So sonnig es tagsüber gewesen war, um so frischer war es am Morgen. Eine dicke Tau-Schicht lag nicht nur auf der Wiese, sondern auch auf Allmo. Zu den üblichen Störenfrieden der Nachtruhe kamen heute noch startende oder landende Flugzeuge. Zwar war das selten, dann jedoch richtig laut.
Der Bus (Linie 32A), der uns zum Busbahnhof nach Ilidza bringen sollte, fährt einmal die Stunde, ungefähr gegen halb. Für den Bus gegen 9:30 Uhr waren wir nicht schnell genug fertig, also nahmen wir den Bus, der eine Stunde später fuhr. Die Bushaltestelle befand sich ein paar hundert Meter die Straße noch links. Nach rechts soll es aber auch eine Bushaltestelle geben.
Für die kurze Fahrt (ungefähr 3 km) zahlten wir 1,40 Mark pro Person. Am Busbahnhof stiegen wir, nachdem wir zwei Tickets zu je 1,40 Mark am Tickethäuschen gekauft hatten, in die Straßenbahn um. Gestern hatten wir uns über diese teilweise sehr klapprigen Straßenbahnen gewundert. Heute saßen wir in einem dieser alten Ungetüme. Für die ungefähr 9 km lange Strecke benötigten wir rund eine halbe Stunde.
Bereits vor erreichen des Viertels Bascarsija verließen wir die Straßenbahn und gingen den weiteren Weg am Fluss entlang. Bei so einigen Häuserfassaden sind noch die Einschusslöcher aus dem Balkankrieg zu sehen. Dennoch gibt es sehr viele alte Gebäude, die noch gut erhalten sind.
Während unseres Fußmarsches kamen wir an der Latinerbrücke vorbei. In der Nähe hatte sich 1914 das Attentat auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger ereignet, was zum ersten Weltkrieg führte.
Im Viertel Bascarsija war viel los. Okay, vielleicht nicht verwunderlich an einem Samstag. Bereits um 12 Uhr waren die Esslokale gut gefüllt. Für unseren Geschmack zu viele Leute waren in den kleinen Gassen unterwegs. Überall gab es etwas zu Essen oder Souvenirs zu kaufen. Dazwischen stehen alte Gebäude, Moscheen, Brunnen. Wir sahen und spürten ganz deutlich den muslimischen Einschlag.
Nach dem wir eine Runde durch das Viertel gedreht hatten, kehrten wir auch in einem der Lokale ein und gönnten uns etwas zu Essen. Bier hätte es nur in alkoholfrei gegeben, da blieben wir doch lieber bei einer Cola und einer Sprite.
Über die Einkaufsstraße gingen wir noch bis zur Eternal Flame und dann sprangen wir in die nächste Straßenbahn (Linie 3), die uns wieder nach Ilidza brachte. Fast die ganze Fahrt über mussten wir stehen. Auf den Bus mussten wir auch nicht lange warten und dann waren wir auch schon wieder bei Allmo und Emma.
Frank verbrachte den restlichen Nachmittag damit für Allmo zu flexen und zu schrauben. Wir verputzten zwischendurch ein paar der süßen Gebäckstücke, die wir in Sarajevo erworben hatten.
Zum Abendessen gab es die wenigen Reste, die vom gestrigen Abendessen übriggeblieben waren.
Sonntag, 31. Oktober 2022
Theoretisch wären wir heute schon weitergefahren. Praktisch blieben wir noch eine weitere Nacht. Dies lag nicht etwa daran, dass wir das Geräusch der Flugzeugturbinen kurz vorm Start zu schön finden, oder das vorbei Rauschen der Autos. Beides hielt sich zwar in Grenzen, war aber dennoch ein wenig störend.
Nein, der wahre Grund war, dass wir nach den gestrigen Vorbereitungsarbeiten nun in die Umsetzungs-/Umbauphase gehen mussten. Beide Befestigungsschellen am Hubmotor auf der Beifahrerseite waren ja schon hinüber und auch bei der Demontage auf der Fahrerseite sah Frank, dass die Befestigungsschellen auch nicht mehr lange gehalten hätten. Wie gut, dass er bei Obi direkt vier neue Schellen gekauft hatte.
Bis wir mit Löcher bohren, schrauben, nieten fertig waren und beide Hubzylinder wieder funktionsfähig an Ort und Stelle saßen, war es schon weit nach Mittag. Und dabei wollte Frank ja noch unserem Öl-Problem an den Ventilen nachgehen. Auf unserem Rasenplatz konnten wir leider nicht erkennen, ob wir tröpfeln.
Zum Glück verlief der Blick auf die Ventile mit einem positiven Ergebnis. Es war kein neuer Ölverlust zu erkennen. Nur das alte, inzwischen getrocknete Öl, saß noch in vielen Ritzen. Bewaffnet mit Lappen und Bremsenreiniger ging Frank dem Öl an den Kragen. Anschließend war der Allmo blitzeblank – zumindest von unten.
Als Frank fertig war, hatte sich die Sonne auch schon hinter den Bergen verabschiedet. Nun gut, dank der tollen Umstellung von Sommer- auf Winterzeit war es nun bereits um kurz nach 17 Uhr dunkel. Wie gut, dass wir frühgenug angefangen hatten.
Mit dem Zubereiten und Kochen der Kürbissuppe war ich auch pünktlich zum Feierabend fertig geworden.
Am Vormittag hatten wir das Besitzer-Ehepaar kennengelernt. Sie kamen zur Grundstückspflege vorbei, die kleinen Heckenpflanzen mussten gedüngt und gegossen werden. Da sie selber in der Stadt wohnen, sind sie nicht ständig am Platz, sondern meist am späten Nachmittag bzw. Wochenende. Ein Briefkasten ist mit 5 Euro/ 10 Mark pro Nacht auf Vertrauensbasis zu füttern.
tbc