Auf dem Weg nach Tijarafe stoppten wir am wenig spektakulären Mirador de la Cumbre. Die Aussicht war weitestgehend durch inzwischen hoch gewachsene Sträucher und Bäume versperrt. Da nützt es auch nichts, dass auf Steinblöcken, die in verschiedenen Richtungen liegen, der Name der Stadt steht, die man theoretisch sehen könnte.
Der Mirador befindet sich an einer zweispurigen Einbahnstraße. Für die ganz vergesslichen Leute sind großer Schilder mit der Fahrtrichtung und Pfeile auf dem Boden angebracht.
Argual
Wir folgten der Hauptstraße, fuhren an El Paso und Los Llanos vorbei und stoppten am Straßenrand in Argual. Dort stehen entlang der Hauptstraße Reste eines alten Akquädukts. Auf dem Weg von Puerto de Tazacorte nach Los Llanos waren wir letzten schon daran vorbeigefahren oder vielmehr geflogen, ohne anzuhalten.
Von dort ging ich (Frank blieb bei Allmo) noch die wenigen Meter zum Plaza de Sotomayor, auf dem sonntags ein Kunsthandwerkermarkt stattfindet. Mit seinen hohen Bäumen und dem Steintor ist es ein hübscher Platz. Die Häuser drum herum machten auch einen gepflegten Eindruck.
Mirador El Time
Von der langen Fahrstrecke heute war Frank leicht genervt und nun ging es auch schon wieder die Berge hinauf zum Mirador El Time. Kurz zuvor stoppten wir noch an dem Mirador Barranco de las Angustias. Von dort hatten wir auch schon einen schönen Blick auf das Barranco und die Umgebung von Tazacorte.
Frank war von meiner Mirador-Sucht wenig begeistert und während ich vom Mirador El Time (594 Höhenmeter) auf das grüne Barranco, das Meer, den Vulkankrater des Tajogaite und auf seinem Lavastrom, der sich zum Meer hin teilte, blickte, sah er sich die Immobilienpreise im Schaufenster eines der Geschäfte an.
Der Großteil der Straße vom Mirador El Time bis nach Tijarafe war eine Baustelle. An der Verbreiterung der Fahrbahn wird fleißig gearbeitet und auf den letzten Metern wurde dazu der Felsen abgetragen. Das Gestein wurde direkt weiterverarbeitet und in kleinere oder größere Steine oder geschotterte Steinchen verwandelt.
Tijarafe
Zum Übernachten hatte ich einen Stellplatz neben einem Friedhof in Tijarafe ausgesucht. Dort gibt es die Möglichkeit Grauwasser zu entsorgen (allerdings nur wenn man den Kanaldeckel öffnet und genau über dem Loch parkt (wird schwierig, da sich das in einer Ecke befindet) und kostenfrei Frischwasser zu tanken.
Bis zu der Schmuggler-/Piratenbucht Poris de Candelaria wäre es von unserem Standort nicht mehr weit. Doch die Straße, die dorthin führt, soll sehr schmal und super steil sein (bis zum ersten Parkplatz rund 500 Höhenmeter auf 3,3 Kilometer, bis zum unteren Parkplatz sind es weitere 100 Höhenmeter auf einer Länge von 600 Metern). Letzte Tage hatten wir ja bereits entschieden, dass wir uns das nicht antun werden. Zumal wir vom Parkplatz auch noch einiges hinunter zur Bucht laufen müssten. Wobei die Bucht mit an den Felsen gebauten Hütten schon sehr ansprechend aussieht. Aber nein, dass ist abgehakt.
Die Sonne war heute mal da und mal weg. Und dieses Wechselspiel behielt sie auch bei, als wir den Parkplatz am Friedhof erreichten. Frank zauberte unser Abendessen, während ich den heutigen Tag fleißig tippte.
Unwetter naht
Bisher können wir uns über das Wetter wahrlich nicht beschweren. Doch laut dem spanischen Wetteramt wird’s ab heute Abend auf den westlichen Kanareninseln windig. Die Windwarnung für La Palma für die Nacht sogar die Stufe orange. Dazu kommt eine Regenwarnung der Stufe gelb. Es wird also spannend. Mir kam die Platzwahl sehr schlau vor, weil wir dort morgen auch den Regen aussitzen könnten ohne schmutzige Füße zu bekommen. Aber das wird sich dann ja noch zeigen.
