Bis nach Prizren waren es von Gracanica aus noch ungefähr 80 Kilometer. Frank meinte zu Beginn, dass er für 1,16 Euro den Liter Diesel tanken möchte, was wir dann auch tatsächlich schafften. Allerdings sahen wir später dann auch noch Tankstellen, die etwas günstiger waren (1,12 Euro war der niedrigste Preis).

Eigentlich dachten wir, dass wir den Dunstschleier in Gracanica hinter uns gelassen hätten, doch irgendwann befanden wir uns wieder mittendrin. Wir fuhren viel über Landstraße und durch herbstlich gefärbten Wald. Obwohl es inzwischen wieder klar und der Himmel blau war, so trugen die Berge vor uns einen Wolken-Schal. Nur die Spitzen und der Sockel schauten raus. Für zwei Ausfahrten ging es dann auf die Autobahn, die uns nach Prizren brachte.


Große grüne Tafeln wiesen darauf hin, dass die Autobahn mautpflichtig ist. Ist sie in Wirklichkeit jedoch nicht. Nachdem die Autobahn fertiggestellt war und die Schilder standen, war wohl kein Geld mehr übrig für die Mautstationen. Auch die angekündigten Raststätten (in 2 km, in 1 km, in 500 m) fehlen. Zufahrt zur und Abfahrt von den angedachten Raststätten sind zu erkennen. Doch dazwischen befindet sich ausschließlich Natur. Das ist ja auch alle mal schöner, als wenn dort schon eine Fläche gerodet und betoniert worden wäre und dann würde es mit der Bebauung nicht weiter voran gehen. Dann doch lieber nur Natur. Warum aber jemand so eifrig war die Schilder zu bestellen und zu setzen, muss man nicht verstehen.
Bei der Abfahrt kam der Hinweis, dass gleich die Mautstelle kommt. Natürlich nicht wirklich.


Mit Parkplätzen scheinen wir seit gestern kein Glück zu haben. Denn auf dem eigentlich großen geschotterten Areal befand sich heute der Wochenmarkt. Naja, wenn ich bei P4N reingeschaut hätte, dann hätte ich gewusst, dass mittwochs Markt und das Parken nicht gestattet bzw. ganz unmöglich ist. Aber so schlau war ich nicht. Wir fuhren also erstmal weiter geradeaus, um dann vor dem ersten Kreisverkehr in Prizren im Stau zu stehen. Die Ortsdurchfahrt ist wegen einer Baustelle in diese Richtung gesperrt. Doch aus der Stadt raus kam jede Menge Verkehr.




Irgendwann hatten wir es durch den Kreisverkehr geschafft und fuhren in die gleiche Richtung. Der Straßenrand war zugeparkt, die nicht offiziellen Parkplätze gegenüber von dem Markt, zwischen den Bäumen, waren auch belegt bzw. passten wir in die wenigen Vorhandenen Lücken nicht mit Allmo rein. Frank fuhr noch ein wenig weiter vom Stadtzentrum weg und parkte schließlich neben der Straße im Grünen. Frei nach dem Motto „was nicht verboten ist, ist erlaubt“.

Da er Städte ja nicht so mag, legte er eine Bürozeit ein, während ich zu Fuß auf Erkundungstour in Prizren ging.


Bereits aus Allmo raus hatten wir vorhin gesehen, dass auf dem Markt tatsächlich Möbel (Schränke, Sofas) verkauft werden. Natürlich auch Obst und Gemüse und bestimmt noch viel mehr.



Ich passierte den Kreisverkehr, durch den wir uns vorhin geschlichen hatten. Gefühlt bestand Prizren nur aus Baustellen. Die Hauptverkehrsader war eine einzige Baustelle. Und auch in Bereichen der Fußgängerzone wurde gearbeitet. Die Nebenstraßen waren vollgestopft und gefühlt kamen Autos immer in Kolonne und dann war wieder eine kurze Pause.

Was mir in Prizren besonders auffiel, waren die unzähligen religiösen Stätten. Kleinere und größere christliche und orthodoxe Kirchen und Moscheen befinden sich gefühlt an jeder Ecke und auch nah beisammen.



