Als wir vor 12 Tagen auf dem Weg zur Area Recreativa El Pilar bereits über die kurvige LP-301 fuhren, stoppten wir weder an der Parkbucht beim Montana Quemada (von dort starten die geführten Touren zu dem Vulkan Tajogaite) noch an dem Mirador Astronomico del Llano del Jable. Dabei hatten wir an dem Tag schönstes Wetter. Der blaue Himmel hätte sich gut als Kontrast zu der grauen Asche und den grünen Bäumen gemacht.
Doch zu dem Zeitpunkt dachte ich noch, dass wir zu Fuß vom Montana Quemada in Richtung des neuen Vulkans laufen können und wir daher sowieso nochmal über diese Straße fahren werden. Da wusste ich noch nicht, dass das nur als geführte Tour möglich ist. Die Kosten für die ca. 5 Kilometer lange Wanderung (2,5 – 3 Stunden) liegen zwischen 28 und 38 Euro pro Person. Unterwegs werden immer wieder die CO2-Werte kontrolliert.
Heute war alles trüb, grau in grau, als wir auf die Straße in Richtung El Pilar abbogen. Zunächst fuhren wir durch die Wälder. Schattig war es dort auch schon letztes Mal, obwohl die Sonne schien. Kurs vor erreichen des Montana Quemada wurden neben der Straße die Spuren des Vulkanausbruchs sichtbar. Der Waldboden war bedeckt von einer grauen Ascheschicht. Vereinzelt wurde die Asche durch Kiefernnadeln bedeckt. Bis von der grauen Asche nichts mehr zu sehen ist werden die Bäume noch einiges an Nadeln abwerfen müssen.
Hinter dem Montana Quemada befindet sich der Tourenparkplatz, der heute leer war. Wir parkten auf der Fläche, die abgegrenzt ist. In alle Himmelsrichtungen stehen Schilder, die das Betreten des angrenzenden Gebietes verbieten. Ein mit Lavasteinen eingefasster Weg führt vom Parkplatz weg. Dies ist die Strecke, die derzeit nur im Rahmen einer Tour begangen werden darf.
Schnell lief ich ein paar Schritte in die verbotene Zone hinein und flott wieder hinaus. Draußen war es lausig kalt (auf rund 1300 Metern ohne Sonnenschein kaum verwunderlich) und die Luftfeuchtigkeit war jenseits von Gut und Böse.
Bei der grauen Landschaft mit dem grauen Himmel, sorgten nur die Bäume und die vertrockneten Kiefernnadeln, die sich von der Asche abhoben, für einen Farbtupfer.
Mirador Astronomico – Tajogaite
Unseren nächsten Stopp legten wir am Mirador Astronomico del Llano del Jable ein. Richtig mystisch ging es dort zu. Der graue Dunst zog an uns vorüber und die Bäume wurden darin eingehüllt. So schlimm war es also gar nicht, dass der Himmel nicht strahlend blau war. Jetzt kam eher ein wenig Endzeitstimmung auf.
Wir parkten Allmo auf einer Fläche am Straßenrand und gingen zunächst nur zum Mirador. Die Welt um uns herum versank im Einheitsgrau. Leichter Sprühregen kam hernieder.
Eine offene Schranke (an der das Durchgangs-Verboten-Schild hing) führte über eine Piste zu einem weiteren (neu angelegten?) Aussichtspunkt. Zunächst betrachtete ich die mit grauem Puderzucker überzogene Landschaft zu meiner Rechten. Erst als ich am Ende des Weges angekommen war, ein Holzgeländer diente als Abgrenzung, und mein Blick zur linken Seite wanderte, sah ich ihn: Den Vulkan Tajogaite. 1120 Meter ist der Vulkan hoch.
Auch heute qualmte er wieder fröhlich vor sich hin. Schon verrückt, dass nunmehr 28 Monate seit dem Ausbruch immer noch Gase austreten. Auch die Schwefelablagerungen, zu erkennen an den weißen Stellen am Kraterrand, waren deutlich zu erkennen. Tatsächlich kam dann für einen Moment die Sonne heraus und strahlte den Vulkan Tajogaite an.
Bei dem Vulkanausbruch 2021 wurden rund 3000 Gebäude zerstört, viele landwirtschaftliche Flächen wurden unter der Lava begraben. Nach der beinahe drei Monate andauernden Eruption blieb ein ca. 12 Quadratkilometer großes Lavafeld zurück. Das entspricht einer Größe von 1680 Fußballfeldern.
In den letzten 500 Jahren bildeten sich in der Cumbre Vieja etliche neue Krater und noch immer brodelt es in den Tiefen der Erde bzw. im Meer. Experten gehen davon aus, dass es mit einer 50 %-igen Wahrscheinlichkeit in den nächsten 50 Jahren zu einem erneuten Vulkanausbruch auf La Palma kommen wird.
Für Puerto Naos und La Bombilla gab es in der vergangenen Woche positive Nachrichten. Ein paar weitere Häuser wurden wir die Bewohner freigegeben, was bedeutet, dass sie vorerst dauerhaft dort wohnen können. Es sind nur sehr kleine Schritte zurück in die Normalität und das nach über zwei Jahren, die seit dem Vulkanausbruch vergangen sind. Ab dem 15. Januar darf der südliche Teil des Strandes Playa de Puerto Naos genutzt werden. Aber nur nach vorheriger Anmeldung und Beantragung eines QR-Codes. Der Strand wird dann von 11 – 18 Uhr nutzbar sein, der Zutritt über den QR-Code überwacht.
Wir folgten dem Streckenverlauf, ließen die graue Landschaft hinter uns und fuhren wieder durch die Wälder.
Cumbre Nueva
Kurz hinter der Area Recreativa El Pilar parkten wir Allmo in einer Kurve. Von dort führt ein Weg zu der Cumbre Nueva. Von dem Parkplatz an der Straße ist es ein Weg von rund 2 Kilometern hin und das gleiche dann auch noch mal zurück. Leichter Nieselregen setzte ein, mir war kalt. Sollen wir uns das wirklich antun?
Und dann entdeckte ich an dem Pflock mit den Wegweisern ein Schild, was ausdrücklich Fahrzeuge auf der Piste erlaubte. Ja so ein Zufall. Frank ließ sich das nicht zweimal sagen. Alles ist ihm lieber als zu wandern und mit Allmo auf einer Piste zu fahren steht natürlich ganz weit oben.
Auf dem Weg in Richtung des markierten Punktes bei Karten-Gockel streifte Allmo so einige Äste und entsprechend pitschnass wurde er. Das eigentlich besondere an de Cumbre Nueva ist, dass man dort Wolkenwasserfälle sehen kann. In rund 1450 Metern Höhe schieben sich die Passatwolken aus Richtung Osten kommend über den Bergkamm und lösen sich auf der Westseite wieder auf. Dies sieht dann aus wie ein Wolkenwasserfall, der über den Bergkamm fällt. Und soll ein sehr interessantes Naturschauspiel sein. Nun gut, heute hing eh alles in Wolken und Wasser hatten wir auch von oben. Nur das sich aus diesen beiden Komponenten dann doch nicht der eigentliche Wolkenwasserfall ergab.
Wir wendeten Allmo und fuhren im Einheitsgrau wieder zu der Hauptstraße zurück. Im leichten Regen ging’s zunächst noch ein Stück bergauf, bevor wir uns dann wieder Richtung Küste hinab schlängelten.
Tbc