In Midelt fuhren wir wieder die Umgehungsstraße und hielten uns dann weiter Richtung Osten bzw. Süden. Wunderschöne Landschaften lagen auf unserem Weg. Besonderes Highlight sollte der Ziz Canyon werden.

Doch auch zuvor fuhren wir über eine schöne Passstraße. Allmo überholte mehrfach LKWs, was gut ging, weil für jede Richtung zwei Spuren zur Verfügung standen. Wir überholten zwei Radfahrer mit Satteltaschen und stellten fest, dass vorne ein Kleinkind in einer Konstruktion mit drinsaß. Ob diese Art der Fortbewegung für das kleine Kind so ideal ist?



Am Oued Hamza legten wir unseren Mittagspausen Stopp ein. Dort gab es niemanden, der aus dem Fahrzeug raus irgendwas verkaufen wollte. Der Blick auf die Felsen und das Wasser im Oued Hamza sah schön aus. Einziger Nachteil: es lagen überall die Scherben von zerschlagenen Flaschen. Sogar auf dem Zufahrtsweg zu dieser Stelle.

Ich setzte Brotteig an und wir belegten die letzten Toastscheiben. Kaum, dass wir in unsere Brote bissen, kam ein Junge auf einem Moped vorbei. Er sagte „Hallo“ und sonst nichts. Der Motor lief und die Abgase drangen in meine Nase. Also wechselte ich von der Schattenseite auf die Sonnenseite, legte mein Brettchen auf die Küchenarbeitsplatte, stellte meinen Kakaobecher ab und dann kam eine Windböe.

Die Wurst flog vom Brot, landete aber auf der zweiten Arbeitsplatte. Ich sicherte alles (Wurst und Brot) und dann wurde die Küchenrolle (die noch aufgehangen werden wollte) übergriffig, und warf den noch gut gefüllten Kakaobecher um. Der Kakao ergoss sich über die beiden Arbeitsplatten, tränkte meine Brotscheiben samt Wurst und tröpfelte auf die Zewarolle, die es bei ihrem Übergriff bis auf den Boden geschafft hatte. Super gelaufen. Der Junge, der vermutlich nur neugierig war, war inzwischen wieder gefahren. Nachdem ich meine durchtränkten Brote aufgegessen hatte, fuhren wir auch weiter.



Über teilweise sehr staubige Ausweichstraßen (die Hauptstraße wurde neu geteert), fuhren wir weiter in Richtung des Ziz Canyon. Unterwegs fanden wir endlich Mülltonnen. Seit wir Fes verlassen hatten, waren keine Mülltonnen sichtbar am Straßenrand zu sehen. Dafür riesige „Müllhalden“ entlang der Straßen. Frank hatte schon überlegt, ob wir abends – typisch marokkanisch – unseren Müll verbrennen müssten. Aber so hatte sich das Problem dann doch noch erledigt.

Auf dem Weg durch den Ziz Canyon befindet sich eine Tunneldurchfahrt. Ich konnte vorher nicht herausfinden, welche Durchfahrtshöhe der Tunnel hat und war erleichtert, als Schilder eine Höhe von max. 3,5 m signalisierten. Der Zaabal Tunnel wurde 1929 in den Felsen geschlagen. Wir stoppten an dem dahinterliegenden Aussichtspunkt und blickten auf die interessanten Felsen. Die beiden jungen Männer, die dort etwas verkauften, waren abgelenkt, weil ein Reisebus mit Touristen (wie hat dieser durch den Tunnel gepasst?) ebenfalls dort stand und zudem auch noch ein marokkanischer LKW-Fahrer mit einem Reifenwechsel beschäftigt war. Somit blieben wir unbemerkt. Glück gehabt.



Später stoppten wir noch an einer Haltebucht, an der niemand was verkaufen wollte und blickten von dort nochmal in den Canyon. Von der Haltebucht davor kam dann aber tatsächlich noch jemand angelaufen, um uns irgendwas zu verkaufen. Frank rief direkt „no, merci“ (wir saßen bereits in Allmo) und auch „nur mal schauen“ wollte er auch nicht. Schwupp, weg waren wir.

Die Landschaft entlang des Ziz Canyon könnte sich tatsächlich irgendwo in Arizona (USA) befinden. Rot-braun schimmern die Felsen des Canyons. Ein Fluss schlängelt sich neben den Felswänden entlang. Abgesehen von den Palmenoasen und der anderen Bauart der Häuser, sieht’s tatsächlich aus wie im Wilden Westen. Eine sehr coole Landschaft, der wir einige Kilometer folgten.



