Bereits vor zwei Jahren verbrachten wir unsere letzte Nacht in Montenegro am Long Beach südlich von Ulcinj. So sollte es auch dieses Jahr sein.

Auf dem Weg dorthin wollten wir noch ein paar Lebensmittel einkaufen. Und stoppten dazu spontan an einem relativ neuen Voli Supermarkt, der über einen ausreichend großen Parkplatz verfügte.

Die Besteigung des Bergs, um das Haj Nehaj Fortress zu besichtigen, ließen wir aus. Der Berg war für uns viel zu hoch und das Wetter zu schön, um sich berghoch zu quälen. Also hielten wir weiter Kurs auf Ulcinj bzw. den Long Beach.

Der 12 Kilometer lange Strand unterteilt sich in viele kleine Strandabschnitte, deren Namensgebung von den jeweiligen Bars und Strandbuden geprägt ist. Wie vor zwei Jahren stellten wir uns an den Adriatica Beach.

Die Strandbude hatte für dieses Jahr die Saison beendet. Ein Wind- und Sandschutz war an der zum Meer zugewandten Seite angebracht worden. Wir hatten gestern mit unserer Heck-Nachbarin C. verabredet, dass wir uns irgendwo zusammen an den langen Strand stellen. Obwohl wir etwas früher losgefahren waren, trafen wir dann doch fast gleichzeitig ein. Später sollten wir lernen, dass der weiße Van, der in der Nähe parkte, auch mit uns die letzte Nacht an dem Lost Place Hotel verbracht hatte.

Nach dem Mittagssnack schnappten wir uns unsere Strandstühle und setzten uns in den Sand mit Blick aufs Meer. Endlich kam richtiges Strand-Feeling auf. Doch dieses hielt zunächst nicht lange an. Ein vermeintlicher Schwede (wobei nur das Kennzeichen schwedisch war, der Herr war ein Einheimischer) hatte wohl nicht bedacht, dass sein Mercedes nicht so ganz strandtauglich ist. Bei dem Versuch vom Strand wieder zum „Ausgang“ zu fahren, grub er sich schön in den Sand ein.

Einsatz für Allmo


Wir eilten sofort zur Hilfe. Einen Abschlepphaken hatte der Herr nicht. Gestisch erklärte er, dass wir ihn zurückschieben sollen, damit er dann auf festen Sand weiterfahren kann. Er buddelte fleißig mit den Händen und nur mit einer Badehose begleitet. Das Buddeln sah schon sehr professionell aus, vermutlich hatte er schon Erfahrung damit. Ein Stück bekamen wir ihn geschoben, aber nicht ausreichend. Ich winkte einen Herrn herbei, der an den Strand kam. Nachdem er mein erstes Winken ignorierte, kam er dann beim zweiten Mal zu uns. Vermutlich hatte er gedacht, dass sich die blöden Touristen selbst aus der Lage befreien sollen, doch dann merkte er schnell, dass der Schwede kein Schwede ist und wir nicht in dieser Lage steckten, sondern der Einheimische.



Der hinzugerufene Herr konnte sich mit dem gestrandeten Herrn und mit uns unterhalten (er sprach ein wenig deutsch) und vermitteln. Mehrfach versuchten wir es mit schieben. Der gestrandete Herr buddelte zwischendurch fleißig. Irgendwann sah er ein, dass Buddeln und Schieben nicht zum Erfolg führten. Und meinte, ob wir ihn nicht doch an seiner Anhängerkupplung rausziehen könnten. Der andere Herr vermittelte, dass es auf sein Risiko ist, weil wir Sorge hatten, dass die Anhängerkupplung nicht stark genug wäre. Da hatte der gestrandete Mann aber keine Bedenken.

