In Midelt bogen wir in südliche Richtung auf die P7320 ab. Diese führte uns geradewegs zum Cirque de Jaffar. Einer interessanten Schlucht, deren Durchfahrt mit Allmo allerdings nicht möglich ist. Selbst mit kleineren Geländewagen ist es eine sehr schwierige Durchfahrt.

Die Landschaft war wiedermal sehr interessant. Irgendwann wechselten wir von Teer auf Piste. Unterwegs wurden wir zweimal von Hirten nach Schuhen angebettelt. Der eine zeigte auf seine Füße, an denen sich nur Socken befanden. Klar, wenn ich keine Schuhe habe, dann trage ich aber Socken. Vermutlich hatte er die Schuhe kurz vorher ausgezogen. Der zweite hatte definitiv Schuhe an den Füßen.

Wir sahen unterwegs nicht nur Herden mit Ziegen und Schafen, sondern auch unsere erste kleine Kamelherde. Natürlich mit Hirten, der auch irgendwas wollte.



Das in der Jaffer Schlucht den Sommer über Berberfamilien wohnen, wussten wir. Bereits entlang des Weges befanden sich die ersten primitiven Behausungen und sobald wir erblickt wurden sprangen Frauen und Kinder an den Straßenrand und signalisieren, dass wir stehen bleiben sollen. Was wir nicht taten. Frank rollte langsam und winkend an ihnen vorbei.

Die letzten 650 Meter war der Pistenverlauf nicht mehr, wie bei der Pistenkuh bzw. dem Wikiloc Trail, dem wir folgten. Es war eine „Umgehungspiste“ angelegt worden, die gut zu befahren war. Somit war der schlechte Teil der Strecke bis zur Talsohle nur noch 300 Meter lang.

Auf der eigentlichen Piste P7320 bauten die Männer des Dorfes (oder andere Männer) irgendwas. Frank meinte, dass wird das künftige Kassenhäuschen. Meinetwegen, dann würde wenigstens die Bettelei im Tal aufhören.

Auch im Tal war die Piste ein wenig anstrengend zu fahren. Vermutlich werden nach jedem Winter (Schnee/Regen) die vielen großen und kleinen Steine im nun trockenen und breiten Flussbett neu sortiert. Und die Piste muss entsprechend jedes Mal neu angepasst werden. Dadurch kann die eh schon leicht schwierige Fahrt durch den Canyon nochmal anspruchsvoller werden.



Und dann kamen die nervigen Berberfrauen auf uns zu. Gefühlt fuhren wir bei der einen fast über den Hof. Unrat lag überall herum. Die Flodders lassen grüßen. Die nächste versuchte eindringlich uns vom Weiterfahren abzuhalten. Was für ein resolutes Auftreten sie hatte. Das würde mit dem Fahrzeug nicht gehen. Wir wollten ja auch gar nicht durch den Canyon fahren, sondern nur bis davor und dann zu Fuß weiter. Das wollte sie aber nicht verstehen und wir verstanden sie nicht. Super!

Wir fuhren dann tatsächlich nur noch ein ganz kleines Stückchen weiter, weil wir uns unter den kritischen Augen der vier Berberfrauen (alle kamen aus ihren Hütten herausgeeilt) nicht durch die zwei enger beieinanderstehenden Baumreste zwängen wollten. Frank drehte und die eine Berberfrau meinte immer Bibi. Frank verstand Pipi und meinte, dass er nicht muss. Dabei war wohl Baby gemeint, was sie auf dem Rücken trug. Wobei es eher ein Kleinkind war, was vermutlich auch schon selbst hätte laufen können.

Wir stellten uns den Rand und verließen Allmo mit einem unguten Gefühl in Richtung des Canyons. Auch die nächste Frau kam angestürmt. Erzählte irgendwas, was wir nicht verstanden, und hielt Frank Münzen hin. Er nahm sie ihr aus der Hand und bedankte sich. Natürlich gab er ihr sie sofort wieder. Aber er meinte, dass sie ihm die Münzen angeboten hätte 😉 Wie wir es hassen, so penetrant angequatscht zu werden.

Der Eingang des Canyon war noch nicht zu sehen. Wir folgten zu Fuß der Fahrspur, die mal besser und mal schlechter war, bis wir den Eingang der Jaffar Gorge erreicht hatten. Theoretisch wäre davor ausreichend Platz zum Parken, Drehen und Wenden gewesen.



Wir gingen ein Stück in die Schlucht hinein, aber nicht bis zum Ende, was eigentlich der schönste Teil ist, weil da die Felsen sehr nah beieinanderstehen. Frank meinte, da kommt nichts mehr und obwohl ich es besser wusste, drehten wir um. Nun gut, die Sorge um Allmo war ja auch wieder im Gepäck.

