
Bereits Ende Januar hatten wir die Fähre von Kissamos zurück nach Gythio für den 08. März gebucht. Dieses war die spätmöglichste Überfahrt, denn danach geht die Fähre für einen Monat in den Wartungsmodus. Vier Tage später wurde die Verbindung ab sofort eingestellt. Die Wartungsarbeiten würden 60 Tage dauern, d. h. bis Ende März.
Eine Alternative musste her, doch damit war auch klar, dass wir nicht nach Gythio/auf die Peleponnes zurückkehren werden. Denn die Fähren von Chania und Heraklion fahren nur nach Piräus. Nun, dann ist es eben so.
Der Haken an der Sache: die Fähren fahren nur über Nacht und sind grundsätzlich schon teurer als die Sea Jets Fähre, die nach Gythio fährt. Mit einer Kabine wird’s dann nochmal ein wenig teurer. Von Heraklion ist es ein wenig günstiger als von Chania. Doch da wir soweit in den Osten nicht mehr fahren würden, blieb uns nur Chania als Abfahrtshafen.
Im ersten Eifer wollte ich direkt eine neue Fähre buchen, entschied mich dann allerdings dagegen. Plötzlich wollte ich mich nicht so weit im Voraus auf einen Abfahrtstermin festlegen. Zumal das Wetter zu dem Zeitpunkt Anfang Februar auch wieder schlechter wurde. Auch den Gedanken, eine Tierkabine rechtzeitig zu buchen, verwarfen wir. Dann bleibt Emma einfach in Allmo und wir buchen nur Sitzplätze. Da wird’s immer oder zumindest auch kurzfristiger einen Platz für uns auf der Fähre geben.
Buchung der Fähre
Mit einer Woche Vorlauf buchten wir schließlich die Fähre, die uns von Chania zurück auf das griechische Festland bringen soll. Letztlich wurde es dann doch eine Tierkabine, weil Frank meinte, dass die 150 Euro Mehrpreis (im Vergleich zu Sitzplätzen) gut investiert wären und Emma dann auch nicht allein die Nacht verbringen muss. Grundsätzlich kostet uns die Fährfahrt 208 Euro mehr als auf dem Hinweg (460 Euro zu 252 Euro).
Wir entschieden uns für Superfast Ferries, die wie ANEK Lines zur Attica Group gehört. Die online-Buchung auf der Webseite von Superfast war einfach und unkompliziert möglich. Die Zahlung erfolgte per Paypal oder Kreditkarte. In der Bestätigungs-Mail war direkt ein Link angegeben für den online-Check-in. Dieser ist 48 bis 2 Stunden vor Abfahrt möglich.
Interessanterweise mussten wir bei der Buchung unsere Ausweisdaten nicht erfassen, allerdings die Passnummer von Emmas Heimtierausweis.
Online Check-in
Auch der online-Check-in war über diesen Link innerhalb von Minuten erledigt. Das Ticket kann aufs Handy oder per Mail zur Verfügung gestellt werden. Ich entschied mich für E-Mail. Wobei in der E-Mail kein PDF angehangen war, sondern ein Link, so dass das Ticket im Internet-Browser geöffnet wurde. Also erzeugte ich mir das PDF selbst und schickte es mir per Mail. Vielleicht wäre es dann doch einfacher gewesen, die Handy-Variante für das Ticket zu wählen.
Vier Tickets erhielten wir. Für Frank, für mich, für Allmo und für Emma. Das wird ein lustiges Einscannen am Hafen. Auf den Tickets war auch schon unsere Kabinennummer vermerkt und ein Deck-Plan, der den Weg von der Rezeption (Deck 7) zu unserer Kabine auf Deck 8 zeigt.
Am Hafen
Eine Stunde vor der Abfahrtszeit sollten wir uns spätestens am Hafen einfinden. Als wir ankamen, war es gerade Mal 18 Uhr, also drei Stünden vor der angeschlagenen Abfahrtszeit.
Wir fuhren durch das Eingangsportal auf das Hafengelände. LKWs standen in Warteposition. Es gab keinen Einweiser und niemand interessierte sich für uns. Wir stellten Allmo zunächst für ein Foto neben die Elyros von ANEK Lines. Was ist der Allmo klein.
Wir drehten eine Runde, weil wir nicht wussten, ob wir auf die Fähre dürfen. Ein paar Fährmitarbeiter standen oben an der Rampe. Wir parkten neben den LKWs und ich ging zu Fuß mit unseren Ausweisen und Emmas Heimtierausweis die Rampe hoch. Der Mitarbeiter sagte, dass wir sofort auffahren könnten. Es wird nur das Ticket benötigt.
