Heute stand die Besichtigung einiger Lost Places an. Praktischerweise liegen diese alle nah beieinander. Von unserem Übernachtungsplatz fuhren wir eine überschaubare Strecke von rund 60 Kilometern, um den ersten Platz zu erreichen. Unterwegs stoppte Allmo kurz an einer ausrangierten Feuerwehr, die in Kroatien Vatrogasci heißt. Natürlich auch ein hübscher Magirus Deutz.



Das Partisan Hospital Petrova Gora, welches sich in den Wäldern befindet, war unser erster Anlaufpunkt. Die Piste, die uns die letzten Kilometer dorthin führte, war sehr schmal. Selbst zwei Pkws wären nicht aneinander vorbeigekommen; geschweige denn ein Allmo und ein anderes Fahrzeug. Wir hatten Glück, dass uns niemand entgegenkam. Weil wir es nicht besser wussten, parkten wir Allmo an der einzigen breiteren Stelle und gingen die letzten paar hundert Meter zu Fuß die Piste entlang.

Anschließend bogen wir in den Wald ab (als Wanderweg markiert, aber kein Hinweis, der auf das Partisanen Hospital schließen lässt). Wir kämpften uns den Hügel hoch und erreichten schließlich die Holzhütten des Partisan Hospital Petrova Gora.  


In einer Hütte ist ein bisschen über die Geschichte erklärt (auf Kroatisch und Englisch). Wir schauten in jede Hütte, fanden Betten aus Holz und Metall, nicht sehr vertrauenserweckende Behandlungsstühle / -tische. Grundsätzlich sind die Gebäude und das Gelände eher ungepflegt (damit meine ich nicht Abfall, sondern umgefallene Bäume und bewachsene Wege) und manch eine Dachziegel fehlt.



Als wir wieder zurück auf dem Fahrweg waren, kamen uns ein paar Leute entgegen. Viel besucht, scheint das Partisan Hospital nicht zu sein.

Laut Karten-Gockel hätten wir der Piste durch den Wald folgen können. Allerdings gab es den angezeigten Weg nicht mehr. Der andere Weg, der abzweigte, sah neu hergerichtet aus. Wir wussten jedoch nicht, wo der auskommt (es wäre etwas weiter rauf an der Hauptstraße gewesen) und fuhren daher den gleichen Weg zurück. Zum Glück wieder ohne Gegenverkehr.

Magarcevac underground military radio relay


Wir folgten der kaum befahrenen Straße zu unserem nächsten Ziel. Hierhin verirrt sich wohl nur, wer sich die Sehenswürdigkeiten in den Wäldern anschauen möchte.

Beim Verlassen der Hauptstraße folgten wir dem breiten geschotterten Weg und parkten Allmo auf einer großzügigen Fläche direkt vor dem Zugang zu der ehemaligen militärischen Funkstation.



Zwischen den Bäumen, gut getarnt, sahen wir den Funkturm, der nicht mehr in Funktion war. Frank öffnete die Bodenklappe und ging ein Stück hinunter. Dort stellte er dann jedoch fest, dass die Leiter doch soooo weit nach unten ragte, dass ihm das nicht so ganz geheuer war. Kaum das er wieder raus aus dem Loch und die Bodenklappe geschlossen war, standen zwei Polizisten vor uns. Sie gehörten einer Spezial-Einheit an (welcher wissen wir nicht). Wir dürften Fotos machen, aber keinesfalls den Turm hochlaufen. Als wenn wir dies vorgehabt hätten. Das Haus dürften wir uns auch anschauen und im Fahrzeug übernachten wäre auch okay. Das klingt doch super!

Das unscheinbar wirkende Haus verfügt über einen bunkerähnlichen Keller. Um diesen zu erreichen, mussten wir 157 (!!!) Stufen – also fast 9 Stockwerke – hinabsteigen. Ohne unsere guten Taschenlampen wären wir an dieser Stelle aufgeschmissen gewesen. Stockfinster war’s.

Endlich unten angekommen mussten wir über ausgelegte Holzbretter balancieren. Ein Teil des Kellers stand unter Wasser. Wir fanden die Stelle, wo die Transformatoren gestanden hatten, ein riesiger Kraftstofftank war noch vorhanden. Plötzlich war Licht am Ende des Tunnels und siehe da: es gab einen Zugang von außen, der jedoch durch ein dickes Tor hermetisch abgeriegelt werden konnte.

Für uns ging’s auf dem gleichen Weg zurück. Während Frank noch ein wenig auf der anderen Seite die Räume erkundete (vermutlich Schlafplätze, Sanitär, …) wartete ich auf ihn. Gemeinsam ging’s die Stufen hoch. In den oberirdischen Etagen des Gebäudes sahen wir uns auch noch um. Das Dach war ein wenig marode und es wuchsen Pflanzen unter den Löchern im Dach. In dem Raum ohne Fenster hingen zwei kleine Fledermäuse an der Decke.

