Am Ostufer des Ohrid See fuhren wir Richtung Süden. Die Bay of the Bones war unser Ziel. Kurz hinter Ohrid wurden wir von einem Polizisten heraus gewunken. Zu Dritt führten diese Geschwindigkeitsmessungen mit einem Dreibein durch. Dabei war Frank nicht zu schnell gefahren. Ich vermutete schon Willkür und das Schröpfen eines Touristen. Aber nein! Nach dem wir angehalten hatten wünschte uns der Polizist einen schönen Tag und wir konnten weiterfahren.
Bei der Bay of the Bones handelt es sich um den Nachbau eines prähistorischen Dorfes, welches sich ungefähr an selbiger Stelle, wie das heutige Museumsdorf befand.
1997 entdeckte man im Wasser des Ohrid See Holzstützen, aber auch Tongefäße. Die Fundstücke stammten aus der späten Bronzezeit bzw. frühen Eisenzeit, also 1200 bis 700 vor Christus. Die „Ausgrabungen“ dauerten bis 2005 an und brachten 6000 Holzstützen zu Tage, worauf geschlossen wird, dass die Siedlung 8500 qm groß war.
In einem kleinen Ausstellungsraum waren ein paar der damaligen Funde ausgestellt.
Auf Holzstützen über dem Wasser wurden 24 dieser prähistorischen Häuser nachgebaut. Die Häuser enthielten eine Schlafstätte (mit Tierfell ausgelegt), eine Kochstelle (kleiner Backofen) und eine kleine Sitzmöglichkeit. Natürlich alles aus Materialien, die die Natur zur Verfügung stellt.
Glücklicherweise konnte das Eintrittsgeld von 150 Denar pro Person mit Karte bezahlt werden, wobei 10 Denar an Gebühren dafür zusätzlich erhoben wurden (also 16 Cent). Eine Zahlung in Euro war nicht möglich.
Wir sahen uns alle Häuser von innen an. Auch wenn sie im Wesentlichen ähnlich eingerichtet waren, so war doch das ein andere ein wenig anders arrangiert. Frank war von dem Stein-/Lehmfußboden sehr begeistert.
Ein fieser Wind pfiff uns die ganze Zeit um die Ohren, besonders wenn wir diesem voll ausgesetzt waren. Das war am Prespa See noch nicht gewesen.
Von der Bay of the Bones fuhren wir zurück nach Ohrid und parkten außerhalb vom Stadtzentrum, auf einem Parkplatz in der Nähe der Polizeistation. Während wir uns einen kleinen Mittagssnack gönnten ging ein Typ auf der anderen Seite vom Weg lang und rotzte, mit einem bösen Blick, in unsere Richtung. Wenige Meter weiter sagte er irgendwas zu der Reisegruppe, die vor dem Bus stand, und zeigte in unsere Richtung. Irgendein Problem schien der Typ mit uns zu haben. Das machte es für uns nicht leichter Allmo allein auf dem Parkplatz zurückzulassen, während wir zu Fuß in die Stadt gingen. Aber es half ja nichts.
Bis zum Zentrum gingen wir in etwas 20 Minuten. Eigentlich führt der Weg immer an der See-Promenade entlang. Allerdings drückten die Wellen so auf den Rand, dass das Wasser meterhoch auf die Promenade spritze.
Wir gingen daher ein Stück an der Straße entlang, die von Restaurants und Hotels gesäumt war. Am kleinen Hafen (für Fähren und Ausflugsschiffe) wehte eine riesige Nordmazedonien Flagge und schon befanden wir uns im Stadtzentrum.
Im Zentrum herrschte ein riesiger Trubel. Mehrere Reisebusse hatten Touristen ausgespuckt und diese standen nun mit uns im Zentrum. Wir bahnten uns den Weg durch die Gruppen und suchten eine Wechselstube, die an einem Sonntag geöffnet hatte. Schnell wurden wir fündig. In bester Lage, unweit vom Anleger, gab es eine. Wir wechselten 50 Euro und erhielten 3000 Denar. Jetzt können wir wenigstens Kleinbeträge mit Bargeld bezahlen.
