Auf unserem Weg nach Prishtina fuhren wir die meiste Zeit durch einen Nebelschleier. Kurzzeitig klarte es unterwegs auf, und dann versank die Welt wieder im Nebel. Vor Prishtina klarte es wieder auf und blieb klar.

Ich hatte einen großen zentral gelegenen Parkplatz für uns ins Auge gefasst. Doch als wir uns dem Platz näherten bzw. auf diesen fuhren, war das Chaos schon fast vorprogrammiert. Stromkabel hingen niedrig über der Fahrspur. Der Platz war voll mit PKWs. Während ich zu Fuß nach einem Platz suchen ging, war Frank schon fast auf 180 und sehr sehr unentspannt, als ich zurückkam. Er motzte mich an, wo ich denn gewesen wäre und ließ verlauten, dass er nur noch hier weg will. Die Parkeinweiser oder Parkwächter zeigten zwar in die Richtung eines gelben Fahrzeugs, da sollten wir parken (das war am anderen Ende). Doch Frank wollte nicht. Also verließen wir fluchtartig den Parkplatz.

So viel dazu, dass ich mir ein paar Sehenswürdigkeiten in Prishtina anschauen wollte. Ich fütterte schnell das Navi mit dem Viva Fresh Store. Dort kann man gut parken und gegenüber befindet sich eine Mall.



Im Gegensatz zu dem Parkplatz an der Mall gab es vor dem Supermarkt jede Menge Platz. Frank befand, dass dies ein Parkplatz nach seinem Geschmack wäre. Naja, der lag ja auch nicht mehr im Ballungsgebiet.

In der Mall machten wir uns auf die Suche nach einer elektrischen Zahnbürste. Bei Rossmann gab es leider nur die günstige Variante der Hausmarke mit Batterien. Das Fach der elektrischen Zahnbürste zum Aufladen war leer.

Anstatt Saturn, gab es Neptun. Die hatten zwar elektrische Zahnbürsten, aber nur von irgendeiner chinesischen Marke oder von Oral-B. Gerne hätte ich eine von Philipps. So wie unsere bisherigen Zahnbürsten. Wir fanden zwar noch ein anderes Ladenlokal mit jeder Menge Haushaltswaren, aber Zahnbürsten hatten die nicht.

Beim Hinausgehen gingen wir dann noch in die Apotheke, wo es auch elektrische Zahnbürsten gab. Letztlich kauften wir dann dort doch eine Zahnbürste von Oral-B und direkt eine 2er-Set Ersatzzahnbürsten. Es hilft ja nichts. Das Zähneputzen mit der alten Handzahnbürste ging mir in den letzten Tagen echt auf die Nerven.

Anschließend gingen wir noch in den Viva  Fresh Store, einem riesigen neuen Supermarkt, vergleichbar mit Real. Obwohl der Laden neu ist, hatten die Einkaufswagen schon ein Leben im deutschsprachigen Raum hinter sich (Maxi Markt, Coop, Edeka). Es gibt da wirklich alles, also fast alles. Wir kauften noch ein paar Lebensmittel ein und nahmen dann Kurs auf den Bärenwald von Prishtina.

Vermutlich hätte mich einer der Busse, die an der Mall hielten, nach in das Zentrum von Prishtina gebracht, doch darauf hatte ich wenig Lust und auf einen Fußmarsch (3,5 km bis zur ersten Sehenswürdigkeit) noch weniger.

Bear Sanctuary



Wegen einer zu niedrigen Brücke mussten wir eine kleine Schlaufe fahren und uns von der entgegengesetzten Richtung auf die schmale Landstraße begeben. Die Fahrt darüber fand ich schon leicht anstrengend. Trecker und LKW kamen uns entgegen. Irgendwann wurde es entspannter.

