Caleton Blanco



Auf den Weg in den Norden unternahmen wir einen Abstecher zu den Ruinen einer ehemaligen Plantage. Zu Franks Freude wählte ich den Weg über die Piste aus. Diese sah zu Beginn sehr gut befahrbar aus und ich hegte die Hoffnung, dass dies auch so bleiben wird. Nun gut, die Piste wurde schmaler und holpriger. Teilweise ging es richtig steil berghoch. Doch mit dem Geländegang konnte Allmo über den Weg nur müde lächeln. Er hat halt schon was drauf, unser Allmo.

Die Angaben über die ehemalige Nutzung des Gebäudes sind widersprüchlich. Es soll sich um ein Aloe Vera Plantage oder um eine Weinkellerei gehandelt haben. Außer ein paar Mauern, war nicht mehr viel von dem Gebäude übrig. Auf den in der unmittelbaren Umgebung angelegten Felder (durch Steinmauern begrenzt), wuchsen Kakteen.



Wir folgten der Straße, die recht bald in Teer überging und wurden am Mar de Cactus (einem großen Kaktus-Garten) ausgespukt. Der Parkplatz stand voller Fahrzeuge. Die Touristen wollten sich wohl diese Sehenswürdigkeit nicht entgehen lassen. Wir schon!

Auch die Cueva de los Verdes besuchten wir nicht. Wir drehten nur in unmittelbarer Nähe und waren erschrocken darüber, dass der Parkplatz rappel voll war. Ein kleiner Reisebus parkte am Straßenrand. Wie schrecklich!

Caleton Blanco



Es war zwar noch sehr früh, doch die Sonne brannte auch heute wieder und unsere Körper schrien nach einer Abkühlung. Also steuerten wir die Caleton Blanco an. Auf wenigen Kilometern blitzen helle Flecken aus feinstem weißem Sandstrand zwischen der Lava hervor. Diese Flächen waren von Lavaströmen verschont geblieben. Optisch machte die Landschaft richtig was her. Zumal zwischen dem Sand auch die Natur eine Chance hat sich zu entfalten. Neben dunkelblau hatte das Meer außerhalb der Bucht eine schöne türkisleuchtende Farbe.



Wir kamen mit einem Paar aus Hamburg ins Gespräch, deren Rückflug nach Deutschland in wenigen Stunden ging. Wir bekamen die Empfehlung weiter rechts ins Wasser zu gehen. Aufgrund der recht starken Strömung wäre Schnorcheln nicht zu empfehlen.

Rein in die Badesachen, rüber über die lange schnurgerade Straße und ab ans Wasser. Wie angenehm erfrischend doch das Atlantik-Wasser ist. Damit hatte ich vor Reisebeginn nicht gerechnet.



Frank ging zu Allmo zurück, um Emma und unsere Picknickdecke zu holen. Emma war wenig begeistert ins Geschirr gesteckt und nach draußen entführt zu werden. Sie versuchte sich unter dem Rucksack zu verstecken. Wir schützten sie durch unseren Schatten vor der direkten Sonne. Als es Zeit für einen Mittagssnack wurde, gingen wir zu Allmo zurück. Ja, auch Emma ging fast den ganzen Weg allein. Es sah schon sehr süß aus, wie sie an der Leine mit Frank zusammen durch Sand und über die Lavasteine lief. Irgendwann wollte sie dann nicht mehr und Frank trug sie zu Allmo zurück.

Playa de Orzola



Noch während wir den Mittagssnack zu uns nahmen, entschieden wir uns dazu, noch ein paar Kilometer weiter, bis nach Orzola zu fahren. Diese Idee hatten auch ganz viele andere Leute und entsprechend voll war der Parkplatz. Tatsächlich fanden wir in einer sandigen Ecke noch einen Platz für uns. Wir standen auch verhältnismäßig gerade und müssen wir die Nacht nicht umparken.

Der Wellengang war deutlich sicht- und spürbar als wir uns zum Abkühlen ins Meer begaben. Auf der Picknickdecke hielten wir es eine kurze Zeit aus, doch irgendwann reichte es an Sonne.

Wir machten es uns auf unseren Stühlen in Allmos Schatten bequem und freuten uns an der schönen Lage des Strandes. Die Felsen, die den Strand im Westen begrenzen, erinnern uns an die Napali Coast auf der hawaiianischen Insel Kauai.



Von Orzola aus fahren regelmäßig Fähren nach La Graciosa. Eine Insel, die nur zu Fuß bzw. mit dem Rad erkundet werden kann. Wir beobachteten im Laufe des Nachmittags, wie die Fähre hin und her fuhr.

