Spontan suchte ich uns zwei mögliche Übernachtungsplätze an der Nordküste von Gran Canaira heraus. Wir wollten es mit dem Platz an den Roque Prieto Pools versuchen. Zu dem Playa Bocabarranco könnten wir dann immer noch fahren.
Irritiert war ich, warum Karten-Gockel uns über Galdar den Weg wies und nicht durch La Atalya, was eigentlich kürzer gewesen wäre. Aber da wollte der Gockel nicht mit sich reden lassen. Merkwürdig. Mir war nicht ganz wohl bei der Sache durch die Straßen von Galdar zu kurven. Schließlich wollen wir grundsätzlich Ortsdurchfahrten meiden und wir wussten, dass Galdar auf einem Berg gebaut ist, was zwangsläufig ein wildes Einbahnstraßensystem mit möglicherweise zugeparkten engen Straßen bedeutet.
Auf mein „das wird aber immer enger“ (an der Stelle hätten wir gut Stoppen und wenden können, erst danach fingen die Einbahnstraßen an) nahm Frank Kurs auf diese Engstelle und wir mussten beide Spiegel einklappen, damit es passte. Auch im weiteren Verlauf war die Straße nur ein wenig breiter und als wir dachten, dass wir das gröbste hinter uns hatten, standen wir vor einem Sackgassenschild. Dabei wollte Gockel uns genau dort entlang durch die Gewächshäuser schicken. Das war ja schonmal super gelaufen. Stattdessen wählten wir den einzigen anderen Weg, dem wir tapfer folgten.
Was interessant auf der Strecke war, waren riesige Löcher, mit ganz geraden Wänden zu drei Seiten, so als ob dort Material abgetragen worden wäre. Die vierte Seite wurde durch eine Mauer gesichert. Die Häuser waren bis an den Rand an diese „Abgründe“ gebaut. Irgendwie sehr interessant und auch unheimlich. Ein Foto davon gibt es nicht, weil ich mit navigieren, schwitzen und fluchen beschäftigt war.
Uns blieb also nur eins: Die Flucht vom Hügel hinunter bis zur Hauptstraße in Galdar. Doch leichter gesagt als getan. Wir fuhren an einer Straße vorbei und wollten die nächste rechts abbiegen (geradeaus und links befand sich eine Einbahnstraße). Die Straße sah sehr schmal aus und Frank meinte, dass die davor breiter gewesen wäre. Also setzten wir zurück und versuchten unser Glück. Allerdings war die Kurve zu eng. Ein parkendes Auto stand am rechten Straßenrand und weiter die Straße runter standen noch zwei Autos. Mir schwante böses. Frank versuchte die Kurve zu bekommen und hing mit unserer Seite vom Koffer bereits an der Hausfassade. Wir standen total mit Schlagseite in dieser Kurve, blockierten vier Straße und kamen nicht mehr vor und zurück. Wobei „vor“ keine Option war, denn da war ja die Sache mit der Hauswand. Doch zurück ging’s auch nicht, weil wir automatisch nach vorne wegrollten. Kupplung-kommen-lassen und dann erst die Handbremse lösen, war gar nicht möglich. Ich legte ein paar von unseren Brettern vor das Vorderrad und Frank schaffte es und wieder dort rückwärts rauszusetzen.
Ein Herr mit einem Pkw hatte zuvor schon Frank erzählt besser die andere Straße zu nehmen und eine Dame sagte mir das auch noch. Wären wir also einfach direkt in diese andere Straße abgebogen, die uns viel schmaler vorgekommen war, wäre alles gut gewesen. Aber hätte, wenn und aber, … es nützte nun mal nichts. Die Straße war aber auch schmaler, nur das dort keine parkenden Autos standen. Am Ende dieser Straße wurden die nächsten Straßen etwas breiter und dann hatten wir auch schon wieder die rettende Hauptstraße erreicht.
Für wenige Meter hatten wir noch die Idee, durch La Atalaya zu fahren, um zu den Roque Prieto Pools zu gelangen, doch dann verwarfen wir das. Karten-Gockel musste einen guten Grund haben, den Weg nicht fahren zu wollen (auch nicht mit von mir ausgewählten Zwischenstopps) oder Gockel war einfach nur blöd. Maps.Me kannte den Weg, weiß aber nichts von Straßensperren. Wir waren froh die engen Straßen in Galdar hinter uns gelassen zu haben und verzichteten auf irgendwelche Experimente in La Atalaya.
Playa Bocabarranco
Stattdessen fuhren wir dann zu der Playa Bocabarranco, wo wir ohne große Schwierigkeiten ankamen. Warum nicht gleich so? In erster Strandreiche stellten wir Allmo ab. Glücklicherweise war der Parkplatz am Rand frei, den wir bevorzugen, um die Küchenseite auch auf jeden Fall nutzen zu können (damit uns niemand diese Seite zuparkt).
Das Heck zeigte Richtung Meer, so dass ich aus dem Heckfenster einen schönen Blick habe (letzte Nacht war da nur die Friedhofsmauer zu sehen). Das negative an dem eigentlich schönen Platz ist die direkt daran vorbeiführende Straße, die doch verhältnismäßig viel befahren wurde (neben Pkws auch von Bananen-Transportern und anderen LKws.
Neben einen langen Sandstrand mit Meerzugang befindet sich im östlichen Bereich ein vor Wellen geschütztes Meeres-Schwimmbecken. Tatsächlich war das Wasser darin glasklar und spiegelglatt, während außen an die Felsen der Küste die Wellen kräftig schlugen. Wenn wir so einen Wellengang nächsten Mittwoch haben, sollte ich eine Spucktüte griffbereit haben oder direkt an den Toiletten sitzen.