Uns so kam Allmo auf der diesjährigen Reise zu seinem ersten Rettungseinsatz. Mit einer Leichtigkeit zog er den Mercedes aus dem weichen Sand raus und auf festeren Sand. Wir entschieden zunächst, dass der nun-nicht-mehr-gestrandete-Herr es selbst probieren soll (über einen anderen Weg) vom Strand runter zu kommen, doch nach dem er sich ein Stück von uns entfernt hatte, bleib er stehen und symbolisierte, dass wir das Seil wieder anhängen sollten und ihn komplett vom Strand ziehen sollen.

Also fuhr Allmo zu ihm hin, Frank befestigte wieder das Abschleppseil und zog den Mercedes an der Anhängerkupplung vom Strand runter. Der Herr bedankte sich und brauste davon.

Nach dieser Strand-Rettungsaktion machten wir es uns wieder auf unseren Strandstühlen gemütlich. Die Sonne schien, es war angenehm warm und wir konnten uns nur schwer vorstellen, dass in der Nacht wieder Regen und Wind gemeldet sind. Kann das Wetter nicht mal etwas länger schön bleiben?

Als wir vom Strand zurück kamen hatte C. uns mit ein paar Mandarinen beglückt. Da freuten wir uns drüber. Ein Strandverkäufer war am Fahrzeug vorbeigekommen. Bei uns war nur ein Herr mit Sonnenbrillen und Öl (sah nach Massageöl aus) vorbeigeeilt.

Zum Abendessen bereitete Frank die Cevapcici zu. Diese sollte es in einer Teigtasche geben, mit grünem Salat und Tomaten. Mir schmeckte das Fleisch jedoch nicht (ich habe schön öfters festgestellt, dass mir Cevapcici nicht schmeckt), so dass ich mir die Teigtasche mit einer Wurstscheibe belegte. Frank fand sein Abendessen super lecker. Das ist doch die Hauptsache.


Inzwischen nahm die Mückenflut zu (ich hatte mich eingesprüht, Frank nicht), so dass wir nach dem Abwasch in die Doka flüchteten. Während ich noch schnell den Müll zum Container brachte, fuhr Frank unser Hubdach hoch. Bei gemeldetem Wind und Regen hatten wir keine andere Wahl. Diesmal versuchte Frank die Teichfolie über dem Durchgang so zu befestigen, dass wir keine böse Überraschung (ich sag nur Wassereinbruch) erleben würden. Und tatsächlich blieb es innen trocken.

Mittwoch, 9. Oktober 2024

In der Nacht nahm ich wahr, dass es etwas regnete und windig war. Frank meinte, dass der Wind gegen 2 Uhr an Stärke zugenommen hätte. Am Morgen war es zunächst trocken, die Sonne schien, es wehte ein frischer Wind. Nach dem Frühstück, welches wir in der Doka zu uns nahmen (so konnte uns die Wurst nicht vom Brot fliegen und gar das ganze Brot) unternahmen wir einen kleinen Strandspaziergang.


Von Westen näherten sich bereits dunklere Wolken, so dass wir uns bald auf dem Rückweg zu Allmo machten. Während Frank sich zunächst noch für eine Bürozeit nach draußen setzte, musste er recht bald nach innen flüchten. Regentropfen fielen vom Himmel.

Da das Wetter auch in den nächsten Tagen einen Sonne-Wolken-Regen-Mix bereithält, hatte ich mir schon vorgestern überlegt, ob wir das einfach hier aussitzen sollen. In Albanien würden wir als erstes in die Berge nach Theth fahren. Das wäre bei gutem Wetter sicherlich besser und schöner. Und so blieben wir einfach noch ein wenig am Long Beach.

Zur Mittagszeit spazierten wir noch ein wenig am Strand entlang. Nachmittags kam dann ein längerer kräftiger Regenschauer herunter. Interessanterweise zeigte keine meiner Wetter-Apps dieses Regengebiet an. Die Pfütze zwischen uns und C. wurde zu einem kleinen See.

Später vernahmen wir ein Miau was irgendwo unter Allmo her kam. Ein kleiner Tiger hatte es sich auf Allmos Getriebe gemütlich gemacht und maunzte uns an. Mit Futter war der Kleine vom Getriebe herunterzulocken, sprang nach der Stärkung jedoch wieder hinauf.


