Von um die 1000 Meter mussten wir nach Garafia bzw. Santo Domingo (wie der Ort auch heißt) wieder annähernd auf Meeresspiegelniveau hinunterfahren. Bei diesem ganzen bergauf und bergab ist es nicht verwunderlich, dass Allmo sehr durstig ist.
Unzählige (Haarnadel)Kurven brachten uns dem Ziel näher. Dummerweise hatte es sich inzwischen stark zugezogen und der Wind hatte an Stärke zugenommen. So war es auch für den Nachmittag/Abend gemeldet und kam daher nicht unerwartet.
In Garafia hatten wir mehrere Übernachtungsmöglichkeiten zur Auswahl. Unser Ziel war es am Meer zu übernachten, doch falls es dort zu windig oder das Gelände zu schräg ist, würden wir entweder auf den Parkplatz am Friedhof oder am Fußballplatz ausweichen.
Wir schraubten uns die letzten Höhenmeter hinunter bis zu dem Parkplatz am Meer. Die Landschaft war so unglaublich krass schön. Vor der Küste von Garafia liegen drei dicke Felsen im Meer, der Roque del Guincho, Roque de las Tabaidas (mit einer Öffnung, durch die das Meerwasser schoss und einem Fenster) und der Roque de Santo Domingo. Der Küstenstreifen in Richtung Norden sah einfach nur wunderschön aus. Ab und zu blinzelte die Sonne durch die dunklen Regenwolken und brachte die Küste und die erstgenannten Roques zum Leuchten. Der Mix aus Sonne und Wolken war schon krass. Wenn nur der fiese Wind nicht wäre.
Der Parkplatz am Mirador de Santo Domingo, der auch Mirador El Serradero heißt, verfügt eigentlich nur über schräge Parkplätze, doch Allmo stellte sich oberhalb auf eine geschotterte Fläche. Artgerechte Haltung nennt sich das. Ganz gerade standen wir dort auch nicht, aber annähernd.
Vom Mirador führt ein steiler Weg hinunter bis zu der kleinen Bucht Puertito de Santo Domingo, wo sich kleine Fischerhütten befinden sollten. Der Weg soll steil und beschwerlich sein und wir waren heute schon genug gelaufen und außerdem war es für meinen Geschmack viel zu windig. Ab und zu erreichen uns erste Regentropfen. Nee, da musste ich nicht hinunterkraxeln und mich anschließend wieder rauf quälen.
Stattdessen begnügten wir uns mit dem Blick von oben, gönnten uns ein frühes Abendessen (es gab die Reste von gestern) und verzogen uns dann in die Doka. Die Sonne kam noch mal für wenige Augenblicke durch die Wolken hindurch, dann regnete es und dann war es wieder trocken. Nur eins blieb: der Wind.
Immer wieder kamen Autos angefahren, die sich auch bei dem Wetter den Blick auf die faszinierende Küste nicht entgehen lassen wollten. Ein Womo – wie sollte es anders sein – aus Deutschland fand auch noch den Weg hier herunter.
Die Sonne verschwand irgendwann einfach so hinter den dicken Wolken und dann wurde es sehr schnell dunkel.
Ohne irgendwelche Lichtverschmutzungen wäre das der ideale Ort, um den Sternenhimmel zu beobachten. Wenn denn welche zu sehen wären.
Samstag, 13. Januar 2024
Windig war’s in der Nacht. Immer wieder wurde Allmo von Windböen erfasst und zum Wackeln gebracht. Die Häufigkeit der starken Böen hielt sich zum Glück so in Grenzen, dass wir gut schlafen konnten.
Wir schafften es sogar draußen zu frühstücken, weil’s zu dem Zeitpunkt nicht ganz so windig war und uns weder Brot noch Wurst fliegen gingen.
Von der bereits am gestrigen Morgen ausgesprochenen Vorwarnung wegen Gefahren an der Küste, bekamen wir – abgesehen vom Wind – nicht viel mit. Insbesondere im Norden und Nordwesten von La Palma war mit einer Wellenhöhe von 2 bis 4 Metern zu rechnen. Wie gut, dass wir hoch oben auf einer Klippe standen.