Als wir eingeparkt hatten und uns einen Mittagssnack gönnten, konnten wir Allmos Kampfspuren, die er von der Hausfassade davongetragen hatte, begutachten. Eine Delle ist im Riffelblech gut sichtbar.
Was lernen wir aus der ganzen Sache? Enge Ortsdurchfahrten sollten wir tunlichst vermeiden und anstatt das ich sage „es wird aber immer enger“, muss das Kommando lauten „Stopp und Wenden“. Ansonsten hält Frank weiter darauf zu, weil er denkt er sitzt in einem Kleinwagen.
Ein Sonne-Wolken-Mix begleitete uns durch den Nachmittag. Auch Regen durfte nicht fehlen. Nach dem sehr kräftigen Regenschauer bereiteten wir uns ein frühes Abendessen zu. Denn eigentlich war für 17/18 Uhr Regen gemeldet. Dem wollten wir auf jeden Fall zuvorkommen. Die kleinen Mini-Pizzen von Mercadona belegten wir uns zusätzlich mit Salami, Schinken und Zwiebeln. Und ruckzuck war unser Abendessen fertig.
Der Regen kam mit leichter Verspätung um kurz vor 19 Uhr. Abends entdeckte ich, dass die für heute und morgen ausgesprochene Regenwarnung des spanischen Wetterdienstes, von Regenmengen von 40 Litern pro Quadratmeter innerhalb von 12 Stunden sprach. So viel Niederschlag fiel heute nicht. Für Morgen hoffen wir das Beste.
Auf den Gipfeln von Teneriffa und La Palma könnte der Regen von Stürmen und Schneefall begleitet werden. Calima soll vor Weihnachten auch noch auftauchen. Und auch von Küstenphänomenen (hohe Wellen) war die Rede. Das Wetter wird also nie langweilig.
Am Abend parkten einige Pkws mit jungen Erwachsenen auf dem Parkstreifen neben uns. Doch zu hören war von denen nichts, was auch daran liegen kann, dass das Meeresrauschen die Geräusche übertönte. So bekamen wir auch nicht mit, dass in der Nacht zwei Camper sich direkt neben uns platziert hatten. Wobei gegen 2 Uhr nachts mal lautere Stimmen zu hören waren. Ich blickte durch das Heckfenster hinaus auf’s dunkle Meer und auch ein wenig auf die spärliche Beleuchtung der Häuser an den Klippen und versuchte wieder in den Schlaf zu kommen.
Samstag, 23. Dezember 2023
Abgesehen von der leichten Ruhestörung gegen 2 Uhr, war es eine angenehme Nacht. Okay, ich unterschlage mal die kleine schwarze Katze.
Nach dem Frühstück und einer Bürozeit nutzten wir den Sonnenschein und den fast leeren Strand, um mit Emma spazieren zu gehen. Ein Hund kam sehr interessiert näher, um sich das kleine schwarze Etwas näher anzusehen, nur dass dieses fauchte und knurrte. Etwas unkoordiniert spazierten wir im westlichen Bereich des Strandes entlang und wieder zurück zu Alllmo.
Ohne Emma gingen wir dann noch zu dem Meerwasserpool, der zu dieser Zeit (es war Flut-Höchststand) von den Wellen überrollt wurde. War die Wasseroberfläche gestern Nachmittag glasklar und ruhig gewesen, so toste das Wasser heute. Wie unterschiedlich die Eindrücke sein können, je nachdem wann man zu einem Ort kommt.
Eine Weile saßen wir noch auf unseren Stühlen am Strand in der Sonne und dann im Sonne-Wolken-Mix. Wir beobachteten, wie so einige Menschen die kleine Promenade auf und ab und auf und ab spazieren. Ein paar Surfer/Bodyboarder versuchten bei den Wellen heute auch ihr Glück. Als die dunklen Regenwolken die Überhand gewannen, verließen wir unseren Übernachtungsplatz. Wir hätten heute eh losgemusst, weil unser Urintank mehr als voll war.
Allmo musste Mal
Nur drei Kilometer entfernt, auf dem Weg nach Puerto de Sardina gibt an einer neuen Tankstelle einen Service-Bereich für Camper. Grauwasser kann dort kostenfrei entleert werden. Eine Dame (ob Angestellte oder Betreiberin wissen wir nicht) war nicht glücklich darüber, dass wir unseren Urintank im Grauwasserbereich entleerten. Dies müsste ins Schwarzwasser, welches über nur in einem Fach für Chemie-Kassetten entleert werden kann. Dies ist für uns ja gar nicht möglich und wenig durchdacht. Ändern konnten wir daran nun auch nichts, leer war leer. Sie erklärte uns dann noch, dass es ja auch Frischwasser gibt (75 Liter für 3 Euro, eine Wäsche mit dem Hochdruckreiniger für 1 Euro möglich ist und wir an der Tankstelle Diesel bekommen und es auch ein Cafe gibt. Das wäre uns ohne diese Informationen auch gar nicht bewusst gewesen (Ironie!). Wie es für uns aussah, ist es eigentlich nicht gerne gesehen, einfach nur kostenfrei zu entleeren ohne weitere Serviceleistungen in Anspruch zu nehmen. Frank meinte, dass wir den Hochdruckreiniger nutzen sollten, was ich blockierte. Allmo ist sauber und innerhalb von 4 Wochen ein drittes Mal mit dem Hochdruckreiniger drüber zu gehen fand ich dann doch etwas übertrieben.
Bis zu dem ausgeguckten Übernachtungsplatz am Leuchtturm Faro de Punta Sardina waren es dann auch nur drei Kilometer.
tbc