los geht's



In 27 Stunden wird uns die „Ciudad de Valencia“ der Fährgesellschaft Trasmediterranea von Cadiz nach Arrecife/Lanzarote bringen. Die Fähre hat eine Länge von 203 Metern und eine Breite von 25,60 Metern. Der Tiefgang liegt bei 6,50 Metern. Sie bietet 605 Passagieren bzw. 240 Fahrzeugen Platz.

Online-Ticket


Mit der Buchungsbestätigung (ausschließlich auf Spanisch) erhielten wir einen Link für den Online-Check-In. Der ab 14 Tage vor Abfahrt möglich ist.

Mit dem online-Check-In entfällt der Besuch des Büros von Trasmediterranea im Hafen von Cadiz

Der online Check-In funktionierte leider nicht. Als Hinderungsgrund wurde die Buchung von

„Extra Services“ genannt. Ob Emma mit dieser besonderen Dienstleistung gemeint war? Mit ein wenig Unbehagen fuhren wir am Vortag zum Fährhafen nach Cadiz bzw. bis zum Büro von Trasmediterranea. Hoffentlich wird der Fährfahrt nichts entgegenstehen. Alle erforderlichen Papiere für Emma haben wir zwar, aber man weiß ja nie.

Check-in bei Trasmediterranea



Der Herr am Schalter sprach zum Glück ein klein wenig Englisch und ich ein kleinwenig Spanisch. Wir kamen auf diese Weise sehr gut zurecht. Er druckte unsere Boardingkarten und wir bekamen ein Schild mit dem Aufdruck „Arrecife“, der Hafenstadt auf Lanzarote, die unser Ziel war. Dieses müssen wir hinter die Windschutzscheibe legen, damit die Einweiser direkt sehen in welcher Reihenfolge die Fähre befahren werden muss. Da Arrecife der erste Hafen auf den Kanaren ist der angefahren wird, werden wir wohl mit als letzte auf die Fähre fahren. Ab 9 Uhr sollten wir dort sein. Spätestens um 11:30 Uhr soll das Boarding beginnen. Wir waren gespannt.

Das wir mit Haustier reisen interessierte den Herrn beim Check-In nicht. Ich bin davon ausgegangen, dass Emmas EU-Heimtierausweis überprüft wird. Dem war jedoch nicht so. Wir brachten noch in Erfahrung, dass das Essen inklusive ist, vergaßen aber zu fragen, was mit Getränken ist.

Boarding



Wir waren mit eines der ersten Fahrzeuge, was sich gegen 9 Uhr am Hafen eingefunden hatte. Zu unserem Schrecken lagen heute sogar 2,5 Kreuzfahrtschiffe im Hafen (2 große und ein kleineres). Wir parkten dort, wo der Herr es uns gestern gesagt hatte. Im Laufe der Stunden kamen immer mehr und mehr Fahrzeuge. Es entstand teilweise ein heilloses Chaos, bis eine Dame von der Hafenpolizei sich dem annahm und für Ordnung sorgte. Zwischenzeitlich konnten die LKWs, bzw. Auflieger, die zur Fähre geschleppt wurden, nicht mehr in das Hafengebiet zur Fähre einfahren. Wenn wir nicht so in der Sonne gebrütet hätten, dann wäre das ein noch amüsanteres Schauspiel gewesen. Wir standen in bester Position und beobachteten alles genau.





Irgendwann ging es auf die halb 12 Uhr zu, doch es tat sich noch nichts. Erst gegen 12 Uhr nahmen wir wahr, dass die ersten Fahrzeuge von dem inzwischen vollgestopften Parkplatz vor dem Büro von Trasmediterranea sich in Bewegung setzten. Das machte Hoffnung. Bis wir uns dann in Bewegung setzen durften vergingen weitere 40 Minuten. Der einzige Grund uns loszuschicken bestand jedoch darin, die Schlange hinter uns aufzulösen. Denn dort standen noch Fahrzeuge, die vorher auf die Fähre mussten. Und so durften wir, nachdem unsere Tickets gescannt wurden, erneut zur Seite fahren und warten. Damit kannten wir uns ja bestens aus. Leider standen wir in der prallen Mittagssonne, was es mehr und mehr unerträglich machte.

