Wir ließen die Gegend um Los Cristianos hinter uns und folgten der Autobahn TF-1 in den Norden. Diese Strecke waren wir bereits in umgekehrter Richtung von Santiago del Teide aus gefahren, doch vor rund drei Wochen hatten wir keine Zeit, um einen Abstecher bzw. einen Rundweg über den Volcan Chinyero daraus zu machen. Dies holten wir heute nach.
Zügig brachten wir die Kilometer auf der Autobahn hinter uns und bogen dann in Richtung des Teide ab. Je näher wir uns den Bergen näherten, desto grauer wurde es. Es war wohl nicht die Beste Idee heute in diese Richtung zu fahren. Aber wer weiß, ob es in den nächsten Tagen viel anders aussieht. Das unbeständige und eher wolkige Wetter hält sich ja nun schon beinah eine Woche.
Kurz vor Erreichen des Mirador de los Poleos parkten die ersten Fahrzeuge am Straßenrand. Die Landschaft sah schon eine Weile interessant aus. Insbesondere ist es erstaunlich, wie die Nadelbäume, auf der uralten AA-Lava Wurzeln geschlagen haben. Doch wir ließen den Mirador außen vor und fuhren noch um die Kurve, um dort am Straßenrand zu parken.
Vor uns lag eine 8 Kilometer lange und vielleicht 3 Stunden lange Wanderung, so dass wir uns vorher noch etwas stärkten. Auf rund 1500 Metern war es recht frisch und entsprechend dick eingepackt waren die Menschen, die an uns vorbei liefen. In der Sonne und im Windschatten war es eigentlich ganz okay.
Gut gestärkt machten wir uns auf den Weg und folgten einer Strecke von Wikiloc, denn anfänglich war der Weg von unserem Parkplatz nicht ausgeschildert. Aber immerhin war ein gut angelegter Weg durch die alten Lavafelder vorhanden. Noch war der Himmel blau, die Sonne schien und die Bäume leuchteten schön grün. Dies sollte sich jedoch ändern, sobald wir auf dem Rundweg, der uns um den Volcan Chinyero herumführte, ankamen.
Es wurde zusehends grauer, bewölkter und nasser. Die Sicht war nicht wirklich vorhanden und die Landschaft um uns herum verschwand in einem Einheitsgrau. Nachdem wir einen leichten Anstieg hinter uns gebracht hatten, verlief der Rest der Strecke eher bergab oder recht eben, was für uns sehr angenehm war.
Vom Volcan Chinyero selbst sahen wir auf dem Rundweg nichts. Der Weg an sich war gut zu gehen, auch wenn wir zwischendurch vom Waldboden auf Lavasteine wechselten. Bei besserem Wetter (also gemeint ist bei Sicht) ist dies bestimmt eine wunderschöne und interessante Wanderung, die vom Streckenverlauf her recht einfach ist.
Nach 5,5 Kilometern und etwas über 1,5 Stunden klarte es dann tatsächlich etwas auf, da hatten wir aber den Vulkanbereich hinter uns gelassen und befanden uns schon wieder im Wald. Auf den restlichen nicht ganz zwei Kilometern bzw. 20 Minuten trocknete unsere etwas nasse Kleidung quasi im Weiterlaufen.
Allmo wartete von uns (immer noch oder schon wieder) in der Sonne. Während die Pkws sich abmühen mussten, den Versatz von der Parkbucht zur Straße zu bewältigen, hüpfte Allmo locker drüber und rollte ein paar Kilometer weiter bis zu unserem Übernachtungsplatz.
Zona Acampada Pinar Chio
Im Nationalpark um den Teide herum ist das Übernachten nur in den Zona Acampada erlaubt. Nicht jede Camping-Zone verfügt über Plätze für Fahrzeuge, manche sind nur für Zelte erlaubt. Einen Platz kann man maximal 15 Tage im Voraus buchen und dann muss man schnell genug sein bzw. Glück haben, dass so ein Platz dann auch noch verfügbar ist.