Zum Abendessen gab es das gleiche wie gestern. Den Abwasch erledigten wir nur zur Hälfte, weil’s wieder heftig zu regnen begann.


Donnerstag, 10. Oktober 2024

Der Morgen startete deutlich freundlicher und weil für heute kein Regen gemeldet war (erst wieder in der Nacht bis zum nächsten Mittag), entschieden wir noch zu bleiben.

Strandsäuberung


Nach dem Frühstück machten wir es uns am Strand auf unseren Stühlen gemütlich. Wind und Wellen hatten in der Nacht dafür gesorgt, dass am Long Beach nicht nur Schwemmholz, sondern auch von ganz viel Plastikmüll angespült wurde. Inspiriert von einer anderen Camperin schnappten wir uns ein paar Müllsäcke und begannen mit der Strandsäuberung. Erst sammelten wir beide, dann nur noch Frank und ich brachte das Gesammelte zu einem der beiden großen Container. Dort passte allerdings nicht mehr so richtig viel hinein.

Als ich nach dem Gang zum Container noch etwas mit L. und M. sprach, war Frank schon bis zum MCM Beach gekommen. Unterwegs hatte Frank Eimer und Plastikkisten mit dem gesammelten Müll aufgestellt. Ich kam bei ihm an, als er sich gerade mit einem Mann auf Englisch unterhielt. Es war der Betreiber des MCM, der sich dafür bedankte, dass wir den Strand aufräumen. Er hatte uns eine Flasche Wasser und eine Dose Saft mitgebracht, als Dankeschön. Frank klärte mit ihm ab, ob wir das Gesammelte an dem Turm der Strandaufsicht abstellen und ob er es von dort abholen könnte. Diesem stimmte er zu. Wir säuberten dann noch die restliche Fläche am MCM, sammelten den defekten Plastikkorb mit jede Menge Flaschen noch ein und warfen alles in den großen Container. Hoffentlich werden die Container bald abgeholt. Viel Platz war nicht mehr.

Nach dieser Schweißtreibenden Arbeit sprangen wir unter die Stranddusche (wie gut, dass die noch in Betrieb war) und ruhten uns ein wenig auf unseren Stühlen am Strand aus.

Mordanschlag


Später besuchte uns ein Hunde-Rudel (3 braune Hunde und ein schwarz-weißer Hund) zunächst am Strand und dann bei Allmo auf. Anfänglich fanden wir das ja noch ganz nett. Aber als dann plötzlich zwei der Braunen (der kleine Dunkle und der Hellbrauen) anfingen etwas zu jagen, ich bemerkte, dass es der Tiger war, dieser unter Allmo flüchten wollte, es nicht schaffte und von dem Hellbraunen an der Pfote weggezerrt wurde, ich schon aufsprang, um die Hunde zu verjagen und der Hellbraune dann dem Tiger in die Kehle biss, da war es mit der Hunde-Freundschaft vorbei. Mein Aufschrei und der Versuch die Hunde gestisch wegzujagen war erfolgreich. Frank fragte ganz vorsichtig, ob der Tiger tot ist. Nein, war er nicht. Aber leicht geschockt. Anfassen lassen wollte er sich nicht (er war ja vorher auch schon schüchtern) und als er unter Allmo lief, um sich auf dem Getriebe zu verstecken, sah ich nur, dass eine Pfote etwas blutete. Vermutlich die, in die der Hellbraune gebissen hatte.

Die Hunde waren nicht mehr von Allmo bzw. von uns wegzubekommen. Wir versuchten sie wegzulocken. Sie folgten uns auf einem Strandspaziergang und auch wenn es so aussah, als ob sie etwas anderes interessantes gefunden hätten, so kamen sie doch wieder zu uns zurück. Wir verschafften dem Tiger etwas Entspannung, in dem wir uns wieder an den Strand setzten. Das Rudel war um uns versammelt.