Wir parkten Allmo auf dem Parkplatz an der Bear Sanctuary. Ein Schild am Zaun weist darauf hin, dass Camper kostenfrei über Nacht bleiben dürfen. Wir wollten jedoch zum See fahren, an dem wir kurz vorher vorbeigefahren waren.


Nach dem wir uns erstmal gestärkt hatten, gingen wir zum Eingangsbereich. Ein neues Gebäude beherbergt die Kasse und einen Souvenirshop, sowie ein Restaurant. Auch Tagungsräume sind vorhanden.

Eigentlich wollten wir an einer geführten Tour teilnehmen, um mehr über die Geschichte der Bear Sanctuary und den Bären selbst zu erfahren. Doch dann hätten wir eine Stunde warten müssen, bis der Guide verfügbar gewesen wäre und das wollte Frank nicht. Also gingen wir auf eigene Faust. Der Eintritt kostet 2,50 Euro pro Person. Die geführte Tour 5 Euro pp (ob zusätzlich oder ob der Eintrittspreis darin enthalten ist, weiß ich nicht).



Ein ca. 1,5 Kilometer langer Rundweg führt durch das 16 Hektar große Gelände. Im Jahr 2010 wurde es illegal Bären privat zu halten. Doch wo sollten diese hin? Die österreichische Botschaft im Kosovo stellte einen Kontakt zu der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ (Four Paws) und der Regierung des Kosovo her und die die Idee der Bear Sanctuary war geboren. In 2013 eröffnete der Bärenwald seine Pforten. Zu Beginn wurden 13 Bären aus der Käfighaltung (es handelte sich meistens um Bären, die in Käfigen vor Restaurants gehalten wurden, um die Gäste zu belustigen).



Derzeit leben 18 Bären im Bärenwald und ein Löwe, der ebenfalls aus einer nicht artgerechten Haltung befreit wurde. Informationstafeln auf albanisch geben die Geschichte des jeweiligen Bären wieder (über einen QR-Code ist die Geschichte auf Englisch abrufbar). Fotos zeigen, wie der Bär aufgefunden wurde und wie es ihm im Bärenwald geht.

Ein Weg durch ein kleines Holzhaus (mit einer Augenmaske) veranschaulicht, wie der Alltag eines Bären in dieser Käfighaltung aussah. Laute Geräusche, Gelächter, das klirren von Ketten, zu niedrige Decken, kaltes Metall, … Für mich ein leicht beängstigendes Gefühl. Obwohl ich nur wenige Minuten dieser Situation ausgeliefert war.



Von den 18 Bären, die auf verschiedene große Flächen aufgeteilt sind (manche leben allein, andere zu zweit oder sogar zu dritt), bekamen wir 12 Bären zu Gesicht. Auch der Löwe ließ sich blicken. Es ist unvorstellbar, wie das frühere Leben dieser Bären ausgesehen haben muss. Und auch wenn wir bei den großen Gehegen denken, dass sie ja immer noch eingesperrt sind, so ist uns auch klar, dass sie nach dem Jahrelangen Martyrium gar nicht fähig wären ein Leben in freier Wildbahn zu führen. Also ist es gut, dass es diese Bear Sanctuary in Prishtina gibt.

Interessant fand ich einen Evakuierungskäfig für die Besucher, falls ein Bär aus seinem doppelt gesicherten Bereich ausbrechen sollte. Wie auch immer der dies schaffen soll.



Nachdem wir unseren Rundgang beendet hatten, fuhren wir mit Allmo das kurze Stück runter bis zum See. Das Einparken gestaltete sich etwas schwierig, weil es neben viel Müll, auch viel schiefe Bereiche gab. Letztlich standen wir dann etwas schräg. War aber okay.

Frank fing noch ein paar Sonnenstrahlen auf, während ich mit Emma in der Doka saß und den Bericht tippte. Zum Abendessen versuchte Frank den Filoteig zu verarbeiten, den wir im ersten Supermarkt im Kosovo gekauft hatten. Ein bisschen üben muss er noch. Mit Hähnchen und gebratenen Zwiebeln als Füllung und dazu Krautsalat und Tomaten, hatten wir ein gutes Abendessen.