Eigentlich hatte ich als Übernachtungsplatz am Canyon ins Auge gefasst. Zu Fuß hätten wir von dort zu einem Wasserfall wandern können (vor drei Monaten war dieser jedoch trocken).  Es war aber so warm, dass wir stattdessen links zum Stausee abbogen, anstatt rechts zum Canyon.

Als wir ankamen, stand oberhalb des Sees ein marokkanisches Fahrzeug geparkt und zwei Ziegenherden gingen am Stausee spazieren. Mir schwante direkt schon wieder böses. (Ich muss mit den Vorurteilen aufhören.)

Wir fuhren hinunter und suchten uns zwischen den Scherben von zerbrochenen Bierflaschen einen graden Platz. Das Zerschlagen von Glas-(Bier)flaschen scheint in Marokko Volkssport zu sein.

Das Wasser des Barrage Al-Hassan Addakhil war fast schon warm. Was ich nicht bedacht hatte: es ist Freitag und somit Wochenende. Kaum das wir eingeparkt und Frank das Dachzelt aufgebaut hatte, war das erste Motorengeräusch zu hören. Ein Pkw parkte hinter uns, dazu gesellten sich zwei Mopeds. Ein paar weitere Mopeds und ein Pkw folgten.



Natürlich waren es alles Männer. Alle grüßten freundlich und machten das, wofür sie gekommen waren: Angeln. Sie saßen in mehreren kleinen Gruppen zusammen und waren relativ ruhig. Es war ein sehr angenehmer und friedlicher Nachmittag. Auch von oben kamen ein paar Leute gelaufen, die ihr Fahrzeug nicht über die holprige Piste runter quälen wollten. Ich fand’s auch schon sehr sportlich, dass der eine junge Mann mit seinem normalen PKW runtergefahren war.


Später brachte dieser junge Mann uns tatsächlich zwei Gläser mit marokkanischem Tee vorbei. Diesmal nahm auch Frank das Angebot an. Als Frank die gespülten Gläser zurückbrachte, unterhielt er sich eine ganze Weile mit den beiden Männern. Auf Englisch natürlich. So erfuhr er, dass er Franzosen nicht leiden kann (ehemalige Kolonialherren) und sich lieber mit Leuten auf Englisch unterhält. Sein Bruder lernt Deutsch, weil er nach Deutschland möchte. Frank sprach die penetrante Art der Berber an und bekam bestätigt, dass die Gegend gestern mit die ärmste in Marokko ist. Aber diese Art der Bettelei hätte er so noch nicht erlebt und konnte er nicht nachvollziehen und nicht gutheißen. Er empfahl Frank noch ein paar Gegenden, wo wir unbedingt hinmüssen. Natürlich hatte ich das schon auf dem Schirm.

Unser Abendessen bereiteten wir dann im Halbdunkeln zu. Ich wollte vorher nicht mit der Zubereitung beginnen, weil ich nicht wollte, dass Frank das Gespräch mit den Marokkanern vorzeitig abbricht. Anstatt der Reste von gestern gab es Salat (die traurigen Reste vom Romana-Salat) mit Avocado (die waren auch schon überreif), einer der beiden geschenkten Granatäpfel (Frank war fleißig mit puhlen beschäftigt) und ein paar Kürbiskernen. Den Abwasch verschoben wir auf den nächsten Tag.

Wir saßen noch eine Weile draußen. Es war auch nach Sonnenuntergang noch angenehm mild draußen. Bereits vor 20 Uhr waren die beiden PKWs (auch der nette junge Mann) gefahren. Nur die Mopedfahrer waren noch da und unterhielten sich in gemäßigter Lautstärke. Irgendwie war es schön den Klängen der Stimmen so mit einem Ohr zu lauschen.

Samstag, 1. November 2025

Nachdem um Mitternacht alle verschwunden waren, hatten wir eine sehr ruhige Nacht.

Am Morgen kamen zwei junge Männer mit ihren Rädern zum Angeln. Der eine entschuldigte sich später bei mir, dass sie uns stören würden. Ich erklärte ihm, dass dies nicht der Fall ist. Und dass es ihr Land sei und wir nur Gäste sind. Daraufhin meinte er „Welcome to Morocco“.

Wir saßen noch ein wenig in der Sonne und fuhren dann weiter.

tbc

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