Der Zustand der Strecke im Canyon war tatsächlich sehr schlecht. Immer wieder ragten große Felssteine in die Fahrstrecke. Ausweichen war nur mit Schieflage möglich und dann muss das Fahrzeug auch wendig genug sein, um das nächste Hindernis zu umfahren. An manchen Stellen waren zu große Schrägen/Löcher mit kleinen Felssteinen aufgefüllt worden. Mit Allmo wäre, wie erwartet, kein Durchkommen gewesen und einen kleineren Geländewagen würde ich auch nicht dadurch quälen wollen. Viel zu viele Risiken.

Vor dem eigentlichen schönen Teil des Canyons drehten wir also um. Demnächst sollte ich nicht auf Frank hören, sondern einfach weiterlaufen, egal was mein Allmo-Bauchgefühl sagt. Nun, Ärgern hilft nichts.



Zurück bei Allmo war natürlich alles in Ordnung. Auch kamen drei der vier Frauen wieder angelaufen. Die ältere Dame zeigte auf ihre Zähne. Ja, die sahen gut aus. Frank meinte, dass sie Zahnpaste wollte. Ich hatte „tirer“ verstanden, was meiner Meinung nach Ziehen heißt. Ob wir ihr den Zahn ziehen sollten? Ach, was ist das alles anstrengend und nervig.

Wir holperten zurück und waren froh, als wir den Cirque de Jaffer verlassen hatten. An der einfachen Berberbehausung standen die Kinder und signalisierten, dass wir stehen bleiben sollen. Nein, wollten wir nicht und taten wir auch nicht.

Frank fand am nächsten Abend einen Bericht, wonach die Gegend um den Cirque de Jaffar zu den ärmsten in Marokko gehört. Es stand aber auch drin, dass die Kinder, wenn sie einen Touristen erblicken, absichtlich die Mundwinkel nach unten ziehen um Mitleid zu erregen.

Wir folgten dem Hinweg nur wenige Kilometer und bogen dann nach links ab. Dort wollten wir uns einen schönen und hoffentlich ruhigen Übernachtungsplatz suchen. Wir fuhren an einem Hirten mit seiner großen Herde vorbei. Er sagte tatsächlich nur freundlich Bonjour und Ca va, und lachte dabei. Sonst stellte er keine Forderungen. Ich glaube es wird ein schwieriger Grad werden zwischen „was ist nett gemeint“ und „wo fängt es an lästig zu werden“. Heute überwog leider der lästige Teil. Und so geht es uns bereits nach der ersten Woche in Marokko.

An unserem ausgesuchten Übernachtungsplatz war es tatsächlich entspannt. Ein Herr fuhr auf einem Moped vorbei. Signalisierte während der Fahrt, ob wir Zigaretten hätten (verkaufen wollte er uns bestimmt keine) und wir antworteten lachend „no“. Er lachte auch und fuhr weiter. Es geht also auch ganz unaufdringlich.



Zum Abendessen waren heute die geschenkten Auberginen dran. Zusammen mit Kartoffeln, Zwiebeln und Paprika. Alles in einer Pfanne zubereitet. Während wir kochten, kam ein Hirte mit seiner Ziegenherde zu uns gelaufen. Er schaute neugierig zu, was wir da machten. Ich gab ihm was von der rohen Paprika, doch es war wohl nicht ganz sein Geschmack. Er aß es auf, aber noch einen Streifen wollte er nicht. Vielleicht kannte er auch keine Paprika oder isst sie sonst nur gedünstet.

Im Nachhinein dachte ich, dass ich ihm ja auch eine ganze Aubergine hätte schenken können. Aber da war auch die letzte Aubergine bereits in der Pfanne und der Hirte mit seiner Herde weitergezogen. Frank mag Auberginen nicht, deswegen würde er auch nie Moussaka essen. Ich finde sie ab und an in Ordnung.

Während der Essenszubereitung war die Sonne schon hinter den hohen Bergen verschwunden. Und dabei befinden wir uns schon auf fast 2000 Metern. Wir aßen innen, weil es uns draußen zu frisch war. Noch schnell den Abwasch erledigt und schnell wieder nach innen.

Was lernen wir aus dem heutigen Tag? Dieses ständige Anpreisen von irgendwas (Mineralien) und betteln für alles Mögliche nervt uns gewaltig. Vielleicht hätten wir nach dem wir die Gegend der Minen verlassen hatten schon „Feierabend“ machen sollen. Dann wären wir am nächsten Tag mit frischem Sinn den bettelnden Berbern begegnet. So war es vermutlich einfach zu viel für uns. Und dann konnten wir den Jaffar Canyon nicht mehr so genießen.

Freitag, 31. Oktober 2025

Die Nacht war ruhig und ohne Vorkommnisse. Nur kalt war es auf rund 2000 Metern. Wobei kalt relativ ist. Am Morgen waren es 12 Grad. Frank hatte abends unser Bett mit den Kuscheldecken ausgestattet, so dass wir weniger Bibbern mussten.

Nach dem Frühstück (als wir fertig waren, kam gerade die Sonne über den Berg), wollten wir eigentlich nur bis an den Rand des Canyons gehen und einen Blick hinunter werfen. Auf dem Weg kam uns ein einsamer Esel entgegen, der von der Piste runterging, um uns passieren zu lassen.