Emma hatte auch keinen Bock mehr. Wir hatten sie schon mehrfach in ihrer Box eingeschlossen und wieder freigelassen. Vergeblich suchte sie zwischendurch durch den geschlossenen Durchgang nach hinten zu gelangen.


Auffahrt auf die Fähre



Zwischenzeitlich hatten wir uns schon Gedanken gemacht, ob überhaupt noch alle Fahrzeuge einen Platz finden (zumindest gingen zwei Angestellte so suchend oder zählend an den Fahrzeugen vorbei, dass wir echt unsere Zweifel hatten). Wir dachten schon, ob nun eventuell noch Container und Auflieger wieder ausgeladen werden müssten, um Platz für uns zu machen. Dem war jedoch nicht so.

Doch nun war ja bald ein Ende in Sicht. Hofften wir. Nach einer weiteren Stunde in der Sonne ging es nun auch für die letzten Fahrzeuge (also alle mit Ziel „Arrecife“) weiter.



Zwanzig Minuten später standen wir sicher eingeparkt zwischen Containern und Aufliegern. Bis gefühlt in die hinterste Ecke mussten wir fahren. Zu meinem Erstaunen durften wir vorwärts auf die Fähre fahren. Das hatte ich zuvor im Internet anders gelesen. Dafür geht es dann ja in Arrecife rückwärts raus. Ob das besser ist?

Unerwähnt möchte ich aber nicht lassen, dass die Fahrzeuge, die das linke Tor nutzen sollten, rückwärts auf die Fähre setzen mussten. Zumindest die größeren (also Transporter, Vans). Die PKWs durften dort auch vorwärts hochfahren.

Die erste Hürde war nun also geschafft. Und wie wir das rückwärts wieder rauskommen, da denken wir dann erst ein einem Tag drüber nach.

Rezeption



Mit Müh und Not konnte ich aus Allmo hinausklettern, was mir nur über die hintere Doka-Tür gelang. Aus meiner Tür hätte ich nicht aussteigen können, weil sie nicht so weit aufging. Frank kam herum und nahm unser Gepäck entgegen. Erstaunlich, was wir alles an Rucksäcken dabei hatten (der Fotorucksack, ein Rucksack mit unseren Laptops und den Kulturbeuteln und ein Seesack mit Katzenstreu, Emmas Futter und Medizin) und dann natürlich noch das leere Katzenklo und Emma mit ihrer Transportbox. Es sah ganz so aus, als wollten wir längerfristig auf der Fähre einziehen.

Wir folgten dem Strom an Menschen über eine Rolltreppe (ab dort war es schön klimatisiert) nach oben und gelangten zur Rezeption, wo erstmal Schlange stehen angesagt war. Auf meine Frage, ob Frank die Handbremse auch gut angezogen hat, eilte er davon. Sicher ist sicher. Natürlich war sie angezogen. Ich hatte uns inzwischen bereits eingecheckt, zwei Zimmerkarten und zwei Verpflegungs-Gutscheine erhalten.

Die Haustierkabine



Unsere haustierfreundliche Kabine lag eine Etage über der Rezeption, also auf Deck 6. Die Kabinen sind von außen sogar als Pet friendly gekennzeichnet. Direkt nach unserem Bezug freuten wir uns über das Gejaule aus den Nachbarkabinen. Anscheinend waren die Leute zur Kabine geeilt, hatten den Hund dort abgesetzt und sind dann zum Sailaway direkt wieder davongeeilt. Und die armen Hund ejaulten herum. Das soll noch heiter werden.

Nun, zugegeben, so ähnlich händelten wir es auch. Nur das wir es noch schafften uns schnell noch unter die kalte Dusche zu schwingen. Noch während ich nackig durch die Kabine sprang, merkten wir schon, dass das Schiff sich in Bewegung setzte. Nun aber schnell nach draußen. Fotos machen. Denn so schnell werden wir kein Land mehr sehen. Um 14 Uhr hätte die Fähre planmäßig ablegen sollen. Bei dem Andrang und Chaos ist ungefähr eine halbe Stunde Verspätung geradezu unbedeutend.

