
Gestern hatte ich noch ausgiebig recherchiert, wie wir zu den ins Auge gefassten Sehenswürdigkeiten auf der Drapanos Halbinsel fahren. Meine Sorge war es, in irgendeinem kleinen Dorf stecken zu bleiben. Bisher sind wir auf dieser Reise davon verschont geblieben. Was wohl auch meiner umfangreichen Recherche zu verdanken ist. Dabei soll es auch bleiben.
Somit fuhren wir heute einen etwas weiteren Weg, was gar nicht schlimm war, weil wir als erstes zu einem Supermarkt wollten. Ich hatte einen etwas größeren Supermarkt der SYN.KA-Kette herausgesucht. Unsere Vorräte (im Kühlschrank und in der Kühlbox herrscht eine große Leere, auch die Schnupp-Boxen sind leer) werden wir morgen bei LIDL aufstocken, daher kauften wir heute nur ein paar wenige Dinge ein, damit wir bis morgen nicht verhungern.
Die schmalere Dorfstraße beunruhige mich dann doch ein wenig. Aber es sollte alles gut passen. Der Gegenverkehr hielt sich in Grenzen und war somit gut händelbar.
Wir mussten wieder ein wenig auf gleichem Weg zurück und hielten uns dann weiter in Richtung Osten. Am Wegesrand befanden sich die Überreste der Old Christian Basilica of Almirida. Der Zugang zu dem Gelände ist wohl schon längere Zeit versperrt. Das Schloss verrostet und der Boden überwuchert. Doch von der Straße sind die Bodenmosaike der Basilica sehr gut zu erkennen. Zumindest das, was noch davon übrig ist. Schutzlos sind diese der Witterung ausgeliefert. Eigentlich sehr schade.
Durch die Dorfstraßen mit relativ dichter Bebauung schlängelten wir uns weiter über die Drapanos Halbinsel. Nachdem ich gestern Abend bei der Planung bereits zwei Punkte von der Liste gestrichen hatte, ließ ich heute noch einen weiteren Ort weg. Auch wenn die Venetian Watertanks reizvoll aussehen, wollte ich die Fahrten durch die Dörfer, auch wenn sie passierbar aussahen, auf ein Minimum reduzieren.
Wir fuhren allerdings noch zum German Nazi Bunker. Der Weg führte an einigen, derzeit leerstehenden, Ferienappartements vorbei. Auf dem letzten Stück wurde aus der Asphaltstraße eine betonierte Strecke. Allmo hielt tapfer Kurs auf das Ziel und wurde mit einem großen Vorplatz vor der kleinen Kapelle belohnt. Es war ausreichen Platz vorhanden um mehre Allmos dort abzustellen.
Hinter der kleinen Kapelle erhebt sich ein größerer Berg, in dessen Inneren sich ein Tunnelsystem befindet. Es handelt sich um eine Bunkeranlage aus dem zweiten Weltkrieg.
Bewaffnet mit Taschenlampen (nur eine Handylampe könnte zu schwach sein) gingen wir hinter der Kapelle, vorbei an dem Denkmal, auf den Tunneleingang zu.
Mehrer Wege zweigen vom Hauptweg ab und führen in kleine Räume. In einem der Räume waren noch die Betonsockel von irgendwelchen Generatoren zu sehen. Das dicke runde Loch in der Felsendecke diente vermutlich der Belüftung.
In einem größeren Raum gab es zwei Zu- bzw. Abgänge. Eine der Betontreppen führte über mehrere Ebenen zu einem kleinen Ausgang. Dieser befand sich etwas versetzt oberhalb des unteren Eingangs.
Wieder zurück in dem Hauptraum, stiegen wir die andere Betontreppe noch oben. Dort gelangten wir zu einem Ausguck. Ein Geschütz hat dort definitiv nicht gestanden. Wir ließen den Blick über die Bucht schweifen. Ob es Zufall war, dass ein Militärschiff im Wasser seine Runden drehte?
Auf dem Rückweg erschreckte Frank eine Fledermaus oder sie ihn. Auf jeden Fall flog die Fledermaus davon und Frank schrie kurz auf.
Später am Tag erfuhren wir von einem schwedischen Ehepaar folgendes: Gebaut wurde das Tunnelsystem von Griechen, die von den Nazis dazu gezwungen wurden. Damit diese nichts über den tunnelartigen Bunker weitererzählen konnten, wurden diese an Ort und Stelle ermordet. Heute sind die kleine Kapelle und das Denkmal als Gedenkstätte zu sehen. Schlimm was Kriege und ein Machtdenken einzelner Menschen anrichten. Es war in der Vergangenheit schon so und bis heute hat sich daran leider nichts geändert.
Nach dem wir wieder bei Allmo waren und den betonierten Weg hinter uns gelassen hatten, bogen wir nicht in südliche Richtung zu den venezianischen Wassertanks ab, sondern nahmen Kurs in nördliche Richtung, auf das Tagesendziel, dem Koutalas Beach.