Frank findet einen Besuch der Insel überflüssig, wobei ich das eigentlich eingeplant hatte. Nur könnte die Fortbewegung mit unseren Straßen-E-Bikes schwierig werden. Denn auf La Graciosa sind die Wege nicht geteert. Mal sehen, wie wir uns entscheiden werden.

Irgendwann parkte ein spanischer Van neben uns und später wurden wir von der anderen Seite von einem ehemaligen Möbeltransporter noch enger zugeparkt. So mit Abstandhalten und nicht kuscheln scheinen die Spanier es auch nicht so zu haben. Und wir dachten das wäre ein französisches Phänomen. Wobei sich ja niemand beschweren kann, wenn die Camper platzsparend auf dem Parkplatz stehen.

Von dem ersten Van kamen später noch Bekannte mit einem Womo mit Kölner Kennzeichen (Wohnort ist Lanzarote), die sich dahinter stellten und sich abends zusammensetzten. Das Rauschen des Meeres sollte später lauter sein als die Stimmen von draußen, so dass wir schön einschlummern konnten.

Kurz vorm Dunkelwerden sprach uns noch ein paar aus Madrid an. Sie fanden unseren Allmo ganz toll und wir waren erstaunt, dass beide so gut Englisch sprachen. Das kennt man von den Spaniern sonst ja leider nicht so. Sie hatten nur eine Woche Urlaub und müssen nächste Woche wieder arbeiten. Da geht es uns wohl deutlich besser.

Samstag, 7. Oktober 2023



Am Morgen wurde Frank von Pete angesprochen, einem Briten, der seit seinem 17. Lebensjahr auf den Kanaren lebt (jetzt ist er Mitte 50). Er lebte Jahrzehnte in Costa Teguise, auch mal ein Jahr lang in einem Zelt auf La Graciosa am Strand und mehrere Jahre in einem Bunker am Playa de Orzola. Inzwischen hat er eine Farm (Anbau von Obst und Gemüse) und wohnt in dem Bunker noch nur sporadisch (wenn er Wellenreiten möchte). Er lud uns ein, einen Blick in den Bunker zu werfen, was wir nach dem Frühstück auch taten.

Der Eingang zum Bunker war mit Lavasteinen zugeschüttet. Er benötigte eine Woche, um diesen freizuräumen. Jetzt ist der kleine Raum mit einem Bett, ein paar Wandregalen und zwei kleinen Schränkchen (wie Nachtkonsölchen) ausgefüllt. Eine runde Mauer aus Lavasteinen schirmt den Bunker ab.

Im weiteren Verlauf Richtung Orzola gibt es noch mehrere Bunker, die ebenfalls bewohnt sind. Der größte soll 16 Meter lang sein. Eigentümer ist er von dem Bunker nicht, denn daran kann man kein Eigentum erwerben. Die Besetzung der Bunker wird geduldet.


Wir hielten uns den Tag über im Wesentlichen in Allmos Schatten auf, gingen zwischendurch mal ins Wasser. Unterhielten uns mit unseren Nachbarn und einem Paar aus dem Allgäu und saßen wieder im Schatten. Auch heute herrschte am Strand viel Betrieb. Badegäste und später auch Wellenreiter kamen an diesen schönen Fleck Erde. Laut Pete soll dieser Strand der schönste neben dem Strand in Famara sein.


Cueva de Orzola

Kurz bevor das Wasser seinen Tiefststand erreichte, kletterten wir über die Felsen auf die andere Seite der Bucht. Dort gibt es eine Art Höhle, wobei das eigentlich schon zu hoch gegriffen ist. Zugänglich ist dieser Ort nur bei Ebbe. Wir kletterten noch etwas weiter, kamen an einer weiteren Mini-Höhle vorbei und gelangten mit nassen Füßen an einen leeren Strand. Auf den Steinen lag einiges an Holz und sonstiger Unrat (hoffen wir mal, dass das angeschwemmt und nicht von irgendwem dahin gebracht wurde). So oder so, beides ist für die Umwelt nicht so schön.



Danach verkrochen wir uns wieder in den Schatten, kochten später unser Abendessen und sahen bei dem Versuch zu, einen Van abzuschleppen. Auch nach mehreren Versuchen war es nicht möglich diesen auf den Abschleppwagen zu ziehen. Dafür war der Van zu groß oder der Abschleppwagen zu klein. Später kam ein größerer Abschlepper, der den Van mit viel Geduld auf die Plattform zog.

