Kurze Anmerkung: Diesen Bericht haben wir bewusst erst nach unserer erfolgreichen Rückkehr von El Hierro nach Teneriffa veröffentlicht.
Der Besuch von El Hierro sollte uns vor eine Nervenzerreißprobe stellen. Nachdem die Buchung der Fährüberfahrt nur mit einer Woche Vorlauf möglich war (davon hatten wir in einem eigenen Blogbeitrag berichtet), wartete am Hafen eine neue Überraschung auf uns.
Doch von Anfang an. Ungefähr 75 Minuten vor Abfahrt (also überpünktlich, eigentlich reichen 40 – 60 Minuten) trafen wir im Hafen von Los Cristianos ein und reihten uns, nach leichter Verwirrung, in die Reihe für schwere Fahrzeuge ein.
Die Fähre von Armas schien irgendwann aus der Gegenrichtung angekommen zu sein, zumindest kamen uns plötzlich sehr viele Fahrzeuge entgegen. Also würde bald unser Boarding beginnen.
Die „schweren“ Fahrzeuge (womit alles größer als ein Pkw gemeint war) auf der rechten Spur, rückten auch schon etwas vor und dann durften wir (auf der linken Spur) auch losfahren.
Wir sahen schon die Fähre und der Lkw vor uns drehte, um rückwärts drauf zu fahren, als ein Mitarbeiter unser Ticket sehen wollte (da war es 18:40 Uhr). Zu dem Zeitpunkt eigentlich ungewöhnlich, denn er hatte uns ja zuvor schon gesehen.
Camper oder LKW?
Auf jeden Fall war er mit unserer Buchung nicht einverstanden. Wir wären ein Lkw und kein Camper. Franks Erklärung, dass wir eine Küche, Bett und Bad hätten und kein Cargo sind, interessierte den Herrn nicht. Wir sollten das im Office klären.
Frank blieb am Rand bei Allmo zurück, während ich das Office suchte. Der Herr hatte noch niemals die Freundlichkeit mir den Weg zu zeigen. Das Office befand sich ganz am Ende von dem Gebäude und war unschwer zu erkennen, da sich eine kleine Schlange an den zwei besetzten Schaltern gebildet hatte.
Endlich war ich an der Reihe und erklärte im schlechten Spanisch, dass wir zwar wie ein Lkw aussehen, aber ein Camper sind und der Herr vorne ein Problem mit uns hat.
Die Mitarbeiterin sah sich unsere Buchung an. Ließ sich von mir bestätigen, dass wir 6,8 Meter lang sind -wobei ich das mit Puffer berechnet habe und wir eigentlich etwas kleiner sind (bis 7 Meter macht das preislich keinen Unterschied) – was ich ihr auch sagte.
Sie erklärte mir, dass wir den LKW-Preis zahlen müssten. Denn als Camper wurden wir nicht durchgehen, weil wir keiner sind.
Meine Versuche ihr mitzuteilen, dass wir von Cadiz nach Lanzarote und von Fuerteventura nach Gran Canaria auch als Camper mit Armas/Trasmediterranea gefahren wären, interessierte sie wenig. Stattdessen hatte wohl ein Kollege ihr ein Foto von uns aufs Handy geschickt, was sie der Kollegin zeigte. Also eindeutig Lkw. Was ja so nicht stimmt.
Überfahrt als LKW! Ohne uns!
Sie rechnete den Preis aus was die Fahrt als Lkw kostet (310 Euro, wobei ich vermute, dass dies der Endpreis ist und die 140 Euro, die wir schon bezahlt hatten, angerechnet würden). Worauf hin ich erneut erklärte, dass wir das nicht zahlen werden. Wir sind und bleiben ein Camper. Wovon sie sich gerne draußen überzeugen könnte. Aber draußen hat der Kollege das Sagen und nicht die Damen am Schalter. Und der blieb dabei und wollte auch nicht in Allmo rein schauen.
Irgendwie kam sie dann auf die Idee den Fahrzeugschein sehen zu wollen. Dem Wunsch kam ich entgegen, wobei da ja Lkw drin steht. Der Herr von draußen saß plötzlich neben ihr und zu dritt begutachteten sie den Fahrzeugschein. Wobei ich erklärte, dass es sich um einen Oldtimer handelt und deswegen in den Papieren Lkw steht. Ein Feuerwehr Oldtimer könnte kein Camper sein. Und wenn es kein Oldtimer wäre, dann wären die Steuern und die Versicherung für das Fahrzeug viel teurer. Also blieb es dabei. Kein Camper, sondern Lkw. Und daher auch die Preise für einen LKW. Der Herr war inzwischen wieder nach draußen verschwunden.
Tickets storniert
Daraufhin erklärte ich, dass unsere beiden Buchungen storniert werden sollen. Abzocken lassen wollten wir uns nicht. Wobei sie dann meinte, dass nicht der gesamte Preis zurückerstattet werden könnte. Oh was war ich sauer. Schließlich war es nicht unsere Schuld, dass wir nicht als Camper auf die Fähre durften. Ich erklärte, dass wir auf Facebook und Instagram schlecht über Armas berichten werden und dass sie uns alles erstatten müssen. Inzwischen war ich ins englische gewechselt, sonst hätte ich gar nicht so viel schimpfen können.
Letztlich bekamen wir den vollen Preis zurückerstattet, für beide Fahrten. Hoffentlich wird das auch klappen. Zumindest bekam ich keine Mail über die Stornierung der beiden Fahrten, was ich schon sehr unglücklich/merkwürdig fand. Wir sind ja noch ein wenig auf den Kanaren, um uns gegebenenfalls in einem Büro zu beschweren. Die Hotline werde ich nach der Erfahrung letzte Woche definitiv nicht mehr anrufen.