Emma saß in ihrer Box, so dass ich diese nur noch schließen und ihr Katzenklo hervorziehen musste. Schnell noch die Näpfe eingepackt. Alles andere hatte ich am Morgen schon in unserem Rucksack verstaut.
Das Ticket für Allmo wurde eingescannt, ob wir und Emma über gültige Tickets verfügen, interessierte niemanden.
Die Elyros
Die Elyros lief 1997 vom Stapel und stach 1998 das erste Mal in See; damals unter japanischer Flagge. Sie gehört seit 2007 zu der Flotte der griechischen Reederei ANEK Lines. Seit dem Jahr trägt sie auch den Namen Elyros. Das Fährschiff ist 192 Meter lang, 27 Meter breit und hat einen Tiefgang von bis zu 6,7 Meter. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 22 Knoten. Sie kann bis zu 1874 Passagiere befördern und 620 PKW.
Wir durften über eine weitere Rampe auf das obere Deck (Deck 5) fahren. Dort herrschte noch gähnende Leere, was das Einparken für uns sehr einfach machte. Auch die Einweisung verlief vernünftig. Allerdings mussten wir nah an die Pfeiler ran und bei einem Pfeiler war ich noch schnell genug, den Seitenspiegel einzuklappen. Weil Frank nichts sehen konnte, klappte ich ihn wieder aus und war dann beim nächsten Pfeiler nicht schnell genug. Das Gestänge bog sich etwas in die falsche Richtung. Frank stoppte zum Glück schnell. Der Einweiser dachte, dass das Problem meine Tür ist, durch die ich nicht mehr den Allmo verlassen konnte, weil sie sich ja im Pfeiler befand und winkte uns ein Stück nach vorne. Ich konnte den Spiegel wieder richten und wir durften so stehen bleiben. Das war ja mal entspannt und kein Vergleich zu dem Einweisungs-Desaster auf dem Hinweg bei Sea Jets. Frank wurde sogar permanent vom Einweiser gelobt, dass er das sehr gut machen würde.
Wir hatten gerade alles so weit aus Allmo ausgeladen (also den Rucksack, und Emma mit ihrem Klo) und wollten in Richtung Ausgang, als Gabi und Rüdiger über die Rampe nach oben fuhren. Ich hatte Gabi zwar noch geschrieben, dass wir schon an Bord können, doch sie waren unabhängig davon bereits auf dem Weg zum Hafen gewesen. Jetzt, da beide LKWs hintereinander standen, war schon deutlich zu sehen, wie klein Allmo im Vergleich zu dem MAN ist.
Somit war es gerade Mal 18:30 Uhr, als wir uns zu viert auf dem Weg mit dem Aufzug zur Rezeption machten.
Die Kabine
Die Rezeption befindet sich auf Deck 7. Dem Aufzug entsprungen mussten wir nur den kleinen Schildern folgen. An der Rezeption herrschte gähnende Leere. Ich zeigte unser Ticket auf dem Handy. Die Dame an der Rezeption interessierte sich nur für die Kabinennummer. Wir erhielten eine Zimmerkarte und wurden von einer Mitarbeiterin zu unserer Kabine geführt. Diese befand sich auf Deck 8. Über diesen „Begleitservice“ zur Kabine waren wir etwas irritiert. Aber so ist es wohl bei den Griechen.
Die gebuchte Haustierkabine war als solche nicht zu erkennen. Es gab kein extra Sofa für das Haustier, keine Unterlage, wenn’s in der Nacht mal dringend wird und auch keine Näpfe. Das waren wir von den Kanaren-Fähren anders gewöhnt. Wobei es für uns eh keine Rolle spielte, weil wir für Emma alles dabei hatten.
Während Frank sich unter die Dusche schwang, erkundete ich ein wenig das Schiff, bevor es im Laufe der nächsten Stunden voller wird. Neben den Airseats-Bereichen s gab verschiedenste Sitzecken, auf denen Passagiere, die keine Kabine und keinen Airseat gebucht hatten, sitzen konnten. Zwei Restaurants standen zur Verfügung (Buffet und à la carte) und ein paar Snack Bars.
Gabi und Rüdiger traf ich bei meinem Streifzug auch. Sie waren auf der Suche nach einem schönen Sitzplatz für die nächsten paar Stunden, um nicht die ganze Zeit auf der Kabine zu hocken.
