Frank zeigte mir gestern Abend einen Punkt, wo wir unbedingt übernachten müssten. Lustigerweise war das genau bei dem Dorf, welches ich auch für die nächste Nacht ausgesucht hatte.
Wir fuhren durch ein paar Ortschaften mit den typischen eingeschossigen weiß leuchtenden Häusern. Am letzten Abzweig nach Tenesar änderte sich dann das Bild. Rechts und links der relativ neu geteerten Straße befanden sich riesige Lavafelder, mit teilweise richtig dicken Brocken.
Vor der kleinen Ortschaft hielten wir uns rechts und folgten der Fahrspur bis es nicht mehr weiter ging. Dort parkten wir Allmo mit Blick auf das türkisblaue Meer. Welch ein Traum. Leider wehte ausnahmsweise der Wind wieder etwas stärker, was mich an diesem Übernachtungsplatz zweifeln ließ. Später sollte der Wind jedoch nachlassen.
Franks Videomaschine musste aufgeladen werden, so dass wir einen Spaziergang und die damit verbundene Erfrischung noch ein wenig hinauszögerten. Wir saßen in Allmos Schatten und genossen die Umgebung. Als wir dann bereit waren (also der Akku über ausreichend Energie verfügte), war doch tatsächlich in dem Moment ein Auto mit Touristen angekommen. Welch ein schlechtes Timing. Dennoch setzten wir unser Vorhaben um. Ich brauchte dringend eine Abkühlung. Über die Lava-Steine hüpften wir bis zur Meereskante und gingen so lange weiter nach rechts, bis es eine gute Möglichkeit gab ins Wasser zu gelangen. Dieses war kristallklar und leuchtete strahlend türkis. Mit anderen Worten ein Traum. Das hatte sich wohl auch die Ziege gedacht, deren Überreste dort lagen.
In den kleinen Vertiefungen der Lavasteine bildeten sich Salzkristalle. Damit könnte man sich eine ganze Weile versorgen, wenn man die Salzblüten abfischen würde. Aber wer weiß, wer und was da schon alles drüber und durchgelaufen ist.
Wir genossen die kurze Erfrischung und waren schon fast wieder trocken, als wir bei Allmo ankamen. Das Wasser verdunstet auf der Haut schneller als man gucken kann. Im Laufe des Nachmittags kamen vereinzelnd ein paar Mietwagen angerollt, nach einem kurzen Blick auf die Küste, waren sie schnell wieder verschwanden. Es ist halt kein familien- oder surferfreundlicher Strand. Ob wir diese Nacht mal ohne andere Camper verbringen werden? (Ja, ein Van sollte noch kamen, da war es aber schon dunkel und er blieb weiter oben stehen).
Die Kulisse mit der Bucht und den Klippen neben uns ist auf jeden Fall ein wunderbarer Fleck. Wenn die Wellen nicht wären, dann wäre man auch direkt geneigt mit Schnorchelausrüstung ins Wasser zu hüpfen.
Später kamen mehrere Krabbenfischer(?). Bewaffnet mit Eimern versuchten sie ihr Glück. Ob die Krabben direkt vom Meer frisch auf den Tisch eines Restaurants landen?