Die letzten Meter runter zum Koutalas Beach, soll man, laut diversen Infos, nicht mit einem großen Fahrzeug fahren können. Wir parkten daher erstmal oberhalb der Zufahrt. Dort gibt es neben einer Villa und einer geschotterten Fahrspur eine Parkmöglichkeit für Große.
Bevor wir an den Strand gingen, erkundeten wir zunächst noch die Umgebung. Fußläufig sind zwei Sachen erreichbar, die wir uns ansehen wollten. Anschließend wollten wir an den Strand. Im Nachhinein erwies sich das als die falsche Reihenfolge. Aber dazu später mehr.
Wir folgten der Piste, die wir auch mit Allmo hätten fahren können. Das erste Ziel, die Koutalas Cave lag allerdings kaum 400 Meter von unserem Standort entfernt. Ein kleiner Spaziergang dorthin konnte schließlich nicht schaden. Vor einem Zaun/Tor und einer Grundstückseinfriedung bogen wir rechts ab. Ein angelegter Weg aus Betonstufen, führt bequem hinunter in die Höhle, die zum Meer hin offen ist.
Wer hat diesen Weg angelegt und zu welchem Zweck? Irgendeinen Nutzen (Schmuggler?) muss diese Höhle gehabt haben, denn ohne Grund baut niemand eine Treppenzugang.
Interessant ist nicht nur der Blick auf das Meer und die lila Gesteinsablagerungen am Rand, wo das Wasser auf den Felsen trifft. Es befindet sich noch eine kleine richtige Höhle mit wenigen Tropfsteingebilden im hinteren Bereich. Vorne an der linken Seite gibt’s Gebilde mit einem bunten Farbspektrum. Wer es bis zum Koutalas Beach schafft, der sollte sich diese Höhle nicht entgehen lassen.
Durch das offene rostige Tor führte uns der Weg zu einem Ort, der bei Gockel mit „Josh & Nikos villa“ gekennzeichnet ist. Weitere Informationen über dieses Gelände sind nicht zu finden. Es handelt sich um mehrere verlassene Gebäude. Als erstes landeten wir auf einer von mehreren Terrassen. Recht hübsch angelegt, aus Steinen. Neben einem großen runden gemauerten Schornstein führten ein paar Stufen hinunter. Das geöffnete Gittertor erweckte den Eindruck, dass es zu einem Gefängnis oder Verlies gehen würde. Doch weit gefehlt. Es gab ein Waschbecken aus Stein und noch eine Etage tiefer einen größeren offenen Raum mit einem Kamin, einem weiteren Waschbecken und halbrund gemauerten Nischen. Auch eine Sitzbank war in den Fels integriert. Alles sehr rustikal aus Holz und Stein (vermutlich Materialen, die es gut und günstig gibt) gehalten, aber es hatte einen gewissen Charme. Als Abgrenzung zu den Felsen (es muss ursprünglich mal eine höhlenartige Felsnische gewesen sein) waren Fenster aus Holzrahmen eingesetzt worden. Schon sehr spannend, wie das gebaut und genutzt wurde.
Außen entdeckten wir einen verrosteten Kran, mit dem Boote aus dem Meer geholt werden konnten. Neben der Zuwegung über die Straße, gab es also auch die Möglichkeit über das Meer dorthin zu gelangen. Die Holztreppe war etwas marode, der Weg dahinter bis runter zum Meer war wieder hübsch angelegt worden.
Hinter den Terrassen, die sich auf mehreren Ebenen befanden, gab es dann noch einen gemauerten Raum, in dem sich ein Bett bzw. dessen Reste befanden. Der Boden war mit dunklen Fliesen gefliest. Eine Halterung für einen Fernseher war noch vorhanden. Außerdem gab es in dem Raum auch mal ein Waschbecken, zumindest die Vorrichtung dafür war noch da. Die Fensterläden waren aus Holz, die Fenster selbst aus Drahtmattenzaun vergittert. Neben dem Schlafraum gab es noch ein kleines Toilettenhäuschen. Die Reste der Schüssel und auch die Bürste lagen auf dem Boden.
Zwei Kühlschränke lagen auf dem Gelände und auch ein Boot lag auf dem Trockenen. Der Stromkasten befand sich außerhalb. Auf den Sicherungen waren keine Schriftzüge mehr zu erkennen.
Was war hier geschehen? Wer hatte die Gebäude errichtet und hier gelebt? Warum sind die Gebäude jetzt verlassen? Handelt es sich um einen illegalen Bau, der zwangsgeräumt wurde? Fragen über Fragen. Wer die Antwort kennt, hinterlässt bitte einen Kommentar.
Zurück bei Allmo stärkten wir uns und gingen dann hinunter an den Strand. Dort trafen wir auf ein Ehepaar aus Schweden, die für ein paar Wochen das Haus bzw. die Katze von Bekannten hüten.