Bevor wir zu ihnen stießen, schwang ich mich auch unter die Dusche. Was für eine Wohltat nach fast sechs Monaten in einem geschlossenen Raum zu duschen. Ich hätte Ewigkeiten unter dem warmen Wasserstrahl stehen können. Aber ich wollte es nicht übertreiben.
Nachdem Frank noch Emmas Medizin aus Allmo geholt hatte (eigentlich sollte sie die noch vorher bekommen, aber das war dann plötzlich untergegangen), gesellten wir uns zu Gabi und Rüdiger. Ein paar letzte gemeinsame Stunden verbrachten wir in den tiefergelegten Sitzen.
Tatsächlich gab es dann noch ein Ding der Unmöglichkeit. Waren doch tatsächlich bettelnde Kinder an Bord. Bei einem Mädchen hatten Gabi und ich zuvor nur den Eindruck gehabt, als hätte dieses überlegt, die Hand auszustrecken. Doch von einem Jungen wurden wir tatsächlich mit den Worten „give me one Euro“ angesprochen. Das es sowas auf der Fähre gibt!!! Frank meinte mit dem Jungen diskutieren zu wollen. Er sollte ihm sein Ticket zeigen, was der Junge nicht verstand oder nicht verstehen wollte. Irgendwann zog er ohne Geld ab.
Mit rund 10 Minuten Verspätung hieß es dann gegen 21:10 Uhr „Leinen los“ und wir legten von Kreta ab. Die freien Sitzplätze um uns herum waren auch schon sehr gut belegt.
Wir verbrachten 98 schöne, abwechslungsreiche Tage auf der Insel und legten 2361 Kilometer in der Zeit zurück. Ab Morgen warten neue Abenteuer auf uns.
Die Nacht
Das Meer war zwar dauerhaft etwas unruhig, doch nicht so stark, dass es irgendwelche negativen Auswirkungen gehabt hätte. Anfangs lag ich zwar in meine Bett und dachte, dass mir ein klein wenig schlecht sein könnte, aber das Gefühl war nicht von langer Dauer.
Die ganze Nacht über waren die Motorengeräusche zu hören. Das monotone Dröhnen war leider auch nicht auszublenden. Wir fanden nur sehr wenig Schlaf und als ich dachte, gerade eingeschlafen zu sein, da maunzte Emma. Sie wollte Nachschub in ihrem Napf. Frank meinte, dass sie vorher eine Runde durch die Kabine gedreht hätte und auch schon auf ihrem Klo gewesen wäre. Es war 3:45 Uhr.
Eine gute Stunde später, beim hin und her wälzen war ich wohl wieder etwas eingenickt, hatte Emma wieder Mitteilungsbedarf. Ich hob sie aufs Bett, was sie nicht wollte. Dann eben nicht. Eine Viertelstunde später hörte ich Geräusche und war verwundert warm etwas Schwarzes auf Franks Bett saß. Da hatte Emma sich wohl vertan. Dort gefiel es ihr aber auch nicht und sie hüpfte wieder vom Bett.
Ankunft in Piräus
An Schlaf war jetzt eh nicht mehr zu denken und als ich etwas später aus dem Fenster schaute, sah ich die Lichter von Piräus. Langsam nahmen wir Kurz auf den Hafen von Piräus. Bis wir den Hafen und unsere endgültige Parkposition erreicht hatten, dauerte es dann noch ein wenig. Wir machten uns irgendwann fertig, packten alles zusammen und verließen unsere Kabine. Während Frank den direkten Weg nach unten nehmen wollte, ging ich über die Rezeption, unsere Zimmerkarte abgeben. Die Gänge standen komplett voll, weil alle darauf warteten von Bord gehen zu dürfen. Franks Weg ging dann nicht, weil der Aufzug unten nicht öffnete und er musste wieder hoch, an der Rezeption vorbei und über die Treppe hinunter auf Deck 5.
Das Deck war gut mit Fahrzeugen gefüllt, wobei schon Lücken entstanden waren, weil die ersten Fahrzeuge bereits die Fähre verlassen hatten. Wir verabschiedeten uns von Gabi und Rüdiger, die wir nun nicht mehr wiedersehen werden. Während wir Kurs auf Euböa nehmen, fahren die beiden auf die Peleponnes Halbinsel.
Gegen halb 7 Uhr morgens rollten wir von Bord der Elyros und fuhren unsere ersten Meter auf dem griechischen Festland im Hafen von Piräus.
Tbc