Anschließend entflohen wir dem Getümmel und gingen zu der Sophienkirche. Unterwegs sahen wir eine Katze mit Korsett. Ach nee, sie hatte sich in den Griff einer Papiertüte gezwängt und hatte diesen um den Bauch „gebunden“. Der Versuch sie zu fangen, endete mit ein paar Kratzern. Da sie nicht zutraulich war und wir auch kein Futter dabei hatten, waren unsere Lockversuche vergebens und wir konnten sie nicht von ihrem „Korsett“ befreien.
Die Sophienkirche sahen wir uns nur von außen an (Eintritt hätte 150 Denar pP gekostet). Auf der Rückseite entdeckten wir per Zufall versteckte Wandmalereien. Anscheinend gab es an der Außenfassade mal Wandmalereien, die dann überbaut wurden. Jetzt waren ein paar wenige Stellen freigelegt. Außerdem gab es auch zwei Wandreliefs, die an ihrem Platz etwas fehl (weil unvollständig) wirkten.
Unser Idee, über den Boardwalk an den Felsen entlang, bis zur Kirche des heiligen Johann von Kaneo zu geben, verwarfen wir aufgrund von Wind und Wellen. Wir wären nicht trockenen Fußes über den Boardwalk bis zu der Kirche gekommen. Auch wenn es nur um die 600 Meter gewesen wären.
Stattdessen gingen wir lieber zu Allmo zurück. Hoffentlich war dort alles in Ordnung. Der Wind hatte um einiges zugelegt und blies uns auf dem Rückweg frontal ins Gesicht. Ganz schön unangenehm. Kurz vor dem Parkplatz kam uns der merkwürdige Typ entgegen, aber bei Allmo war alles Bestens. Zum Glück standen wir dort auch relativ windgeschützt. Wir setzten uns vor Allmo auf einer der Bänke am Fußgänger-/Radweg, als der Typ erneut an uns vorbei lief. Er schrie regelrecht jemanden durchs Telefon an, dass dieser erst die Briten und dann die Deutschen verjagen soll. Auch wenn er jetzt in dem Moment nicht uns meinte und ja auch nicht wissen konnten, dass wir zu dem Fahrzeug gehören, entschieden wir uns zur Weiterfahrt. Wer weiß, was diesen Typen umtreibt bzw. was der zur späteren Stunde noch anstellen würde. Es war also gut, dass wir das mitbekommen hatten und lieber unsere Konsequenzen daraus zogen.
Also fuhren wir wieder in Richtung der Bay of the Bones, denn dort gab es neben der Straße, direkt am Ohrid See ein paar Parkmöglichkeiten. Die Straße, die im weiteren Verlauf nach Albanien führt, war recht stark befahren. Hoffentlich wird sich das in der Nacht legen. Auf dem Parkplatz in Ohrid hätten wir definitiv ruhiger geschlafen, weil er sich in einer Sackgasse befand. Dafür gab es hier keine merkwürdigen Typen, die einen Hass auf Briten und Deutsche haben.
Wir hatten das Gefühlt gar nicht an einem See, sondern viel mehr am Meer zu stehen. Der Ohrid See ist einer der ältesten Seen der Welt und misst eine Tiefe von beinah 300 Metern. Zwei Drittel des Sees gehören zu Nordmazedonien, das restliche Drittel zu Albanien.
Montag, 27. Februar 2023
Wie bemerkte Frank am Morgen: Als die Autoverkehr aufhörte, da fing der Regen an. Und wie! Ein kräftiger Schauer prasselte aufs Dach und ein paar stärkere Windböen rüttelten an unserem Allmo. Ich war froh, dass es Regen war und kein Schnee! Man muss es halt positiv betrachten. Bis es hell wurde schliefen wir dann doch noch gut.
Zwischen den Wolken ließ sich die Sonne blicken und der Ohrid See sah direkt viel freundlicher aus. Kurzzeitig überlegte ich, ob wir heute den Versuch wagen sollten, über den Boardwalk entlang der Felsen bis zur Kirche zu gehen. Doch das würde bedeuten, dass wir Allmo wieder auf dem gestrigen Parkplatz abstellen müssten. Und wenn dann wieder der merkwürdige Typ auftaucht …? Nachdem wir für umgerechnet 1,25 Euro den Liter Allmos Tank befüllten, hakten wir Ohrid für uns ab und nahmen stattdessen Kurs auf Struga.
tbc