Am späten Vormittag verließen wir den Platz am Meer, ohne dass wir den anstrengenden Fußmarsch zum Puertito de Santo Domingo herunter und wieder steil hinauf, unternommen hatten. Wir hatten auch entschieden alle anderen kleinen Häfen und Schmugglerbuchten (Puerto de Puntagorda, Playa de la Veta, Poris de Candelaria) die sich etwas weiter südlich befinden, nicht zu besuchen. Zumindest bei den beiden letztgenannten wäre es auch fraglich, wie gut wir die engen und sehr steilen Wege hinunter ans Meer und später entsprechend wieder hinauf, mit Allmo fahren könnten. Von den jeweiligen Parkplätzen müssten wir dann noch in die Buchten hinunterlaufen, wonach uns inzwischen so gar nicht mehr der Sinn steht. Für unsere Verhältnisse sind wir auf La Palma inzwischen auch schon sehr viel gelaufen.
In mehreren Serpentinen schraubten wir uns zurück zur Hauptstraße. Unterwegs legte ich ein kleines Stück zu Fuß zurück, weil ich mir die Petroglyphen El Calvario ansehen wollten. Diese befinden sich direkt entlang des Wanderweges zwischen zwei Serpentinen. Es handelt sich bei den Petroglyphen, um in den Felsen geritzte Spiralen und Streifen.
Unsere Haussteuerung spielt ja seit ein paar Tagen verrückt und Frank hatte heute um 12 Uhr deutscher Zeit einen Bekannten bei uns, der die vermeintlich defekten Teile in unserem Schaltschrank austauschen sollte. Ich wollte die Zeit nutzen und zu dem Wald der Drachenbäume (Bosque Dragos Salvatierra) wandern.
Damit ich eine bessere Ausgangslage hatte, parkten wir Allmo auf dem Parkplatz am Fußballplatz. Dort konnte Frank in Ruhe telefonieren und ich entspannt loslaufen. Was ich dann auch tat.
Entlang der Hauptstraße führte mich der Weg immer geradeaus, vorbei am Rathaus und der Iglesia Nuestra Senora de La Luz. Gegenüber der Kirche befand sich eine kleine Parkanlage, deren Bäume für reichlich Schatten sorgten. Vor einem Café saßen Leute an den Tischen und es roch bereits herrlich nach irgendetwas gekochten/gebratenen.
Vom Mirador El Chorro sah ich, wohin mich mein Weg führen wird. Zwei Dinge schossen mir durch den Kopf. 1. Warum tue ich mir das an? 2. Wenn Frank dabei wäre, würde er jetzt umdrehen.
Der Wanderweg zu den Dragos Salvatierra führte steil (noch steiler) hinunter in das Barranco de los Sables. Der Weg war zwar zunächst gut gepflastert, aber das änderte nichts an dem Gefälle.
Ich umrundete das Barranco und kam an ein paar Höhlen-Gebäuden vorbei. Ein steiler Weg (aber nicht so steil wie auf der anderen Seite) führte mich aus dem Barranco hinaus. Oben angekommen ging der Weg über eine Fahrspur, einen Trampelpfad und einen breiten Wanderweg in nordwestliche Richtung. Ein schöner Blick auf die Küste wurde frei.
An einem Abzweig musste ich mich rechts halten und nun lag der zweitschlimmste Teil der Wanderung vor mir. Um den Wald der Drachenbäume zu erreichen, ging es über den Pfad stetig bergauf. Ich war froh über jeden Schattenplatz, wovon es nicht so viele gab, und hielt dutzende Male zum Verschnaufen an. Was für eine Quälerei. Ich verfluchte meine Idee diese Wanderung überhaupt gemacht zu haben, schließlich wollte ich heute Nachmittag oder morgen früh mit Frank eine andere Wanderung zu Drachenbäumen unternehmen.