Mit zweien von ihnen unterhielten wir uns später, als sie von ihrem Fang zurückkamen. Der eine freute sich so über unser Bombero, dass er direkt anfing ein Lied mit Bombero im Text zu singen. Wir erfuhren das sie (lapa – Napfschnecken) gesammelt hatten. Etwas austernähnliches (glitschiges Zeug in einer Muschelschale) und keine Krabben. Sie boten uns an dieses zu probieren, worauf wir gerne verzichteten. Dies sorgte jedoch für etwas Unverständnis bei den beiden. Meeresfrüchte würden doch sooooo gut schmecken. Wir lachten viel, besonders als ich sagen wollte, dass wir unseren Kühlschrank mit viel Essen gefüllt haben. Anstatt „todo“ (nun gut, das heißt „alles“) verstand der eine „toro“, was Stier bedeutet. Die Vorstellung, dass wir einen ganzen Stier im Kühlschrank liegen haben, sorgte für sehr viel Heiterkeit. Wir könnten Morgenmittag gerne zum Essen vorbeikommen, natürlich irgendwas fischiges, Oktopus oder so. Wasser oder Bier würde es aber auch geben. Ach, wie herrlich! Und das alles in einem spanisch-englischem Durcheinander. Wir erfuhren, dass es im Dorf keine Elektrizität und kein fließendes Wasser gibt. Strom gibt’s über Solar und ein Tanklaster bringt Wasser (das sahen wir dann sogar am nächsten Morgen). Das Haus wäre quasi wie ein Wohnmobil: autark!
Und dann war es auch schon dunkel. Mit einem kurzen hupen und „hasta luego“-Rufen fuhren die beiden zurück ins Dorf.
Kläffendes Mistvieh
Mit dem Klang von Meeresrauschen, das klingt ja tausenmal besser als das Dröhnen von Flugzeugmotoren, gingen wir in die Nacht. Das diese Idylle um 21:30 Uhr durch eine Van-Herde gestört werden sollte, konnten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen. Vier Vans tauchten plötzlich auf und benötigten eine halbe Ewigkeit, bis die Wagenburg „aufgebaut“ war. Bei so vielen Fahrzeugen auf einmal ist Unruhe vorprogrammiert. Wobei die kläffende kleine Töle das Schlimmste an der ganzen Sache war. Das Vieh wollte keine Ruhe geben, Ermahnungen von der Besitzerin kamen nur sporadisch. Dann war das Vieh mal wenige Minuten still, um dann wieder loszulegen. Wir hätten dem Hund den Hals umdrehen können, oder der Besitzerin, oder beiden. Bis halb 2 Uhr in der Früh kläffte das Vieh regelmäßig. Zum Abschluss musste die Besitzerin sich quasi vor unserem Zelt auch noch lautstark mit einem anderen Mädel unterhalten. Der Hund bellte natürlich wieder. Gegen 2 Uhr trat dann endlich Ruhe ein. Doch an Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken. Ich lag lange Zeit wach und betrachtete den Sternenhimmel. Kann man von Lanzarote aus eigentlich auch die Milchstraße erkennen?
Samstag, 14. Oktober 2023
Am Morgen gaben wir uns alle Mühe richtig laut zu sein. Voller Wucht riss ich die Jalousie an der Küchenseite hoch, schlug die Türen unnötig oft zu. Normalerweise versuchen wir möglichst geräuschlos zu sein, wenn wir Nachbarn haben. Aber nicht nach dieser Nacht. Da war es mit unserer Freundlichkeit und Rücksichtnahme weit her. Aus den vier Fahrzeugen ließ sich keine Menschenseele blicken. Die waren ja auch erst spät ins Bett gekommen. Vor 9 Uhr verließen wir den Platz, denn Allmo wollte auch noch laut sein, und sich rächen.
Wir fuhren ans andere Ende vom Dorf Tenesar. Eine schmale Schotterpiste führte durch Lava, bis es nicht mehr weiterging. Dort parkten wir und gingen zu Fuß über einen Trampelpfad zu dem Arco del Amor. Einem Felsbogen am Meer. Theoretisch hätten wir dort auch von unserem Übernachtungsplatz hinlaufen können. Dafür waren wir aber zu faul, es war zu warm, … Ganz viele Ausreden.
Bei der Ausfahrt aus Tenesar fuhr einer von unseren gestrigen Fischerfreunden winkend an uns vorbei. Wir ließen Tenesar hinter uns und fuhren über die schöne Teerstraße. Beiderseits der Straße erstreckten sich Lavafelder. An der ersten Kreuzung fuhren wir nicht links (von wo wir gestern gekommen waren), sondern auf die nach rechts abgehende Piste.
tbc