
Gerade mal sechs Kilometer trennten uns von Frangokastello. Das mächtige massive venezianische Fort war bei der Zufahrt zum Dorf nicht zu übersehen.
Auf dem Parkplatz am Fort (während der Saison ist dieser gebührenpflichtig) standen noch Weihnachtsdekorationen. Die Krippe hatte der Wind bereits umgelegt und auch die mit Geschenkpapier umwickelten Kartons sahen nicht mehr ganz so frisch aus.
Wir parkten Allmo an der Seite und umrundeten einmal das Fort Castelfranco. Immerhin konnten wir an zwei Seiten durch ein Gittertor in den Innenhof des Forts blicken. Frank meinte, dass der Innenhof etwas von einem Gefängnis hätte. Errichtet wurde das Fort zwischen 1371 und 1374.
Ans Wasser und zum Hafen liefen wir nicht. Stattdessen schlugen wir den Weg nach Kolokasia ein. Bei Kolokasia handelt es sich um ein verlassenes Dorf. Dieses befindet sich auf dem Weg zur Imbros-Schlucht, keine zwei Kilometer abseits der Hauptstraße.
Der Weg nach Kalokasia verläuft anfangs über eine geschotterte Piste, die schnell zu einer etwas mehr als einspurigen geteerten Straße wird. Wir kamen an mehreren Stellen vorbei, an denen entweder noch aktive Bienenstöcke standen oder nur noch die Holzpaletten vorhanden waren.
Wir erreichten die kleine Kapelle, die sich zu Beginn des Dorfes befindet, bogen dorthin jedoch nicht ab, sondern folgten der Straße noch ein kurzes Stück. Glücklicherweise gab es auf der linken Seite eine gute Möglichkeit Allmo abzustellen. Dunkle Wolken schoben sich über die Bergspitzen. Doch in Kolokasia schien die Sonne. Es war richtig warm.
Zu Fuß gingen wir auf Erkundungstour. Einen richtigen Fußweg gab es im unteren Bereich des Dorfes nicht. Etwas, was so aussah, als könnte es mal ein Weg gewesen sein oder aber auch ein Wasserlauf, führte uns zum ersten Gebäude. Draußen stand ein großer gemauerter Ofen. Das Gebäude selbst war zerfallen, wie so viele andere Gebäude auch. Vielfach stehen nur noch die Grundmauern. Von manchen Decken sind nur noch ein paar Holzbalken übrig.
Sehr interessant sind die gemauerten Rundbögen, die wir bei vielen Gebäuden entdeckten. Manchmal waren in denen interessante Metallhaken eingemauert, so als wenn dort mal ein Vorhang oder was auch immer, dran befestigt gewesen wäre.
Intuitiv liefen wir über Flächen, auf denen sich vereinzelt uralte, massive, knorrige Olivenbäume befanden, in Richtung des oberen Dorfteils. Unter den Bäumen lagen ordentlich zusammengefaltet und mit Steinen beschwerte Netze. Schafe grasten zwischen den Olivenbäumen.
Im oberen Bereich des Dorfes gab es einige intakte Gebäude. Die Häuserfassaden waren weiß gestrichen, die Zugänge mit Toren verriegelt. Bewohner scheint es derzeit nicht zu geben, aber irgendwer nutzt diese Gebäude wohl von Zeit zu Zeit. Zwischen den Gebäuden sind Wege angelegt, die gut zu begehen sind.
In einem der zerfallenen Gebäude stand irgendein Gerät. Vermutlich wird es zum Pressen von Oliven genutzt worden sein. Aber so genau wissen wir es nicht. Grundsätzlich befindet sich das ehemalige Dorf Kolokasia in einer sehr felsigen Landschaft. An einer Stelle im Dorf sah es auch so aus, als wäre dort mal Stein abgetragen worden. Auch die Umgebung mit den Bergen im Hintergrund war sehr schön aus. Eigentlich schade um das Dorf, dass es mal aufgegeben wurde. Aber immerhin scheint es ja zwischenzeitlich wieder ein wenig restauriert und zum Leben erweckt worden zu sein.
Auf dem Rückweg sahen wir uns noch die kleine Kirche zu Beginn des Dorfes an. Die Tür war leider verschlossen. Auf dem Friedhof befanden sich ein paar ältere Gräber.
Allmo brachte uns wieder sicher über die schmale Straße hinunter auf die Hauptstraße. Wir fuhren wieder nach Frangokastello zurück. Denn der dortige Vatalos Beach war unser heutiges Übernachtungsziel.
Als wir den Strand erreichten, fanden wir diesen Menschenleer vor. Kein einziger Camper stand dort. Damit hatten wir nicht gerechnet. Wir hatten uns gerade häuslich niedergelassen, das Dachzelt war aufgebaut, Fotos und Videos gemacht, da kamen Christine und Peter angefahren. Vor wenigen Stunden hatten wir uns noch voneinander verabschiedet und nun trafen wir uns wieder.
Der große Wagen stellte sich mit etwas Abstand vor Allmo und wenig später kam noch ein italienischer Van angefahren und parkte mit Abstand hinter uns.
Nachdem Frank eins von Allmos Signalhörnern festgeklebt hatte, verbrachten wir den Nachmittag mit Christine und Peter. Hoffentlich können wir alles an Informationen und Reiseerfahrungen behalten, was die beiden uns so berichten. Ein ganz herzliches Dankeschön, dass ihr euer Wissen und eure Erfahrungen mit uns teilt.