Der der Herr vom Abschleppunternehmen hatte Allmo zuvor als „bonito camion“ bezeichnet und ich versuchte ihm auf Spanisch zu erklären, dass Allmo nicht auf seinen Abschlepper passen würde. Bei dem größeren Abschlepper zeigte er mir nun, wie er uns Abschleppen würde. Die Vorderräder werden in sehr starke Metallgreifer angeklinkt, hochgehoben und dann würde er uns abschleppen können. Wieder was gelernt. Und das nur auf Spanisch.

Sonntag, 8. Oktober 2023



In der Nacht kam erneut Wind auf. Hin und wieder brachten stärkere Böen das Dachzelt zum Wackeln. Wir bieten ja auch genug Angriffsfläche.

Wir hatten uns gestern noch überlegt, heute nicht nach La Graciosa rüberzufahren. Es soll ein Kreuzfahrtschiff in Arrecife im Hafen liegen, da wollten wir sicherheitshalber von dem Besuch der kleinen Insel absehen.

Caleton Blanco



Stattdessen fuhren wir zur Caleton Blanco, an den Hauptstrand. Den frühen Morgen und damit die Ruhe vor dem Besucherandrang nutzten wir zum Schnorcheln. Irritiert waren wir darüber, dass so einige Womos wohl über Nacht dort auf dem Parkplatz standen, denn eigentlich soll es dort ein Übernachtungsverbot geben.

Wir parkten Allmo direkt passend für eine Übernachtung (wir werden ja nicht die einzigen mit diesem Vorhaben sein) ein, schnappten uns die Schnorchel-Ausrüstung und stürzten uns ins Wasser. Wobei das jetzt ein wenig übertrieben ist. Es war zwar im Moment Flut, dennoch blieb das Wasser lange flach. Wir hielten uns an den schwarzen Lavasteinen, die mit ihren Spitzen aus dem Wasser herausragten. Die Fischausbeute war dennoch sehr mager und wenig spektakulär.



In Allmos Schatten verkrochen wir uns anschließend und beobachteten, wie der Parkplatz sich zunehmend füllte. Bewaffnet mit Sonnenschirm, Strandstühlen und Kühlboxen zogen die Leute vom Parkplatz an den Strand. Manche verweilten dort Ewigkeiten, andere waren schnell wieder am Fahrzeug und machten den Platz für den nächsten frei.  Ob Wochentags auch so viel los ist?

Das Wasser des Atlantiks hatte sich im Laufe des Nachmittags stark zurückgezogen. Gefühlt lagen sämtliche Lavafelsen frei. Entsprechend weit mussten wir laufen und standen dennoch nur bis zu den Knien im Wasser.

Von einem Niederländer wurden wir auf Allmo angesprochen. Er selbst hatte einen Renault in der Militärversion, mit Pritsche und Plane. Nach Lanzarote war er jedoch geflogen.

Wir bekamen den Tag mit Frisbee spielen und mehreren Abkühlungen im erfrischenden Wasser herum. Die meiste Zeit verbrachten wir jedoch in Allmos Schatten. Aber nur so lange, bis die Sonne hinter Allmo stand. Schatten gab es nur noch vor Allmo, wo wir nicht sitzen konnten. Denn das war die Einflugschneise für die Fahrzeuge. Also verkrochen wir uns ins Dachzelt. Hin und wieder erfrischte uns ein laues Lüftchen.

Essen kochen war heute auch keine Herausforderung, es gab die Reste der vergangenen beiden Tage. Zwei spanische Familien standen plötzlich mit Kind und Kegel vor uns. Sie hatten Allmo gesehen und mussten unbedingt mal aus der Nähe einen Blick darauf werfen. Sie bezeichneten Allmo als „guapo“, was mit hübsch oder flott übersetzt werden kann. Ja, ganz schön fesch ist unser Allmo.

Die Nacht verbrachten wir mit mehreren Fahrzeugen auf dem Parkplatz der Caleton Blanco. Das „Camping Verboten Schild“ schien zumindest heute auch die Polizei nicht zu interessieren.

Montag, 09. Oktober 2023



In der Nacht war es herrlich ruhig. Auch vom Wind war nicht wirklich etwas zu spüren. Entspannt schliefen wir bis in die frühen Morgenstunden. Die Sonne erhob sich aus dem Meer wie ein kreisrunder Ballon.

Nach dem Frühstück mussten wir uns dann etwas sputen, damit wir noch die 9 Uhr Fähre von Biosfera Express erwischten. Moment mal! Fähre? Wollten wir etwa schon Lanzarote verlassen?

tbc

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