
Es gibt immer zwei Seiten der Medaille. Hatten wir in den ersten zwei Tagen sehr schöne Kontakte in Marokko, so mussten wir in Chefchaouen leider negative Erfahrungen machen. Doch der Reihe nach.
Vom Oued Laou bis nach Chefchaouen war es nicht weit. Frank war über ein Durchfahrtverboten-Schild für LKW, Busse irritiert. Doch sowohl ich als auch ein junger Marokkaner, sagten/zeigten ihm, dass er weiterfahren soll.
Wir folgten der Hauptstraße durch die städtische Bebauung. Alles kein Problem. Der von mir ins Auge gefasste Parkplatz, sah voll aus und ein Stück weiter am Straßenrand standen die kleinen Bäumchen zu nah an der Parkfläche. Also etwas weitergefahren und gedreht.
Wieder vorsichtig zu dem Parkplatz gelünkert. Sah immer noch voll aus. Also dann vielleicht doch am Straßenrand, wo keine Bäume stehen. Ich sah noch, wie der vom Parkplatz winkte. Also ist doch noch Platz. Frank hielt an und wollte eigentlich rückwärts in die Straße setzen, um zu wenden. Doch zunächst mussten wir noch zwei Damen passieren lassen und dann kam von Frank „da klettert einer auf Allmo“. Wie jetzt? Ich raus, nach hinten gegangen, niemand zu sehen. Wo ich schonmal draußen war, konnte ich ihm direkt beim rückwärtssetzen helfen. Ich gehe ein paar Schritte zurück und sehe tatsächlich einen Mann auf Allmo. Das gibt’s ja nicht.
Lautstark schrie ich ihn auf Deutsch an, dass er sich da gefälligst runter bewegen soll. Er hat da nichts zu suchen und was das überhaupt soll. Er erwiderte etwas, was ich allerdings nicht verstand. Und meinte, während er sich langsam runterbewegte, mit mir diskutieren zu wollen. Aus der Straße, in die wir eigentlich rückwärts setzen wollten, kam zwei Männer, die bemüht waren, die Situation zu klären. Frank war inzwischen auch ausgestiegen und schrie den Typen, der nun von Allmo runter war, auch an. Ich drohte mit der Polizei, was keiner wollte, außer der Typ, der auf Allmo geklettert war. Ich glaube, in dem Moment sprach er Spanisch mit uns. Der Rest wollte nicht, dass die Polizei gerufen wird.
Die ganze Zeit war ein jüngerer Typ dabei, der aber nicht viel beizutragen hatte. Ob er den (vermutlich bekif…. ) Typen kannte oder nicht, wissen wir nicht so genau. Eigentlich wirkte es so.
Das Ganze hatte noch ein etwas älterer Herr mitbekommen, der sofort mit mir Englisch sprach und erklärte, dass die Menschen in Chefchaouen nett sind und wir jetzt den einzigen Idioten getroffen hätten. So sinngemäß. Wir sollten rückwärts setzen und zum bewachten Parkplatz fahren. Ich erklärte ihm, dass das unser Plan war, bevor wir den Typen auf dem Dach sitzen hatten. Er half dann mit und ich hatte den bekloppten Typen im Blick.
Der jüngere Typ sagte mir dann noch, bevor ich ihn Allmo einstieg, dass der andere wohl „stupid“ wäre. Ja, den Eindruck können wir nur bestätigen.
Wir fuhren also auf den bewachten Parkplatz und konnten zwischen einem Platz direkt vorne (vielleicht wären wir dafür etwas zu lang gewesen) oder hinten zwischen den LKWs/Transportern wählen. Wir nahmen den hinteren Parkplatz. Da sich, abgesehen vom bewachten Eingangstor, hohe Mauern um das Gelände herum befinden, wird es schon gut gehen.
Der Parkplatzwächter vom Parking Lahfid verlangte 30 Dirham (bei P4N stand was von 20 Dh, aber egal. Hauptsache Allmo stand sicher). Ich erklärte beiden Parkwächtern, dass sie gut aufpassen sollen. Der bekloppte Typ lungerte nämlich in der nähe der Zufahrt herum. Ich erklärte, dass die den Typen im Auge haben sollen, weil er vorhin auf unseren Camion geklettert wäre. Ob sie mich verstanden oder nicht weiß ich nicht. Auf jeden Fall beruhigten sie mich, dass auf dem Parkplatz alles ruhig wäre. Was wohl bedeutet, dass nichts passiert. Dennoch hatten wir ein ungutes Gefühl.
Dieses ungute Gefühl blieb, weil der Typ uns zunächst verfolgte. Wir hatten extra die Straßenseite gewechselt, damit wir nicht direkt an ihm vorbei mussten. Er lief parallel zu uns und war immer am rumschimpfen. Diesmal auf Englisch. Zumindest zum Teil Fu.. und ich war eine Bit.. Ja vielen Dank auch. Und dabei war ich heute sogar vorbildlich gekleidet. Lange Schlabberhose und langärmlige Bluse. Aber vermutlich hätte ich nicht so mit ihm Schimpfen dürfen, als er sich auf Allmo befand. Und mein Kopf ist auch nicht verschleiert.