Während der Essenszubereitung wurde Frank von den drei Freunden (also Hunde) genauestens beobachtet. Sie bekamen etwas Futter von Emma gespendet und hätten sicherlich noch mehr genommen. Und dann begann auch schon die Dämmerung (es ist gerade mal 18 Uhr).


Mittwoch, 23. Oktober 2024

Wir verbrachten eine kuschelige Nacht im Dachzelt. Nur blöd, dass nicht Emma in der Besucherritze lag, sondern ich. Daran müssen wir noch arbeiten.

Die Nacht war jedoch nicht nur kuschelig, sondern auch etwas unruhig. Unsere drei Freunde bellten immer mal wieder. Ob sie interne Diskussionen führten oder uns vor irgendwem oder irgendwas beschützen wollen, wissen wir nicht. Am Morgen waren sie dann verschwunden.

Was auch nervte, war der Voll-Honk (!), der um 23:45 Uhr die Straße entlang fuhr (diese endet am Bärenwald und wir daher nur von Besuchern genutzt oder von den Anglern), in unserer Höhe stehen blieb, zweimal länger auf seine Hupe drückte und dann mit Vollgas davon fuhr. Echt lustig!!!

Am Morgen schien die Sonne und der See Liqeni i Badovcit vor uns dampfte. Das sah schön mystisch aus.

Kloster Gracanica



Auf dem Weg nach Prizren stoppten wir zunächst in Gracanica am Straßenrand und gingen zu Fuß zu dem Kloster Gracanica. Leider war es total trüb, weil auch heute der Nebel sich breit machte. Mich wunderte, dass das Kloster nicht von der KFOR oder irgendwem anderen bewacht wurde. Wir betraten durch die Tür, neben dem Eingangstor den Klosterbereich. Fotografieren ist nur von außen gestattet, daher gibt es keine Bilder von innen. Die Wandmalereien waren ähnlich wie die beim Kloster Visoki Decani, aber nicht so viele und im vorderen Bereich auch weniger gut erhalten. Vielleicht werde der Bereich aber auch mal neu restauriert.

Den Kreisverkehr in Gracanica ziert eine Reiterfirgur. Es handelt sich um Milos Obilic, einem serbischen Ritter aus dem 14. Jahrhundert. Dies erklärt auch die serbische Flagge.

Wir kauften noch Zwiebeln und Gurken in dem kleinen Obst- und Gemüseladen am Kreisverkehr. Die Kreisverkehr-Hunde dachten, wir hätten was für sie gekauft und liefen uns hinterher. Mir gegenüber wurden sie sogar Pfoten-greiflich und einer knabberte mir am Hintern. Sie folgten uns mit zu Allmo und jeder bekam ein Schälchen Futter.



Archäologischer Park Ulpiana



Nur wenige Kilometer weiter, direkt an der Straße befindet sich eine archäologische Ausgrabungsstätte. Es soll mit die größte des Kosovos sein. In drei „Felder“ ist der Bereich aufgeteilt. Direkt an der Straße befinden sich die Grundmauern einer Basilika, was auch für ein ungeübtes Auge leicht zu erkennen war.

Während Frank telefonierte, besichtigte ich alle drei Ausgrabungsstätten. Abgesehen von den Grundmauern ist wirklich nicht viel vorhanden. Wobei an dem Nordtor die Mauern richtig dick waren. Ich fragte mich, ob unter dem Feld mit Obstbäumen, das direkt angrenzte, nicht auch noch Überreste der ehemaligen römischen Siedlung vorhanden sein können.

Nachdem ich meine Runde beendet hatte und der Dunstschleier langsam verschwand, war auch Frank mit telefonieren fertig und wir nahmen Kurs auf Prizren.  

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