Im Gegensatz zu diesen Bereichen auf Gran Canaria wo man sich zunächst im Rathaus der Inselhauptstadt einmalig legitimieren muss, kann man auf Teneriffa einfach über die Webseite (centralreservas.tenerife.es) unter Angabe des Namens und der Ausweisnummer einen Platz reservieren, was ich sehr Kundenfreundlich finde.
Da unser Rückkehrtermin nach Teneriffa nun ja schon lange im Voraus feststand und es klar war, dass wir die zweite Nacht nach der Rückkehr an dieser Zona Acampada vorbei kommen werden, konnte ich für uns frühzeitig einen Platz reservieren.
Als wir ankamen parkten bereits zwei Fahrzeuge in dem Bereich für Camper. Der eine Herr (ursprünglich aus Argentinien, aber seit 15 Jahren auf Teneriffa) sprach uns direkt an, ob wir eine Reservierung hätten. Er hatte nämlich keine, weil er davon nichts wusste und da das Internet nur so mittelprächtig war, konnte er grad auch nicht die Reservierung nachholen).
Das andere Pärchen (aus Italien/Albanien) wollte eigentlich losfahren zum Teide (es war gegen 15 Uhr, was wir recht spät fanden) und dann zurückkommen. Wir unterhielten uns mit beiden eine ganze Weile. Sie waren seit 2 Wochen nun auf Teneriffa und wollten schauen, auf welcher Kanareninsel sie für immer oder zumindest länger bleiben.
Von unserem Platz aus konnten wir den Teide sporadisch sehen, also immer dann, wenn die Wolken die Sicht freigaben. Da es – wie in letzter Zeit eigentlich immer – windig war. War der Teide zu sehen, nicht zu sehen, zu sehen, nicht zu sehen, …
Leicht genervt waren wir, als die Speicherkarte von der Kamera nicht mehr erkannt wurde und das online-banking uns parallel auch noch ärgerte. Emma musste sich dann auch noch einmischen, was es nicht besser machte. Es sind schon Luxusprobleme, die uns an einem Freitagnachmittag beschäftigten. 😉
Zum Abendessen gab es Mexiko-Pfannengemüse mit Würstchen, welches wir dann in der Doka verspeisten. Draußen auf rund 1600 Metern war es zwischenzeitlich zu kalt geworden. Die Wolken bildeten am Abend die wildesten Formationen.
Abends machten Emma und ich es uns vor dem Auslass der Standheizung in der Doka gemütlich. Früher saß Emma im Winter mit vielleicht nur einem Meter Abstand vor dem brennenden Kamin und ließ sich die Hitze des Feuers auf den Pelz strahlen. Die Standheizung in Allmo ist im Vergleich dazu nur ein schwacher Trost, aber besser als gar keine Wärme.
Samstag, 2. März 2024
Eine sehr unruhige Nacht verbrachten wir. Nein, an Emma sollte es nicht liegen. Zunächst bekamen wir gegen 22:30 Uhr noch einen Parknachbarn, durch dessen Motorengeräusche ich geweckt wurde. Wo auch immer dieser Mensch um die Uhrzeit noch her kam. Etwa zwei Stunden später fing Emma an zu maunzen. Aber nicht, weil sie Hunger hatte, sondern weil ihr kalt war. Erst konnte ich sie gar nicht finden, hatte sie sich doch tatsächlich auf bzw. in unserer Schmutzwäschetüte gemütlich gemacht. Dort war es nach ihrem Empfinden wohl am wärmsten. Ich setzte sie hoch zu Frank, der sie mit unter die Decke nahm. Dort verweilte sie ein wenig und verschwand dann wieder zu der Schmutzwäsche. Wo sie auch noch am Morgen saß und gar nicht von weg wollte. Zudem rüttelte der Wind immer wieder an Allmo. Zugegeben, wir hatten schon deutlich windigere Nächte, dennoch war es unangenehm.