Auf dem Weg hinunter stellten wir fest, dass die betonierte Straße, die hinunter führt, ohne Schwierigkeiten mit Allmo zu befahren gewesen wäre. Auch die Haarnadelkurve hätte Allmo ohne Probleme nehmen können. Parkplatzprobleme gab es zu dieser Zeit auch nicht und der Platz wäre groß genug gewesen um Allmo zu wenden. Doch wie wir zu schnell merken sollten, verschwindet die Sonne früh hinter den Felsen und die Bucht lag bereits vor 15 Uhr im Schatten. Das war also der fatale Fehler. Wir hätten zunächst an den Strand gehen und dann später, als dieser im Schatten lag zu der Höhle und dem verlassenen Haus gehen sollen. Aber daran war nun nichts mehr zu ändern.
Der linke Bereich der Bucht sieht so aus, als wäre dort mal Stein abgetragen worden. Vermutlich noch zu einer Zeit, als mit Dynamit gesprengt wurde. Denn Maschinen wären über den Weg am Fels entlang nicht gekommen. Es ist genau zu sehen, bis wohin Fahrzeuge fahren konnten, und dahinter ging es wohl nur mit Muskelkraft oder Nutztieren als Arbeitshilfen weiter.
Ich sah mir diesen Steinbruch etwas genauer an und stellte fest, dass ein Bereich, wo ein wenig Felsen übereinander lagen, so aussah, als wäre dort mal eine kleine Höhle mit Stalagmiten gewesen. Auf jeden Fall waren die Maserungen und Ablagerungen in den Steinen sehr interessant.
Als die Bucht im Schatten lag gingen die Schweden und auch wir kehrten kurz darauf zu Allmo zurück. Die Schweden hatten uns noch den Tipp gegeben, zur Oktopus Bucht zu fahren. In Wirklichkeit heißt diese Omprogialos, aber weil es dort so viele Oktopusse gibt, ist sie unter dem anderen Namen bekannt. Die Bucht wäre auch nur 5 Kilometer entfernt. In Wirklichkeit sind es 11 Kilometer und die Straße führt vorbei an den venezianischen Wassertanks, zu denen wir vom Bunker aus nicht gefahren waren.
Nach einer kurzzeitlichen Verwirrung, ob wir zu dieser anderen Bucht fahren sollen oder nicht, entschieden wir uns dann zu bleiben. Hier parkte wenigstens Allmo in der Sonne. Wer weiß, wie das an der anderen Stelle ist. Also blieben wir, wo wir waren. Wir saßen noch ein wenig bei Allmo in der Sonne und bereiteten dann unser Abendessen zu. Es gab eine Käse-Nudel-Schinken-Zwiebel-Pfanne.
Noch vor Sonnenuntergang verschwand die Sonne hinter Wolken und es wurde direkt etwas frisch. Also verkrochen wir uns in Allmo. Dort war es gemütlich.
Eine Schafherde war, als wir zu Allmo zurückgekehrt waren über die Felsen gekommen und schaute uns aus der Ferne neugierig an. Am Abend (die Sonne war bereits untergegangen) kamen sie von vorne gelaufen und spazierten mähend an uns vorbei.
Von diversen Stellen aus blickten wir heute auf die schneebedeckten Berge der White Mountains. Nur von unserem Übernachtungsplatz am Koutalas Beach waren die Berge leider nicht zu sehen.
Zum Einschlafen hörten wir kein Meeresrauschen, dafür standen wir zu weit oberhalb der Bucht. Stattdessen glöckelte es um uns herum. Eine Schafherde zog an uns mit Glockengeläut und Mäh-Rufen vorbei.
Dienstag, 4. Februar 2025
Irgendwann in der Nacht klopfte es auf unserem Dach. Schlaftrunken benötigte ich ein Weile, bis ich das Klopfen als Regentropfen identifizierte. Dann kam mir der Gedanke, dass wir ja im Dachzelt schlafen und es äußerst unpraktisch ist ein nasses Dachzelt einzurollen. Noch unschöner ist es ein nasses Dachzelt bei Regen einzurollen. Aber da es noch stockfinster war, hatte ich die Hoffnung, dass sich diese Probleme bis zum Morgen erledigen werden. Das taten sie auch. Auf den Wetterbericht war, wen wundert’s nicht Verlass. Für die Nacht war gar kein Regen gemeldet gewesen.
Der Morgen startete sehr bewölkt, aber trocken. Zum Frühstück zog eine größere Ziegenherde an uns vorbei. Wie gut, dass wir innen frühstückten. Ansonsten wären unsere Brote bestimmt wieder in Gefahr gewesen.
Tatsächlich kam sogar die Sonne heraus. Dennoch machten wir uns nach dem Frühstück abfahrbereit.
Tbc