Emma hatten wir natürlich vorher die Tür ihrer Box geöffnet, Wasser und Futter bereitgestellt und auch das Katzenklo war mit Streu gefüllt. So konnte sie sich an die neue Umgebung gewöhnen.



Ausgestattet ist die Haustierkabine mit zwei Alu-Näpfen, einem mit Kunstleder (?) bezogenem Schaumstoff als Liegeplatz und einem saugstarken Tuch für das kleine Geschäft. Wir bzw. Emma nutzte nichts davon. Wir hatten sogar Emmas Näpfe mitgebracht. Die Ausstattung ist eher auf einen Hund ausgelegt als auf eine Katze. Bei der Buchung wird keine Unterscheidung vorgenommen und auch sonst interessierte es niemanden was für ein Tier wir dabei haben.

Vier Schlafmöglichkeiten bot unsere Kabine, wovon die oberen beiden Betten jedoch hochgeklappt und sogar abgeschlossen waren.

Es gab reichlich Steckdosen, die so aussahen, als würden dort sämtliche gängigen europäischen Stecker hineinpassen.

Auf dem oberen Parkdeck, in der Sonne, standen auch Fahrzeuge. Gar kein so schlechter Platz.

Restaurant

Nachdem Cadiz hinter uns immer kleiner wurde, ergriffen wir direkt die Gelegenheit und machten uns auf die Suche zum Restaurant (Deck 5). Es handelt sich um ein Selbstbedienungs-Restaurant. Wir reihten uns schön in die Schlange ein und kamen mit dem älteren Ehepaar vor uns ins Gespräch.

Durch die leichten Bewegungen des Schiffes wurde mir etwas Schummrig. Oder lag das an den 5 Stunden Sonne, die wir getankt hatten oder daran, dass der Magen leer war? Es gab also viele Gründe dafür.

Hinter den Glastheken befanden sich die Speisen, die von den Angestellten auf Wunsch ausgegeben wurden. Wir entschieden uns für hauchdünn geschnittenes Schweinefleisch, Pommes und buntem Gemüse. Es hätte auch Fisch, Nudeln, Salate und Suppe gegeben. Dazu gab es, für den der wollte, Brot und einen Joghurt. Anstatt der auf dem Gutschein angegebenen zwei Getränke gab es jedoch nur ein Getränk. Oder ob das daran lag, dass wir beide ein Bier bestellt hatten?

Nach dem Mittagessen gingen wir zu Emma zurück. Diese lag miesmutig in ihrer Box und hatte aber auch schon Spuren im Katzenklo hinterlassen.

Der Verpflegungs-Gutschein, den ich beim Check-In erhalten hatte, gilt für drei Mahlzeiten am Tag. Da es vier Felder zum Ankreuzen gibt, gehen wir davon aus, dass morgen das Mittagessen auch noch dazu gehört.

Mit der Buchung einer Kabine scheint die Verpflegung an Bord inklusive zu sein. Wir gehen davon aus, dass die Leute, die nur einen einfachen Sitz gebucht haben, keine solchen Gutscheine erhalten. Ob sie gegen Zuzahlung auch dort Essen können, wissen wir bisher nicht. Angeschlagen war zumindest nichts.

Frank nutzte die Zeit zwischen Mittag- und Abendessen um sich auszuruhen. Die letzte Nacht hatte uns ja auch nicht so viel Schlaf beschert. Zum Abendessen machten wir uns wieder auf den Weg und kamen erneut mit dem Paar aus Berlin ins Gespräch, zunächst beim Schlangestehen und auch am Tisch.  Gegen 22:30 Uhr Festland-Zeit zogen wir uns auf unsere Kabine zurück. Auf der Fähre ticken die Uhren zwar schon auf kanarischer Zeit, wo es erst 21:30 Uhr war, doch für uns war der Tag lang und anstrengend genug.

Wir verbrachten eine ruhige Nacht mit mäßigem Wellengang. Erst gegen 5 Uhr wurde Emma etwas unruhig. Grub in ihrem Katzenklo das Streu mehrfach um, maunzte wieder und ging wieder graben. Tatsächlich schlief ich, nach dem Emma auch wieder ruhig war, noch bis um halb 9 Uhr weiter.