Sehr touristisch wurde es dann, als ich in den Bereich vor dem Platz bei der alten Steinbrücke erreichte. Wie auch schon in Gjakova haben die kleinen Läden Holzfassaden. Aber es ist alles viel moderner, kein Laden steht leer, alles ist für den Touristen nett hergerichtet. Auf dem Platz wartete ein älterer Herr mit einer Pferdekutsche, um Touristen durch die Stadt zu fahren. Im Vorbeilaufen erklärte mir ein anderer Herr auf Englisch, dass diese Kutschen so nur im Kosovo zu finden sind und Gig genannt werden.



Restaurants reihten sich aneinander. Es war viel los. Ich überquerte den Fluss über die alte Steinbrücke, wurde gebeten zwei Herren mit Blick auf die Sinan-Pascha-Moschee zu fotografieren. Der mit dem Handy wollte mich direkt zu einem Kaffee einladen, aber erstens mag ich keinen Kaffee und zweitens sprachen wir keine gemeinsame Sprache. Irgendwann verstand er, dass ich keine Kaffee wollte und verabschiedete sich.



Auf den Besuch der Festung, die hoch über Prizren thront, verzichtete ich. Eine Stunde war ich in etwa bereits unterwegs und wollte Frank nicht unnötig warten lassen. Also machte ich mich auf den Weg zurück.

Von Prizren aus fuhren wir noch 25 Kilometer weiter, in Richtung der Grenze zu Albanien. Dort suchten wir uns in der Nähe der weißen Drin ein schönes Plätzchen am Rande des trockenen Sees.



Zum Abendessen verfeinerte Frank seine Technik im Filoteig rollen. Die Sonne ging hinter den Bergen auf der gegenüberliegenden Flussseite unter und direkt wurde es draußen sehr frisch.

Donnerstag, 24. Oktober 2024


Abgesehen von entferntem Hundegebell und eine Art Heulen (könnten dies Wölfe gewesen sein?) war es in der Nacht ruhig. Keine Motorengeräusche, kein unsinniges Hupen um uns zu ärgern. Mit anderen Worten: einfach herrlich! Emma war leider etwas unruhig. Ständig wollte sie raus aus der Decke und irgendwann später hatte ich wieder eine kalte Pfote im Gesicht.

Am Morgen war Allmo vom Bodennebel eingehüllt. Als wir abfahrbereit waren, lichtete sich dieser langsam und die Berge wurden sichtbar.

Auf der schmalen Zufahrtsstraße im Dorf stand ein 40 Tonner, aus dem gerade mit einem Gabelstapler Sachen ausgeladen wurden. Wir hielten zunächst mit Abstand und wurden dann heran gewunken. Der Firmeninhaber, wie sollte es anders sein, sprach Deutsch. Von 2010 bis 2013 hat er in Stuttgart gelebt. Seine Söhne sind dort geboren. Er lebt gerne im Kosovo und betreibt einen Handel mit Steinplatten. Seine LKWs sind in Slowenien zugelassen, wo er einen zweiten Firmensitz betreibt. Dies hat den Vorteil, dass die Fahrten innerhalb der EU uneingeschränkt möglich sind. Mit einem kosovarischen Kennzeichen sind die zulässigen Fahrten pro Jahr begrenzt.

Wir erfuhren den Grund, warum die weiße Drin im Moment so wenig Wasser hat. Das Wasser wird auf der albanischen Seite gestaut, um Strom über ein Wasserkraftwerk zu produzieren (das ist am Koman Lake, wo wir auf die Fähre gegangen waren). Im Herbst und in den Wintermonaten wird wieder mehr Wasser durchgelassen. Weil sich dann der Stausee durch Regen und Schmelzwasser wieder füllt. Also wird in den nächsten Monaten unser Übernachtungsplatz deutlich verändert aussehen.


Der Herr lud uns auf einen Kaffee ein, was wir dankend ablehnten. Vielleicht ist dies ein wenig unhöflich, doch wir mögen nun mal beide keinen Kaffee und außerdem wollten wir heute noch was erleben. Als dann hinter uns ein Pkw stand, der durch wollte, verabschiedeten wir uns und fuhren ganz langsam zwischen dem LKW auf der linken Seite und dem Kurven-Spiegel auf der rechten Seite hindurch. Passt!


Ein paar wenige Meter legten wir dann noch auf der Autobahn zurück und rollten dabei geradewegs auf den Grenzübergang Vermice (Kosovo) und Morine (Albanien) zu. Auf der Kosovo-Seite waren die Schranken oben, die Häuschen unbesetzt.

Tbc


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