Die ersten Drachenbäume kamen in Sicht und auch ein kleines weißes Gebäude. Die Zuwegung zu diesem Haus war nicht mehr ersichtlich, die Natur hatte sich den Weg zurückerobert. Dummerweise befanden sich die Bäume etwas im Gegenlicht. Und überhaupt war mir so unsagbar warm. Wo war eigentlich der Wind geblieben? Weg war er. Nicht ein Lüftchen wehte.
Aus Sorge, dass eine Heerschar von Menschen einfallen könnte, gönnte ich mir zunächst keine Pause, sondern sah mir die Drachenbäume entlang dieses sehr schmalen Trampelpfades an. Ich musste schon aufpassen, wo ich hintrete, um nicht in den Büschen den Hang hinunter zu landen. Ich konnte ein Stück weiter den Berg hinauf noch weitere Drachenbäume sehen, entschied für mich allerdings, dass das, was ich gesehen hatte vollkommen reichte.
Zwischen mehreren Drachenbäumen suchte ich mir ein schattiges Plätzchen und gönnte mir eine kurze Verschnaufpause. Auch in dem Tal neben mir standen einige Drachenbäume. Recht bald brach ich wieder auf. Irgendwie hatte ich die Hoffnung, dass Frank alle Probleme mit unserer Haussteuerung zügig gelöst hatte und wollte ihn nicht unnötig warten lassen. Als auf mein Foto mit einem Drachenbaum so gar keine Reaktion kam, wusste ich aber eigentlich schon bescheid. An Technik kann man halt verzweifeln.
Auf dem gleichen Weg ging es für mich zurück nach Garafia. Zunächst ging es entspannt bergab und moderat bergauf. Und schon lag das Barranco vor mir. Mit wenig Freude dachte ich an den Aufstieg, der mich auf der anderen Seite erwartete. Ob es irgendwas zu bedeuten hatte, dass unzählige Raben über dem Barranco schwebten?
Das letzte Stück aus dem Barranco raus ging es sausteil nach oben und das ist keine Übertreibung. Mit mehreren kurzen Verschnaufpausen schaffte ich es und erreichte den Dorfrand.
Auf dem Rückweg sprang ich kurz bei Spar rein, um Brot für uns zu holen. Alternativ hätte ich backen müssen. Dann unternahm ich noch einen Abstecher zu den Petroglyphen Cercado de Vicente. Dort waren ebenfalls in die Felsen geritzte Spiralen zu sehen. Und dann erreichte ich auch schon den Fußballplatz. Beinah 2:40 Stunden war ich unterwegs und legte 7,2 Kilometer zurück. Wer direkt vom Mirador aus loswandert (begrenzte Parkplätze), spart vermutlich 1,5 Kilometer an Wegstrecke.
Frank telefonierte immer noch, so dass ich mich versuchte draußen aufzuhalten. Als erstes setzte ich Pizzateig an, damit wir heute Abend etwas zu essen haben. War es während der Wanderung geradezu windstill, so war dieser jetzt wieder zum Leben erwacht und ich musste aufpassen, dass mir das Mehl und die anderen Zutaten nicht fliegen gingen. Frank versicherte mir später, dass der Wind erst wieder wehte, als ich zurück war. Na super!
Nachdem der Pizzateig angerüht war und ich mit gestärkt hatte, telefonierte ich mit einer Freundin. Frank kroch irgendwann aus der Doka, auch er schien fertig zu sein. Nach mehreren Stunden war der Fehler in unserer Haussteuerung gefunden. Es lag nicht an den defekten Teilen, denn mit den neuen Relais gingen die Jalousien trotzdem nicht. Letztlich lag es an dem Miniserver. Das einzig merkwürdige war, dass eigentlich das ganze Haus ohne Funktionen hätte sein müssen und nicht nur einzelne Bausteine. Aber egal. Mit dem neuen Miniserver kam wieder Leben in unser Haus und wir konnten, nachdem Frank sich auch gestärkt hatte, weiterziehen.
Tbc