Frank wollte noch kurz aufs Klöchen und ich unterhielt mich draußen mit einem anderen Mitarbeiter, der immerhin etwas Englisch sprach. Während ich meinen Unmut erklärte, kam der andere Mitarbeiter dazu (der hat wohl das Sagen) und sagte irgendwas auf Spanisch zu mir, was ich nicht verstand. Der freundliche englischsprechende Mitarbeiter erklärte mir daraufhin dass wir nun doch als Camper fahren könnten. Wie jetzt? Ich war verwirrt.
Überfahrt doch als Camper
Sein Kollege hatte wohl mit dem Office gesprochen, wo auch immer das ist, und wir könnten jetzt als Camper die Fahrt buchen. Wie jetzt= Wirklich heute noch? Nur beim nächsten Mal müssten wir als Lkw buchen. Mit “ beim nächsten Mal“ war jedoch nicht der Rückweg von El Hierro nach Teneriffa gemeint, sondern irgendeine Buchung danach. Okay?!
Der freundliche Mitarbeiter begleitete mich zum Schalter und erklärte den beiden Damen, dass wir nun doch als Camper fahren könnten. Die beiden waren sichtlich genervt. Aber war es meine Schuld? Nein, natürlich nicht. Unterwegs hatte ich den freundlichen Mitarbeiter zugeflüstert, dass es kein nächstes Mal geben wird, worauf hin er meinte „I know“ (ich weiß). Und wir schmunzelten beide.
Die beiden Damen buchten also für in wenigen Minuten die Hinfahrt und für den 29. Februar die Rückfahrt. Frank hatte in der Zwischenzeit mein Portemonnaie geholt, damit ich den Ticketpreis mit Karte bezahlen konnte.
Und so rollten wir um 19:20 Uhr als letztes Fahrzeug an Bord. Planmäßige Abfahrt war um 19:30 Uhr.
Eine Mitarbeiterin drängelte schon, dass wir den Laderaum verlassen sollen, und ich schaffte es nur noch ein total verwackeltes Video von der nicht voll setzten Fähre zu drehen.
Und dafür diese ganze Aufregung und das besorgte auf den Computerbildschirm starren, als ich zu Beginn mein Anliegen am Schalter vortrug. Und die 6,80 Meter waren irgendwie auch relevant. Und dann war die Fähre noch niemals voll.
Etwas ungläubig und fertig mit der Welt saßen wir dann also doch noch auf der Fähre von Armas die uns nach El Hierro brachte. (Als ich dies schrieb waren wir noch mitten auf dem Meer. Irgendwie musste die 2,5 stündige Überfahrt sinnvoll genutzt werden).
Nachdem ich die Stornierungen unterzeichnet hatte, sah ich mich schon für morgen eine andere Fähre buchen. Denn fünf Wochen wären wir nicht aus Teneriffa geblieben. Als ich das Frank später erzählte, meinte er direkt: La Palma. Alternativ kam mir Gran Canaria in den Sinn. Doch dazu musste es ja nun doch nicht kommen.
So unnötig ereignisreich war also die letzte halbe Stunde auf Teneriffa.
Wie es läuft, wenn man Pech hat
Dieser Beitrag soll allen eine Warnung sein, die mit einem nicht typischen Camper (der wie ein LKW aussieht) mit Armas/Trasmediterranea zwischen den kanarischen Inseln hüpfen.
Die Überfahrt Cadiz – Lanzarote war kein Problem und auch zwischen Fuerteventura und Gran Canaria interessierte es niemanden, doch vor Los Cristianos seit gewarnt.
Wie sind froh, dass wir mit Fred Olsen von Los Cristianos aus nach La Palma und La Gomera übergesetzt waren. Sonst hätten wir da vermutlich schon die Diskussionen ergeben.
Nach El Hierro fährt nur Armas, was ihnen natürlich eine Monopolstellung verleiht, und Macht demonstriert werden kann. Was nun mit uns nicht funktioniert hat. Pech gehabt!
Wir können nur dazu raten bei Armas vorsichtig zu sein und sich schon vorab auf eventuelle LKW-Camper-Diskussionen einzustellen. Vielleicht hatten wir heute aber auch einfach nur Pech.
Manch einer wird vielleicht sagen, dann hättet ihr doch einfach die 170 Euro mehr gezahlt und gut wär’s gewesen. Aber es ging hier auch irgendwie ums Prinzip. Wir können nicht auf acht Fähren wie ein Camper behandelt werden und das ohne jegliche Diskussionen oder Nachfragen und dann bei der 9. Überfahrt gibt es plötzlich Schwierigkeiten. Es wäre zwar Schade um El Hierro gewesen, aber unser Leben hätte nicht von dem Besuch dieser einen Insel abgehangen. Und wir wollten uns nicht ausnutzen lassen. So nach dem Motto, der dumme deutsche Tourist wird das schon zahlen.
Falls diesen Beitrag irgendjemand liest, der mit einem LKW (auch Zulassung als LKW) von Los Cristianos nach El Hierro übergesetzt ist, freuen wir uns um eine Nachricht, welche Erfahrungen ihr mit Armas gemacht habt. Oder auch, wenn es auf anderen Strecken Probleme in Sachen LKW-Camper gegeben hat.
Die Frage ist, ob es schlau ist, diesen Beitrag direkt zu veröffentlichen oder ob wir besser damit warten, bis wir wieder zurück auf Teneriffa sind. Wir entschieden uns für Letzteres. Die Emotionen kochen halt noch und man weiß ja nie, wer so einen Blog-Beitrag liest. Da warten wir lieber, bis wir wieder auf Teneriffa sind.
tbc