So hoch in den Bergen war es am Morgen sehr schattig. Beim Versuch ein paar Schritte in Richtung Sonne zu gehen, wehte mir so fieser Wind um die Ohren, dass ich es bei dem Versuch beließ.
Es wurde Zeit, dass wir uns wieder in tiefere Ebenen begaben, daher ergriffen wir recht bald nach dem Frühstück die Flucht. Etwas verwirrt waren wir, warum die Schranke zur Zufahrt zu den Campingplätzen geschlossen war. Zunächst schaute ich etwas verwirrt und dann kam der Geistesblitz, wie dieses Ding zu öffnen ist. Anschließend schlossen wir sie wieder. Irgendeinen Grund wird es ja haben, warum sie jemand geschlossen hatte. Auch wenn wir diesen Grund nicht erkennen konnten.
Unsere Reservierung kontrollierte niemand. Zumindest bekamen wir dies nicht mit. Da bei der Reservierung auch das Kennzeichen angegeben werden musste, kann natürlich jemand auch ohne unser Wissen bzw. unsere Kenntnis die Autos abgehakt haben.
Wir folgten weiter dem Straßenverlauf, der uns zunächst noch ein paar hundert Meter weiter nach oben brachte. Den Mirador de Samara ließen wir unbeachtet. Der kleine Parkplatz war voll mit Pkws und am Seitenstreifen gab es keine wirkliche Haltemöglichkeit. Wandern wollten wir dort eh nicht, denn trotz Sonnenschein lag eine gewisse Feuchtigkeit in der Luft. Teilweise waren die winzigen sprühnebelartigen Tropfen deutlich zu sehen. Dem Sonne-Regen-Mix entsprang ein Regenbogen, der jedoch sehr schwach war.
Mirador de las Narices del Teide
Die größere Parkfläche am Mirador de las Narices del Teide nutzten wir dann für einen kurzen Stopp. Etwas besorgt waren wir, weil Allmos Motortemperatur sehr hoch war und es auch so roch, als wenn Gummi oder irgendwas verbrennen würde. Morgen müssen wir unbedingt Motoröl kontrollieren und nachfüllen. Während Frank den Motor wieder startete, damit dieser sich abkühlen konnte, sah ich mir die sehr interessante Vulkanlandschaft an.
Der Pico Viejo hat schon öfter fröhlich Lava ausgespukt, letztmals im Jahr 1798. Die Eruption dauerte 92 Tage an und 5 Quadratkilometer Land wurden unter der Lava begraben. Der Krater hat einen Durchmesser von 800 Metern, was man sich so auf die Entfernung gar nicht vorstellen kann. Wanderwege, die am Parkplatz starteten, gab es auch. Aber nö … auch dort wollten wir nicht wandern.
Im Bereich Boca Tauce stießen wir auf die uns bekannte TF-21, die wir bei unserem Teide Besuch am 6. Februar bereits gefahren waren. Heute wirkten die Felsen und die Umgebung, bedingt durch die Wolken und den bedeckteren Himmel, ganz anders, als bei Sonnenschein.
Anstatt links Richtung Teide abzubiegen, bogen wir rechts ab Richtung Vilaflor. In unzähligen Kurven näherten wir uns dem höchsten Dorf auf Teneriffa und in noch viel mehr und viel kleinen Kurven hielten wir von Vilaflor Kurs auf Granadilla de Abona. Auch heute (genauso wie gestern) waren gefühlte Millionen von Rennradfahrern unterwegs, die sich die Berge hoch quälten. Nach Vergnügen sah das bei einigen wahrlich nicht aus.
Diese viele Gurkerei über diese schmalen Bergstraßen und durch die vielen Kurven ging mir heute irgendwie auf den Zeiger. Ich wollte die Berglandschaft nur noch hinter mir lassen und schön ebenerdig fahren.
Doch zunächst blieben wir auf den schmalen Straßen.
Tbc