bereits von unserem Platz aus, konnten wir sehen, dass sich dort jemand künstlerisch ausgetobt hatte.
Während Frank zu Allmo zurückkehrte, fuhr ich noch in die andere Richtung weiter. Dort gab es einen weiteren Lost Place. Tatsächlich befanden sich am Paralia Kokkini Chani (einer Sandstrand-Bucht) direkt zwei verlassene Orte nebeneinander. Zutrittsmöglichkeiten gab es auch. Unverrichteter Dinge kehrte ich zu Frank zurück. Denn es war klar, dass wir uns dies gemeinsam ansehen werden. Theoretisch könnten wir am Kokkini Chani Strand auch gut mit Allmo stehen. Wobei wir für die zwei Kilometer Allmo nicht aufscheuchen werden. Und an unserem Platz stehen wir schließlich gut.
Inzwischen war es Mittagszeit und wir gönnten uns einen Snack. Nachdem Franks Fahrrad Akku wieder über etwas Power verfügte und ich ihm die Haare geschnitten hatte (es wurde langsam Zeit), radelten wir gemeinsam zu den Lost Places.
Bei dem einen Lost Place handelte es sich um die ehemalige Hotelanlage Xenia Helios. Der Zugang war über ein Loch im Zaun möglich (wie ich es im Internet gelesen hatte). Es handelt sich um einen relativ großen Hotelkomplex (dreigeschossig), bestehend aus mehreren miteinander über das Hauptgebäude verbundenen Gebäuden. Als erstes steuerten wir auf den Pool und auf die Snackbar zu. Durch die Fensterscheiben konnten wir in den Speisesaal blicken. Stühle und Tische standen dort noch so, als würden diese jederzeit genutzt werden. Ein Zugang war von innen mit Tischen und Stühlen verbarrikadiert worden und auch sonst entdeckten wir keine Zugangsmöglichkeit zu dem Hauptgebäude. Wobei wir es nicht vom Haupteingang oder der Westseite aus probierten bzw. nicht ausprobieren konnten, weil ein Zaun den Weg versperrte.
In einem der Lagerräume für die Zimmermädchen entdeckten wir eine Zeitung von 2010. Ob dies in etwas mit einem Schließungsdatum zu tun hat? In einem anderen Raum standen noch neue Plastikmülleimer, Toilettenbürsten inklusive Halter und neue Tischchen.
Die meisten der Zimmer waren verschlossen – von der einen Seite durch die Zimmertür und von der anderen Seite durch Holzrolltore, um die Zimmer vor intensiver Sonneneinstrahlung zu schützen. Das Zimmer, durch welches wir zu Beginn in den Innenbereich gelangten, war von Ruß komplett schwarz. Die Tür des Nachbarzimmers stand offen und oh Schreck, auf dem einen Bett befanden sich die Reste einer Katze. Warum diese dort in einer etwas merkwürdigen Haltung sterben musste, wollen wir lieber nicht wissen.
Im Kleiderschrank lagen Kopfkissen, die in Tüten sicher vor Schmutz eingepackt waren. Auch die Nachttischlämpchen standen dort eingepackt. Das sollten wir in einem anderen Zimmer später auch noch so sehen. Als wenn die Sachen vor dem Winter eingemottet wurden, nur dass zur neuen Saison dann das Hotel nicht mehr geöffnet wurde.
Sehr schade, dass wir keinen Blick in das Hauptgebäude werfen konnten. Wir hatten genug gesehen und verließen das Gelände wieder durch das Loch im Zaun.
Abends versuchte ich im Internet herauszubekommen, wann das Hotel geschlossen wurde. Doch diese Info ließ sich nirgends finden. Dafür erfuhr ich, dass das drei-Sterne-Hotel über 108 Zimmer verfügte. Es wurde 1989 erbaut und 2004 renoviert.
Wenn wir schonmal dort waren, wollten wir uns noch auf dem Nachbargrundstück umsehen. In einem der Gebäude hatte es mal gebrannt. Bettgestelle aus Eisen standen darin dicht an dicht und teilweise aufeinandergestapelt. Auch ein paar Metallschränke und Stühle befanden sich darin, ebenso wie die Reste von Federkernmatratzen. Also alles, was nicht brennbar war. Aber auch irgendwelche Planen (Sonnenschutz, Sonnenschirme, oder ähnliches, aus einem sehr robusten Material) lag leicht angekokelt in und vor dem abgebrannten Gebäude. Die Dachziegel waren bei dem Brand wohl heruntergefallen und lagen auf dem Boden.
Irritiert waren wir über den neu aussehenden Sportplatz, als wir zu dem vermeintlichen Hauptgebäude gingen. Dieses sah noch gar nicht so alt aus. Ein Zutritt war möglich, also begnügten wir uns natürlich nicht nur mit dem Blick durch die zerschlagene Fensterscheibe. Das Gelände wird bei Karten Gockel als Kinderferienheim bezeichnet, und so wie es aussah, befanden wir uns im großen Aufenthaltsraum mit Küche. Zwei große Küchenbereiche gab es. Wir mussten aufpassen, denn im Laufe der Zeit war das Fett aus der Dunstzugshaube und/oder der Fritteuse auf den Boden getropft und irgendwer hatte Nudelpackungen entleert.
Die Küchengeräte sahen alle noch nicht sehr alt aus. Der Essensplan, der in der Küche hing, endete an einem Montag, 02. September. Ohne Jahreszahl. Es könnte sich um 2019 handeln (Datum und Wochentag passen). Und mit Corona war das Kinderferienheim dann nicht mehr weiter betrieben worden.
Im Obergeschoss befand sich ein kleines Büro. Handschriftliche Listen lagen auf dem Schreibtisch. Einen Absatz höher standen noch Drucker, Radio, Telefon herum, ein paar Akten befanden sich in einem Metallschrank. Die nächste Tür war verschlossen.
Im Keller entdeckten wir neben ein paar Spielen, viele Farben, Stifte, Krepppapier, auch noch zwei Tischtennisplatten. Neue Reinigungsschwämme, noch verpackte Eisbecher und sogar Taschenlampen lagen in einem der Regale. Stühle waren aufeinandergestapelt und es gab prall gefüllte undurchsichtige Säcke. Ob sich darin Tischwäsche, Bettbezüge, etc. befanden? Wir haben es nicht überprüft.
Auf dem weitläufigen Gelände entdeckten wir dann noch das Dusch- und Toilettenhäuschen mit sehr vielen Nasszellen, eine Art Hausmeistergebäude, ein kleines Amphitheater und einen Platz mit relativ neu aussehenden Spielgeräten. Wobei sich die weichen Gummi-Bodenmatten auch schon an einigen Stellen gelöst hatten.
Wieder einmal sind wir beinah fassungslos darüber, wie hier Gelder ausgegeben wurden und dann so ein eigentlich schöner und relativ neuer Komplex nicht weiter genutzt wird.
Wir kehrten zu unseren Rädern und dann zu Allmo zurück. Die Sonne versuche sich wieder hinter Wolken zu verstecken, so dass wir zügig unser Essen vorbereiteten. Es gab wieder Burger. Anschließend verkrochen wir uns in Allmo. Emma war gestern eindeutig zu kurz gekommen und machte es sich schnell auf meinem Schoß bequem.
Als es noch hell war, stieg eine große schwarze Rauchwolke östlich von uns den Himmel hinauf und weiter in Richtung der Berge. Da brannte wohl irgendetwas.
tbc