Vor Sonnenuntergang hatten wir unser Abendessen (Bratkartoffeln mit Zwiebeln und gekochtem Schinken) verputzt und auch den Abwasch erledigt. Die Sonne versank im Grunde in einer Wolkenschicht. Nur ein minimaler Streifen war beim Eintauchen ins Meer sichtbar. Anschließend zierten rosa Wolken den Himmel.
War es am (Nach-)Mittag noch so warm, dass wir in Badebekleidung draußen saßen (wir waren sogar etwas im Wasser), wurde es nun doch schnell sehr schattig. Frank ließ bereits beim Kochen verlauten, dass ihm kalt wäre. Hoffentlich sind das nicht noch irgendwelche Nachwirkungen seines gestrigen Sturzes.
Samstag, 25. Januar 2025
Emma war wieder gnädig mit uns. Nur gegen 3 Uhr machte sie sich lautstark bemerkbar. Ansonsten war sie ganz entspannt. Als sich gegen 9 Uhr Christine und Peter von uns verabschieden wollten, war ich zumindest schon gewaschen und angezogen. Wir wollten nicht weiterfahren und starteten daher sehr entschleunigt in den Morgen. Wir sind gespannt, ob wir die beiden noch wiedersehen werden.
Nach dem Frühstück machte ich mich auf den Weg in Richtung Kastell. Stimmt, das hatten wir uns gestern bereits angesehen. Mein Ziel lag auch noch ein Stück weiter östlich davon. Mit unseren Nachbarn hatten wir gestern darüber gesprochen, dass man an der Kirche Ekklisia Agios Charalampos gut Wasser tanken kann und das der Ort doch eigentlich für uns interessant wäre, weil sich die kleine Kirche in dem Gemäuer eines ehemaligen Klosters (Monastery Agios Charalampos) befindet.
Bis zu diesem Ort waren es 3 Kilometer über die Straße. Diesen Weg würde ich auf den Rückweg nehmen. Der Hinweg führte mich immer am Wasser entlang, vorbei an mehreren geschlossenen Tavernen. Von der Küste aus sah das Castelfranco auch sehr hübsch aus. Insbesondere wegen der gelbblühenden Klee-Art im Vordergrund. Das sich das Gebäude einer Taverne am Fuße des Kastells befindet ist weniger schön.
Standliegen und Schirme lagen zum Teil aufeinandergestapelt, zum Teil verstreut am Strand. Hoffentlich sind die in der nächsten Saison noch nutzbar.
Am Kastell führte mich eine geschotterte Straße zu meinem Ziel. Innerhalb der Klostermauen befand sich nicht nur die weiße kleine Kirche, sondern auch der Friedhof. Viel zu sehen gab es nicht und die Kirche war verschlossen, so dass ich mich schnell wieder auf den Rückweg machte.
Es ist doch erstaunlich, wie es derzeit blüht und sprießt. Der Frühling hält Einzug auf Kreta. Bereits vor Wochen sahen wir die ersten Mandelblühten (vielleicht war es auch etwas anderes). Von einem Deutschen, der seit ca. 10 Jahren hier lebt, erfuhren wir später, dass es Winter gibt, in denen die Berge hinter uns auch weiße Mützen tragen. Zuletzt war dies im Jahr 2021.
Über die Piste und dann auf Teer kam ich flott voran. Ich legte Stopps bei der Bäckerei und zwei Supermärkten ein. Im ersten Supermarkt gab es sogar eine Fleisch-Frischetheke, wo ich gut aussehende Lummer-Steaks ergatterte. Jetzt hieß es nicht trödeln, damit das Fleisch auch noch frisch bei Allmo ankommt. Der Tag war mega sonnig gestartet und es war angenehm warm.
Schnell verstauten wir alles in Allmo und hüpften dann einmal zum Erfrischen ins Wasser. Anschließend machten wir es uns auf unseren Strandstühlen bequem. Unverschämterweise musste es zum Nachmittag hin etwas windiger werden. Nicht sehr viel, aber bei mir reichte es für eine leichte Gänsehaut.
Am Morgen und Mittag blickten wir Richtung Westen auf die schneebedeckten Gipfel des Pachnas. Zum Nachmittag hin, schoben sich langsam Wolken über den Gipfel.
Einen neuen Nachbarn bekamen wir auch noch. Ein Allrad-LKW aus der Schweiz. Die parkten jedoch mit so weit weg, dass wir es bei einem freundlichen Winken beließen.
Zum Abendessen gab es die Lummer, dazu Krautsalat und gebratene Zwiebeln. Das Fleisch war sehr köstlich. Wie gut, dass ich es mitgebracht hatte.
Es sah alles danach aus, dass die Sonne im Meer versinken würde, doch dann war da plötzlich doch noch eine kleine Wolkenschicht.
Sonntag, 26. Januar 2025
Trotz des betreuten Fressens war Emma in der Nacht hungrig und teilte uns dies mehrfach mit. Zu dumm, dass sie nur frisst, wenn etwas im Napf ist. Ist der Napf zu voll, dann ignoriert sie das Futter gänzlich.
Entsprechend gerädert waren wir am Morgen. Es war etwas bewölkter und dadurch frisch. Die Idee, den Tag – wie gestern – am Strand in der Sonne zu verbringen, war somit schnell verworfen. Also „mussten“ wir wandern. Darauf war ich geistig so gar nicht vorbereitet. Aber es half ja nichts.
Nach dem Frühstück packten wir zusammen und fuhren rund 8 Kilometer, zum Startpunkt der Wanderung.
Tbc