Von den Wetterwarnungen wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nichts. Normalerweise schaue ich abends und morgens in die Kanaren-Nachrichten. Und wenn ich dran denke auch noch mal mittags. Doch mangels Internet war dies ja gestern Abend und heute Morgen nicht möglich und dann ist mir das erst wieder eingefallen, als ich den Bericht tippte. Und siehe da: die La Palma Nachrichten warnen morgen für Spaziergänge in Schluchten und im Wald und die Ostküste sollte man auch erst am Mittwoch wieder besuchen. Dort kann der Südwestwind zu kräftigen und böigen Föneffekten führen. Wie gut, dass wir heute von der Mitte in den Osten und dann wieder in den Westen gefahren sind. Unbewusst haben wir alles richtig gemacht. Kurz vor Sonnenaufgang werden intensive Regenschauer erwartet. Gewitter sind möglich. Uns erwartet also ein sehr spannender morgiger Tag.
Am Abend gab es wieder ein Problem mit unserer Haussteuerung. Franks Eltern waren erneut gefordert und mussten unter Franks Anleitung den Fehlern auf die Spur gehen.
Dienstag, 16. Januar 2024
Nach dem gegen 22 Uhr der Wind auffrischte und ich schon dachte „jetzt geht’s los“, ebbte dieser recht bald wieder ab. Wir hatten eine ruhige Nacht und auch der kurz vor Sonnenaufgang gemeldete Starkregen ließ auf sich warten. Entweder hatten wir mit unserem Standort auf La Palma eine glückliche Wahl getroffen, oder die Sturm- und Regenfront war verspätet oder gänzlich an der Insel vorbeigeflogen.
Wir entschieden uns dafür dennoch an unserem Standort in Tijarafe zu bleiben und einen entspannten (Büro)Tag einzulegen.
Am Morgen belagerten dunkle Wolken den Himmel in südlicher Richtung. Doch auch darin schien sich kein Regenwasser zu befinden. Bis zur Mittagszeit hatte es sich ringsum aufgeklart. Blauer Himmel und Sonnenschein, wohin wir auch blickten. Die Sonne hatte eine enorme Kraft und als ich Frank die Haare schnitt, kam ich beinah ins Schwitzen. Jetzt hat Frank wieder „Sommerhaare“.
Schon merkwürdig, dass bei einer Wetterwarnung der Stufe Orange kein einziger Regentropfen fällt und der Wind auch kaum mehr als ein laues Lüftchen war. Vielleicht ist morgen in den Kanaren-Nachrichten etwas über Unwetter an anderen Orten zu lesen.
Mit nichts tun ging der Tag sehr flott vorbei. Wobei nichts tun so ja auch nicht stimmt. Frank war ein wenig fleißig und ich buchte für uns die nächste Fährüberfahrt nach La Gomera. Am Freitagabend werden wir von La Palma über Teneriffa nach La Gomera fahren.
Zum Abendessen gab es köstliche Cheese-Burger und dann war der Tag auch schon fast wieder vorbei. Mit fünf Fahrzeugen gehen wir heute in die Nacht. Keine Ahnung, wo die heute alle herkamen. Letzte Nacht waren wir nur mit einem weiteren Camper hier.
Gegen 19:30 Uhr fing es dann tatsächlich noch an zu regnen. Erst ein paar wenige Tropfen und dann wurde ein leichter Landregen daraus. Ungefähr eine halbe Stunde dauerte der Spuk und dann war es auch schon vorbei. In der Nacht, so gegen 1 Uhr regnete es dann noch mal. Wie wir später am Tag erfahren sollten, regnete es in El Paso zweimal über für 5 Minuten.
Vom Unwetter tatsächlich betroffen war der Flugbetrieb. Es herrschten extreme Fallwinde, so dass Flüge abgesagt wurden. Dies erfuhren wir von dem Pärchen aus Bayern, mit denen ich zum Pico de la Nieve gewandert war. Anstatt nach La Gomera zu fliegen, mussten sie mit der Fähre übersetzten. Der Seegang war wohl auch ganz nett.
Mittwoch, 17. Januar 2024
Der Tag begann mit blauem Himmel. Nach dem Frühstück scheuchte Frank eine Camper-Nachbarin auf. Diese hatte gestern direkt an der Wasserzapfsäule und dem Grauwasserablass geparkt. Wie schlau so was ist, sei mal dahingestellt. Auf jeden Fall fuhr sie zügig ihren Van zur Seite und wir konnten uns mit kostenlosem Frischwasser eindecken und unseren Grauwassertank leeren. Nur für den Pipitank reichte es nicht. Denn das Abflussrohr war so dermaßen besch… in einer Ecke montiert, dass wir mit dem Pipiablass dort nicht ran kamen. Nach dem dies erledigt war, setzten wir unseren Weg fort.
Wir entdeckten, dass der Felsen, der sich gegenüber von unserem Übernachtungsplatz befand, tatsächlich vom Seitenprofil wie ein Nashorn aussieht.
Vom Mirador El Time ging es hinab ins Barranco de las Angustias. Wir sahen heute, dass es aus dem Vulkanschlot des Tajogaite qualmte. Hübsch ist der Vulkan anzusehen, wenn nur nicht die verheerenden Folgen gewesen wäre.
tbc