Zum Frühstück stellten wir uns wieder in die Schlange. Es gab ausreichend Auswahl: Müsli, Obst, süße Teilchen, herzhaftes (Eier, Bacon, Würstchen) und natürlich auch Brötchen, Wurst, Käse und Marmelade. Die Getränkeauswahl ging von Wasser, über Säfte und Kakao bis hin zu warmen Getränken. Verhungern muss niemand.

Für die Selbstversorger hatten wir inzwischen auch eine Mikrowelle entdeckt, die im Restaurantbereich stand. Das ist dann aber nur was für Fertiggerichte, Tütensuppen oder ähnliches.

Internet an Bord


Entgegen meinen Angaben aus dem Internet, dass das Internet an Bord teuer ist, durften wir erfreut feststellen, dass es umsonst ist. Man muss sich nur alle drei Stunden wieder neu anmelden. Daher konnten wir auch weiterhin mit der Außenwelt kommunizieren.

Öffentliche Bereiche



Für die Passagiere, die keine Kabine gebucht haben, stehen sogenannte Pullman-Sitze zur Verfügung. Wie im Flugzeug, nur mit mehr Komfort und Beinfreiheit. Alternativ werden auch Sitzgruppen in Beschlag genommen.

Wir sind froh, dass wir Dank Emma, keine andere Wahl hatten und uns in unserer Kabine zurückziehen und vor allem auch Duschen konnten. Das war nach den vielen Stunden in der Sonne dringend nötig.

Verlassen der Fähre


Anstatt um 16 Uhr (Festland Spanien 17 Uhr) erreichten wir erst rund 2 Stunden später den Hafen von Arrecife auf Lanzarote. In der Zwischenzeit spielten wir Skip-Bo, doch nach drei verlorenen Runden wollte Frank nicht mehr. Ich kann’s verstehen.

Land in Sicht hatten wir bereits eine Weile, und dann kam die ersehnte Durchsage, dass die Passagiere mit Kabine, die in Arrecife von Bord gehen, bitte auschecken sollen. Schnell machten wir uns auf den Weg zurück zur Kabine. Wir packten unsere drei Rucksäcke und Emma, gaben die Zimmerkarten ab und reihten uns in die Schlange ein. Bis die Fähre endlich angelegt hatte und wir von Bord gehen konnten, dauerte es dann doch noch eine ganze Weile. Erste LKWs oder vielleicht waren es auch nur Auflieger, wurden herausgefahren und auf der Rolltreppe stapelten sich die Menschen. Sehr ungeschickt!



Dann hieß es flott zu den Fahrzeugen. Um kurz vor 18 Uhr betraten wir den Frachtraum und bahnten uns den Weg zu Allmo. Wir quetschten uns an den Aufliegern und Womos vorbei, beluden alles durch die hintere Doka-Tür. Während ich draußen blieb, bewaffnet mit Franks Video-Maschine und dem Walkie Talkie (was aber nicht funktionierte), ließ Frank den Motor an.

Als sich die Reihen hinter uns gelüftet hatten, setzte er ganz langsam und vorsichtig zurück. Optimistisch winkte einer der Fährmitarbeiter. Ich hatte neben dem Filmen einen Blick auf die Beifahrerseite, damit der Spiegel nicht zu Schaden kommt. Es ging zum Glück alles gut.

Als Allmo aus dem Container-Auflieger-Sandwich befreit war, durfte er (wie alle anderen zuvor auch) wenden und vorwärts den restlichen Weg aus der Fähre raus und die Rampe runterfahren. Puh! Was war ich erleichtert. Ganz umsonst hatte ich mir schon wilde Gedanken gemacht. Keine Viertelstunde hatte die Ausschiffung gedauert. 

Kontrollieren wollte uns niemand und so wurden wir einfach durchgewunken. 

Nach 29 Stunden hatten wir wieder festen Boden unter den Reifen. Immer noch spanischen Boden. Doch mit vulkanischem Ursprung. Wir waren froh, dass der Wellengang sich während der Fahrt in Grenzen hielt.

tbc

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