Der Kanioni i Holtes liegt von Elbasan rund 45 Kilometer entfernt, in Richtung Gramsh. Theoretisch wären wir heute eine Mischung aus Straße (kleine Orte) und Piste (eventuell eine Engstelle) zu dem Canyon gefahren. Praktisch entschieden wir uns für den Hauptweg über Teer. Somit kamen wir gut und schnell voran und waren rund 1,5 Stunden später am Ziel.

Unterwegs beeindruckte uns der riesige Stausee Liqeni i Banjes. Zuerst fuhren wir auf die Staumauer zu, die schon beeindruckend breit und groß war. Dahinter erstreckte sich ein riesiger See, der gut gefüllt war. Wobei man am Ufer erkennen konnte, dass der See auch mal einen höheren Wasserstand hatte.



Irgendwann erblickten wir den Tomorr, der besser zu erkennen war. Kein Wunder, wir sind ja auch ein wenig näher in dessen Richtung gefahren. Auch die Berge, die den Kanioni i Holtes umfassen, begeisterten uns. Schön ist es hier.

Die letzten Kilometer zum Kanioni i Holtes ging es über eine Piste und dann hatten wir auch schon unser Ziel erreicht. Wir parkten Allmo am Rand, abgewandt von dem Restaurant. Allmo stand zwar im Schatten, aber dafür blockierten wir nicht die erste Parkreihe für Restaurantbesucher. Wobei es ja gerade mal 10 Uhr war.

Der viele Schatten und dadurch die frische Luft, ließen uns etwas an unserem Vorhaben durch den Canyon zu laufen zweifeln. Vermutlich würden wir erfrieren. Badeschuhe sind quasi Pflicht und Badekleidung sehr von Vorteil. Mich bibberte es schon gleich, nur bei dem Gedanken daran.


Doch wofür fahren wir eigentlich unsere Neoprenanzüge in Allmo spazieren? Auf den bisherigen Reisen kamen sie nie zum Einsatz. Also war es jetzt genau der richtige Zeitpunkt dafür, sie auszupacken.

Wir zwängten uns in unsere Neopren-Shorties, zogen die Neoprenschuhe an und stürzten uns ins Abenteuer. Frank hatte seine GoPro dabei, ich mein Handy. Auf weiteres Gepäck verzichteten wir.


So richtig wussten wir nicht, was uns erwarten würde. Klar war, dass wir ein wenig durch’s Wasser laufen müssen und das wir immer weiter in den Canyon hineingelangen werden.

Ein Schild warnt zu Beginn vor allem Möglichen: Plötzlich ansteigender Wasserpegel (wenn’s irgendwo vorher geregnet hat), herunterfallende Stein, man sollte nie allein in den Canyon gehen und auch nicht bei schlechtem Wetter. Wie gut, dass all dies heute nicht zu traf. Okay, Steine könnten herunterfallen. Aber das Risiko ist wohl überschaubar.



Bereits vor dem „Eingang“ zum Canyon, mussten wir das erste Mal durchs Wasser. Wir passieren einen blau-grün-schimmernden kleinen Pool, in dem das Wasser warm temperiert war. Dies erklärt den Schwefelgeruch, der in der Luft liegt. Faule Eier = Schwefelgeruch = warmes Wasser. Und dann ging es auch schon richtig tief ins Wasser hinein. Frank ging voran, das Wasser reichte im fast bis zum Bauchnabel und war kalt. Wie gut, dass wir groß genug sind. Hinterher meinte Frank, dass er den Eindruck hat, dass dort absichtlich eine tiefe Furche gegraben wurde, um die Leute davon abzuschrecken weiter in den Canyon hineinzuwandern. Den andererseits könnte man ja auch Kieselsteine dorthin schaufeln, um den Einstieg zu erleichtern. Recht könnte er haben.

Wo es ging, liefen wir im Trockenen und querten den Wasserlauf an den schmalsten Stellen. Meist waren wir nur Knöcheltief im Wasser, vielleicht mal etwas mehr. Aber es gab auch ein paar knietiefe Stellen. So tief wie zu Beginn mussten wir nicht mehr durch’s Wasser waten.

Der Canyon mit seinen steil emporragenden Felsen faszinierte uns. Wir könnten gar nicht aufhören, weiter in den Canyon hineinzuwandern. Wobei Frank mehr mit der Kälte zu kämpfen hatte als ich. Wäre es nach ihm gegangen, wären wir schon viel früher umgedreht. Aber ich kannte kein halten und lief weiter und weiter. Der Canyon wurde immer enger und irgendwann hatte selbst das Tageslicht keine Chance bis zum Canyon-Boden durchzukommen (von Sonne mal ganz abgesehen, vielleicht ist das im Sommer anders).



Tapfer folgte ich dem Flusslauf und später weitete sich der Canyon wieder. Meine Finger waren inzwischen auch schon ganz klamm, wobei ich die Kälte nicht so spürte wie Frank. Er wird doch wohl nicht krank werden?

Vor einer etwas tiefer aussehenden Wasserpassage, zwar nur ein kleines Stück, entschieden wir umzukehren. Zu Beginn der Wanderung hatte ich nicht darüber nachgedacht die Strecke zu tracken. Also aktivierte ich das Tracking für den Rückweg. Zurück bei Allmo wurden 1,6 Kilometer für die einfache Strecke angezeigt. Ungefähr eine Stunde waren seit Beginn der Wanderung vergangen.

Auch wenn wir auf dem Hinweg uns des Öfteren umgedreht hatten, so sah der Canyon auf dem Rückweg natürlich ganz anders aus. Ich war wirklich schwer begeistert. Die Wanderung in den Kanioni i Holtes können wir sehr empfehlen.



Zurück bei Allmo schälten wir uns aus den Neoprenanzügen heraus und hingen diese zum Trocknen in die Sonne. Diese hatte inzwischen den Weg bis zu Allmo geschafft und im Windschatten war es recht angenehm. Auch in der Doka war es durch die Sonneneinstrahlung warm. Die Heizung mussten wir also gar nicht anschalten. Wir warfen uns unsere Ponchos über. Das war für den Anfang bequem und warm. Frank setzte Wasser auf. Auf dem Rückweg kam ihm der Sinn nach einer Ochsenschwanzsuppe. Die hatten wir zwar nicht, dafür aber Gemüse- und Hühnerbrühe. Wir gönnten uns jeder einen großen Becher, damit wir auch von innen wieder warm wurden.

Auf dem Hinweg hatten wir zum Übernachten bereits einen Platz ins Auge gefasst (an dem Stausee), doch als ich erwähnte, dass es bis zum Strand noch etwas über 120 Kilometer sind, meinte Frank ganz lapidar „das schaffen wir heute noch“. Und somit war es beschlossen: wir werden bis ans Meer fahren. Weil die Fahrtzeit dann bei rund 3 Stunden liegen wird und wir unterwegs nicht nochmal anhalten wollen, aßen wir jeder noch eine Schnitte Brot. Gut gestärkt nahmen wir Kurs auf den Plazhi i Semanit.

Tbc

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