Tatsächlich gab es eine sehr steinige (ehemalige, jetzt nicht mehr befahrbare) Piste, die wir hinunter in den Canyon gehen konnten.

Als wir noch oben waren, hörten und sahen wir, wie zwei kleine Geländewagen aus dem Canyon kamen. Wie cool! Die hätten wir gerne im Canyon erlebt. Im Canyon entschieden wir uns noch ein paar Minuten zu warten, bis die Sonne etwas mehr in den Canyon scheint. Und als dann wieder Fahrzeuge zu sehen waren, machten wir uns auf den Weg in den Canyon.

Insgesamt handelte es sich um 10 – 15 spanische Geländewagen, die am frühen Morgen (es war noch keine halb 10 Uhr) durch den Jaffar Canyon fuhren. Wenn wir das gewusst hätten, wären wir früher hinunter gegangen. Das wäre ein Abenteuer gewesen, denen bei der Durchfahrt zuzuschauen.



Wir gingen bis zu der Stelle, an der wir gestern umgedreht waren. Die Passage mit den hoch aufragenden Felsen ist schon cool. Bis dahin wäre der Canyon auch breit genug für Allmo. Frank meinte immer, „das hätte noch gepasst“ oder „hier hätten wir drehen können“.

Erst als wir wieder aus dem Canyon rauswaren, schien die Sonne richtig hinein. Vor 10 Uhr sollte man zu dieser Jahreszeit nicht dort sein.



Und ein weiterer wichtiger Hinweis: Wer der Bettelei der Berberfrauen im Cirque de Jaffar aus dem Weg gehen möchte, der sollte entweder von unserem Übernachtungsplatz in den Canyon hinunter gehen oder alternativ auf die Piste südlich von Ait Oudin in Richtung des Canyons fahren. Entweder kann man dann oben stehen bleiben und den Rest zu Fuß gehen (das wäre dann die uns gegenüberliegende Seite) oder die etwas steile Abfahrt nach unten nehmen. Vor dem Canyon ist genügend Platz zum Parken.

Zurück bei Allmo bauten wir das Dachzelt ab und fuhren weiter. Anstatt auf der gleichen Piste nach Midelt zurückzufahren, folgten wir der Piste, an der sich unser Übernachtungsplatz befand.

Diese Piste, die nach Ait Ouiden führt, war deutlich schmaler und an einer Stelle bekam ich Mal kurz Schnappatmung. Wir standen in Schräglage und Frank stoppte, weil er es für besser hielt, nicht weiter in die Auswaschung reinzufahren. Rückwärtssetzten ohne Sperren klappte nicht. Mit Sperren war er dann erfolgreich und dann fuhren wir ein Stück weiter links und hatten die Auswaschung unter uns. Warum nicht gleich so???

Wir fuhren immer parallel zum Canyon und stoppten ein paar Mal für Fotos. Wir entdeckten Bewässerungsschläuche, die auf dem Canyonboden in Schlagen lagen, aber konnten keine Pflanzen erkennen. An ein paar Berberzelten kamen wir vorbei, doch falls dort jemand zu Hause war, waren die Personen nicht auf Zack. Vermutlich wird die Strecke noch weniger von Touristen befahren als die Piste von Midelt zum Cirque de Jaffar.



Dann kam uns auf der Piste noch ein Trecker mit einem Wasserfass entgegen. Frank fuhr von der Fahrspur runter, damit der Trecker vorbeikam. Doch der junge Mann hielt erstmal auf uns zu, stoppte, Motor aus. Er war sehr glücklich uns zu treffen. Strahlte über beide Ohren, begrüßte Frank mit Handschlag, wie einen alten Bekannten und winkte mir freundlich durchs Fenster zur. Was für ein lustiger Kerl.

Zum Ende der Piste befand sich zu unserer linken ein sehr großes Wasserbecken und daneben eine Obstplantage. Bei der Weiterfahrt waren wir dann schlauer. Hatten wir uns gestern schon gewundert, warum auf dem Kreisverkehr in Midelt neben Loren (Bergbau) auch ein riesiger Apfel stand, wussten wir nun warum. Der Anbau von Äpfeln scheint um Midelt sehr ertragreich zu sein. Später sahen wir an der Straße auch viele Verkaufsstände aufgebaut. Einzig angeboten wurden Äpfel. Die aber in verschieden Farben/Sorten.

Und dann lagen die 10 km Piste auch schon hinter uns und bei Ait Ouiden landeten wir wieder auf Teer.

Im Dorf signalisierten ein paar Jungs, dass wir die Hupe betätigen sollten, was Frank zum Anlass nahm, gleich mehrfach Allmos Signalhorn zu aktivieren. Eine ältere Dame schaute dabei eher verschreckt. Hoffentlich hat’s den Jungs gefallen.


Wir nahmen Kurs auf den Tafelberg, bogen dann jedoch nach Osten ab.

Tbc

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