Inzwischen war es Zeit für’s Mittagessen. Während wir so bei Allmo in der Sonne saßen, kam ich auf die Idee, dass dies der ideale Ort für eine Dusche wäre. Gesagt, getan.

Uprising Monument nation Banija and Kordun



Anschließend fuhren wir noch weiter zum Uprising Monument nation Banija and Kordun, einem gigantischen Denkmal, dass – so sah es zumindest aus – nie richtig fertiggestellt wurde. Errichtet wurde es laut einer Bewertung bei Gockel 1981, zum Gedenken an die serbischen Bauern, die gegen die Ustacia-Miliz gekämpft haben.

Über eine langezogenen Treppe näherten wir uns dem Bauwerk, dessen Fassade – wo noch vorhanden – von der Sonne angestrahlt wurde. Allerdings sind die Fassadenplatten an einigen Stellen demontiert wurden. Sichtbar ist darunter das Gerippe.



Über einen kleinen Durchgang kletterten wir in das Gebäude. Selbst Familien mit Kindern unternahmen hierhin ihren Sonntagsausflug. Entsprechend wuselig ging es im Gebäude zu. Über geschwungene Marmor-Treppenstufen ging es für uns hoch hinaus. Die Sichtbeton-Wände waren mit Graffiti und ein paar Sprüchen beschmiert. Die Kreativität ließ zu wünschen übrig. Die letzten Stockwerke überbrückten wir über Wendeltreppen und gelangten so zur Aussichtsplattform. Frank stellte fest, dass ein Teil der befestigten Antennen noch in Nutzung war. Zumindest brummte irgendetwas.



Wir genossen den 360 Grad Blick über sehr viel Wald und wenig dörfliche Bebauung. Kein Wunder, dass sich die Partisanen diese Gegend ausgesucht hatten. Das Kellergeschoss wollten wir uns auch noch ansehen. Doch bereits im ersten Untergeschoss stand wieder Wasser, so dass wir auf das zweite Untergeschoss verzichteten. Wobei es auch von außen einen Zugang zum zweiten Untergeschoss gegeben hätte.

Nach einem kurzen Stopp bei Allmo gingen wir noch zu den Ruinen des ehemaligen St. Peter Klosters. Dazu folgten wir dem Weg, der links neben den Funkturm verlief.
Informationstafel klären über die heimische Vogelwelt auf. Allerdings nur auf kroatisch. Auch die Erklärungen zu dem ehemaligen Kloster waren nur auf kroatisch verfasst. Schnell hatten wir alles gesehen und kehrten zu Allmo zurück.



Frank kam auf die Idee, ob wir hinter dem Uprising Monument nicht schöner stehen würden. Mir war’s gleich. Nachdem Frank zu Fuß den Weg erkundete und für gut befunden hatte, fuhr er uns mit Allmo dorthin. Auf einer grünen Fläche platzierte er Allmo quasi im Hintergarten des Monuments.

Eine kleine Feuerstelle zeugte davon, dass wir nicht die ersten waren, die hier ihr Lager aufschlugen. Positiv anmerken möchte ich, dass dieser Platz (im Gegensatz zu dem Parkplatz und den vor der Treppe befindlichen Bauten) sauber war.

Wir genossen noch ein wenig die Sonne, grüßten vorbeikommende Menschen freundlich mit „dobar dan“ und bereiteten uns ein frühes Abendessen zu. Während Frank sich einen Kasslerbraten mit dem restlichen Rucola zubereitete, gab es für mich so eine Art Maultaschen mit Tomaten-Mozzarella-Füllung.

Bissige Mücken ließen uns zum Abendessen in Allmo flüchten.

Montag, 23. September 2024

Die Nacht war hinter dem Uprising Monument sehr ruhig. Kein Pieps war zu hören. Gegen 7 Uhr vernahmen wir dann die ersten Stimmen. Da waren Leute schon früh im Monument unterwegs. Wie sich bei unserer Abfahrt zeigen sollten, standen auf den Parkplätzen vor dem Monument ein Van und ein Overlander geparkt. Beide aus Deutschland. Wir fuhren winkend vorbei.

Vom Parkplatz bogen wir links ab (von rechts waren wir über Teer aus Richtung Vojnic gekommen). Schon weniger Meter weiter endete der Teer und weiter ging es über eine Piste. Wer sein Fahrzeug nicht mag, ein Neues möchte oder einfach unter Zerstörungswut leidet, dem sei diese Piste mit einem normalen Auto, Van oder Womo sehr ans Herz gelegt. Schlaglöcher und Auswaschungen gab es in ausreichender Zahl. Für Allmo nur ein Grund müde zu lächeln und keine wirkliche Herausforderung. Im Verlauf der Strecke kamen wir an einem Holz-LKW vorbei. Bei dem Gewicht ist es nicht verwunderlich, dass die Piste so aussah. Kurz vor Podgorje hatten wir dann wieder Teer unter den Reifen.

tbc

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