Während wir stehen blieben, ich tat so, als würde ich das Gebäude auf der anderen Straßenseite fotografieren, dabei machte ich Fotos von ihm, wechselte er auf unsere Straßenseite und ging etwas voraus. Wir gingen daraufhin auf die andere Seite, denn dort lag unser eigentliches Ziel, die Medina von Chefchaouen.
Viele Treppenstufen führten nach oben und wieder nahm der Typ unsere Verfolgung auf. Frank meinte schon, dass wir ein Taxi hätten nehmen sollen, um erstmal wegzukommen. So ganz wohl war mir in den zunächst leeren Gassen auch nicht. Doch dann wurde es belebter. Wir machten in einer Nebengasse Fotos und der Typ ging weiter. Danach sollten wir ihn nicht mehr treffen.
Interessanterweise trafen wir später in der Medina gleich zweimal den jüngeren Typen wieder, der von Anfang an bei dem Bekloppten war. Ich fragte ihn, ob er den Typen kennen würde. Angeblich nur vom Sehen und das der Wirr im Kopf wäre. Glauben wir es mal.
Und damit unser kurzer Aufenthalt in Chefchaoen nach besser wird eine weitere negative Erfahrung:
Auf dem Weg raus aus der Stadt kamen wir an einem Kreisverkehr aus, neben dem auf einer Wand „I love Chefchaouen“ stand. Frank hielt auf einer der geschotterten Flächen neben dem Kreisel, während ich zum Fotos machen Ausstieg.
Gleich wollte mir irgendeine Dame ein Tuch oder ähnliches Verkaufen. Was ich nicht wollte. Dann wollte sie mich mit meinem Handy fotografieren. Was ich auch nicht wollte. Ich war fertig mit fotografieren und dachte noch, dass ich von dem anderen Parkplatz noch ein Foto mit der Kulisse von Chefchaouen machen könnte, als vier kleine Jungs auf Allmo zustürmten. Ich hörte Worte wie „Stylo, Ballon“ und später auch „Money for Parking“. Ja sicher! Frank war total überfordert, weil er sich mit den Gepflogenheiten nicht beschäftigt hat.
Ich wieder rein in Allmo mit einem Au revoir an die Kinder, was sie nicht zufrieden stellte. Sie wollten Money for Parking. Frank setzte sich dann endlich mal in Bewegung, um diesen schrecklichen Ort zu verlassen. Ich schaute, dass wir kein Kind umfahren, aber die waren selber auf der Hut. Frank schaltete zweimal Allmos Signalhorn an, was nur ein bisschen für Begeisterung bei den Bengeln sorgte.
Und dann ließen wir die Stadt endlich hinter uns. Unser dritter Tag in Marokko war also eher von negativen Erlebnissen geprägt und das schlimme ist, dass es als nächstes wieder in eine Stadt geht.
Frank klärte ich dann während der Fahrt auf, dass am Straßenrand bettelnde Kinder nichts bekommen. Auch keinen Stylo (Kugelschreiber). Aus bettelnden Kindern werden bettelnde Erwachsene und das geht gar nicht.
Wir sprachen auch noch darüber, wie unbegreifbar schnell der Typ auf Allmo geklettert war. Was wohl meine Theorie bestätigt, dass er im Rausch Flügel hatte und deshalb über unsere Treppe, die am Heck nur zur Deko hängt (und als Ablagefläche dient, wenn wir irgendwo stehen), über den Reifen, ruckzuck oben war. Zum Glück hat er nichts beschädigt und auch die PV-Module haben nichts abbekommen. Das Rif-Gebirge ist nicht weit, also ist die Rausch-Flügel-Variante nicht sehr abwegig.
Tbc














































































































































































































































































































































































