Der schwarz-weiße Hund tat mir etwas leid. Er gehörte zu den Guten, hatte sich aber mit den falschen Freunden eingelassen. Als ich ihn streichelte und erklärte, dass er sich andere Freunde suchen soll, kam der böse Hellbraune direkt an und knurrte den lieben Hund an. Ich sag’s doch: die falschen Freunde.

Auch beim Abendessen, es gab Lummer mit Salat und Nudeln, hätten die Hunde uns am liebsten das Fleisch vom Teller geklaut. In zwei stillen Momenten gab ich dem schwarz-weißen etwas von meinem Fleisch, was nicht so gut kaubar war. Dem Tiger legten wir Futter auf Allmos Reifen, damit er sich etwas stärken konnte. Die Hunde lagen nachher auf der Fahrerseite und taten, als könnten sie kein Wässcherchen trüben.

Für die Nacht erwarten wir wieder Regen. Mal sehen, wie viel es wird.

Freitag, 11. Oktober 2024

So viel Regen kam in der Nacht zum Glück nicht runter und im Gegensatz zu der Wettervorhersage war es am Morgen zunächst trocken. Nach dem Frühstück und einer kleinen Bürozeit brachen wir auf. Den Hunden war es über Nacht wohl zu langweilig geworden und auch Tiger saß nicht mehr auf Allmos Getriebe. Wir schauten vorsichtshalber mehrfach nach und auch an anderen Stellen. Hoffentlich war der kleine Tiger gut und sicher weggekommen.

Bevor wir über die Grenze zu Albanien fuhren, stillten wir nochmal Allmos Durst (in Montenegro ist der Diesel deutlich günstiger als in Albanien) und kauften bei Voli ein wenig Frischwurst und Brot ein. Supermarkt und Tankstelle liegen direkt nebeneinander. Bereits vor zwei Jahren hatten wir dort auch Halt gemacht.

Die Mitarbeiter im Supermarkt hatten mal wieder die Langsamkeit erfunden. An der Wursttheke standen wir Ewigkeiten an und an der Kasse ging es noch langsamer voran. Zum einen schaffen es die Kunden nicht ihre Einkaufskörbe auszuräumen und die Waren aufs Band zu legen und zum anderen muss die Kassiererin nach dem Scannen auch noch die Waren in eine Tüte legen. Unselbständiger könnten die Kunden kaum sein. Während wir an der Kasse warteten und warteten, kam ein heftiger Schauer herunter. Eigentlich unser Glück, denn das Roma-Kind (vermutlich ein anderes als vor 2 Jahren), verzichtete darauf uns hinterher zu rennen und sich an den Spiegel zu hängen. Bei so was reagiere ich ja eh total empfindlich.

Der Tankwart war ganz entspannt und ließ uns selbständig den Tank befüllen. Die freie Zeit nutzte er für ein Schwätzchen mit uns. Wir erfuhren, dass es letztes Jahr bis zum 20. Oktober noch super warm war und man ohne Probleme im Meer baden konnte. Frank wollte wissen, warum wir so viele Fahrzeuge mit amerikanischen Nummernschildern sehen. Ganz einfach. Die Leute waren vor 40 – 50 Jahren in die USA ausgewandert, weil es dort mehr Geld zu verdienen gab und ein besseres Leben. Doch nach wie vor sind sie mit ihrer Heimat verbunden und kehren oft den Sommer über zu ihren Wurzeln zurück. Das Auto wird verschifft und so kommt es, dass wir so viel Amerikaner in Montenegro herumfahren sehen (in Albanien sollten wir später auch noch ein paar Fahrzeuge sehen).

Wir legten die letzten Kilometer in Montenegro zurück und fuhren gefühlt dem schlechten Wetter entgegen. Theoretisch kannten wir den Weg schon. Praktisch konnten wir uns nur an die verlassene Feuerwehr (neben einer ehemaligen Stickerei oder Weberei) erinnern.

Tbc

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert