
Um an den Paralia Agia Marina, bei Rodakino, zu gelangen, hielten wir uns von Plakias in Richtung Myrthios. Wir fuhren einer schönen Berglandschaft entgegen. Die bei Sonnenschein bestimmt noch schöner gewirkt hätte. Die Straße, die durch den Kotsifou Canyon führt, ist seit Oktober 2023 wegen Felsabgängen gesperrt. Wie gut, dass wir an dem Abzweig links abbiegen mussten und die Sperrung uns nicht tangierte.
Wir näherten uns dem Dorf Sellia und ich war gespannt, wie wir die relativ schmal aussehende Ortsdurchfahrt meistern würden. Interessante Schnitzereien an einer Wasserzapfstelle und ein Löwenbrunnen weckten mein Interesse und Frank parkte am Straßenrand. Dies erweis sich als Glückstreffer, weil uns ein Reisebus entgegenkam. Wo der durchpasste, kommen wir auch durch.
Durch den Ort kamen wir ohne Gegenverkehr. Etwas später kam uns dann ein LKW entgegen. Wir hatten wohl ein gutes Timing. Wir folgten dem Straßenverlauf, der uns wieder in Richtung Meer führte. Unser Ziel war der Paralia Agia Marina, dessen Zufahrt mittlerweile komplett asphaltiert ist. So alt sah die Teerschicht auch noch nicht aus.
Bei der Zufahrt entdeckten wir den MAN von Christine und Peter, die wir bisher noch nicht persönlich kennen, aber seit ein paar Wochen im sporadischen Mail-Kontakt zu standen.
Wir suchten uns einen schönen Stellplatz, parkten Allmo gerade ein und begannen unser Essen (die Reste der Nudel-Currywurst-Pfanne von vorgestern) zu erwärmen. Christine hatte uns bei der Zufahrt gesehen und kam direkt auf uns zu. Wenig später gesellte sich auch Peter dazu. Wir unterhielten uns ein wenig und versprachen am nächsten Tag auf jeden Fall zu bleiben, damit wir uns weiter unterhalten können.
Das Essen war leider nicht so schnell im Backofen warm geworden, so dass wir nochmal nachlegen mussten. Wir waren noch nicht ganz fertig mit Essen, als eine Dame auf uns zu kam. Ob wir Deutsch oder Englisch sprechen würden? Deutsch! Sie erklärte uns, dass sie mit ihrem Camper stecken geblieben wäre und sie Hilfe benötigen würde. Kurz vorher hatten wir noch einen Camper fahren gesehen und dann noch etwas länger Motorengeräusche gehört.
Bevor wir Allmo in Gang setzten, schauten wir uns erstmal die Situation an. Na wo steckte denn das Fahrzeug? Hinter ein paar Kurven, stand es leicht nach links abgerutscht in einer Mini-Wasserdurchfahrt. Allerdings befand sich das linke Hinterrad zwischen Steinen im Wasser. Für mich war klar, dass wir da gar nichts ziehen werden. Denn dann würden wir vielleicht mehr kaputt machen, als das wir helfen würden.
Frank wollte so leicht nicht aufgeben und überlegte, wie wir – auch ohne Allmo – den Camper aus der Situation herausbekommen. In der Zwischenzeit telefonierte die Dame mit der allgemeinen Notfallnummer, doch die konnten auch nichts ausrichten bzw. nichts empfehlen.
Der Van-Fahrer, der der Dame zuvor gesagt hatte, dass er die Strecke schon ein paar mal hoch und runter gefahren war, kam hinzu und war entsetzt, wie sie da so stehen konnte. Durch das Wasser war sie gekommen, doch mit den nassen Reifen war sie die anschließende Steigung nicht mehr hochgekommen und anstatt gerade zurückzulenken, war sie nach links weggerutscht oder gefahren.
Frank legte Steinchen und Stöckchen vor das rechte Vorderrad, welches zunächst durchdrehte. Jetzt hatte es etwas halt. Während die beiden Männer anschoben, schrie ich die Anweisungen. Doch die Dame bleib immer wieder stehen, anstatt den Schwung zu nutzen und weiterzufahren. Das Ziel war, sie gerade auf Spur zu bringen, damit sie dann rückwärts wieder durch das Wasser rausfahren konnte.
Irgendwann war es dann vollbracht. Der Versuch an Ort und Stelle in der kleinen Kurve zu Drehen schlug fehl. Also musste sie ein ganzes Stück rückwärtsfahren, was aufgrund der Kurven und der zwischenzeitlich hereingebrochenen Dunkelheit, nicht gut funktionierte. Der eine Herr setzte dann das letzte Stück zurück.
Kurz nach der „Befreiung“ kam von oben ein griechischer Geländewagen gefahren. Wie gut, dass der nicht schön früher kam, als der Weg blockiert war. Andererseits hätte er vielleicht von vorne ziehen können. Aber so war es nun auch vollbracht. Die Dame war überglücklich, dass sie aus der misslichen Lage befreit worden war. Frank freute sich über seine gute Tat und das mit ein wenig Köpfchen und einfachen Hilfsmitteln (Steine und Stöckchen) die Rettungsaktion erfolgreich war.
Dienstag, 21. Januar 2025
Heute Nacht war Emma gut gelaunt und verspürte nur einmal Mitteilungsbedarf. Die andere Zeit kuschelte sie sich an meinen Arm. Sie kann schon richtig süß sein.
Ein kurzer Regenschauer zog in der Nacht an uns vorbei. Am Morgen war es wolkenverhangen. Im Laufe des Tages setzte sich die Sonne mehr und mehr durch und die Temperaturen waren sehr angenehm warm. Eine Ziegenherde rupfte uns gegenüber an den Zweigen der Sträucher und wenig später zogen Schafe an uns vorbei.
Den Tag verbrachten wir, zusammen mit dem Nachbarn aus Konstanz, bei Christine und Rüdiger, bzw. neben ihrem „Großen Wagen“. Wir tauschten uns viel über das Reisen aus. Was die beiden schon alles erlebt und gesehen haben, bietet Gesprächsstoff für Wochen und Monate. Da stecken wir quasi noch in den Kinderschuhen.
Emma durfte kurzzeitig in der Runde nicht fehlen, fand es aber wenig spannend und sah sich stattdessen den Großen Wagen von unten an und ging ein wenig mit mir und Christine spazieren. Wir sahen uns den Reifenabrieb an, den die Camperin gestern in der Steigung gelassen hatte. Ja, die Gummispur war deutlich zu erkennen. Frank drehte dann auch noch eine kleine Runde mit Emma und dann ging ich mit ihr zu Allmo zurück. Sie lief das ganze Stück von einem Ende der Bucht zur anderen selbständig und wurde mit leckerer Multivitaminpaste belohnt.
Die Zeit verging wie im Flug, die halbe Bucht lag irgendwann im Schatten und für uns wurde es Zeit für’s Kochen. Wie gut, dass nichts Aufwändiges auf dem Speiseplan stand. Die fertigen Frikadellen für die Burger mussten nur erwärmt werden. Dazu noch etwas Salat und Tomate geschnibbelt und Käse in Streifen geschnitten. Und schon waren die Bestandteile für die Burger fertig. Wir erhaschten an unserem Platz noch die letzten Sonnenstrahlen, bevor sich diese gänzlich für den heutigen Tag verabschiedete. Gleich darauf wurde es deutlich frischer.
Mittwoch, 22. Januar 2025
Emma war in der Nacht etwas unruhiger und verließ öfter den Platz an meinem Arm, um dann kurz drauf wieder zurückzukehren. Während ich glaubte, dass sie heute Nacht keinen Mucks von sich gegeben hätte, hatte Frank sie zu drei verschiedenen Zeiten maunzen hören. Da hatte ich wohl fest geschlafen.
Die Sonne schien zunächst am Morgen und wir wollten draußen frühstücken, doch in dem Moment fielen ein paar Regentropfen, so dass wir nach innen flüchteten. Letztlich regnete es nicht viel und kurz drauf schien wieder die Sonne.
Am Vormittag spazierte ich allein bis ans Ende des Peristeres Beach. Ich traf die Ziegenherde wieder, die am Morgen nicht nur unter dem Baum stand und fraß, sondern auch im Zaun. Die Ziegen sind wahre Kletterkünstler. Ein paar Wochenenddomizile oder ähnliches befanden sich entlang des Paralia Rodakino.
Ich warf noch einen Blick in die kleine Kapelle Agia Marina und kehrte zu Frank zurück. Dieser hatte sich bereits mit beiden Nachbarn unterhalten. Wir verabredeten uns mit Christine und Peter für später.
Mit Frank erkundeten wir noch das westliche Ende des Paralia Agia Marina. Die Piste, die am Meer entlang hochführt, ist stark ausgewaschen. Mit Allmo wäre dort vermutlich kein Vorwärtskommen ohne Gefahrzulaufen, dass es in den Auswaschungen zu weiteren Randabbrüchen kommt. Frank kam zum Glück auch nicht auf die Idee, dort hochfahren zu wollen.
Auf dem Rückweg schlugen wir den Weg ein, an dem die Dame mit ihrem Camper gescheitert war. Für uns wird diese Piste kein Problem darstellen und auch ein paar Ausweichmöglichkeiten gibt es bei Gegenverkehr.
Schien eben noch die Sonne so stark, dass ich mit dem Gedanken spielte ins Wasser zu hüpfen, so war es inzwischen windiger geworden. An ein Bad im Meer war nicht mehr zu denken, stattdessen lockte ich unser warmes Duschwasser.
Nach dem Mittag kamen Christine und Peter und der Nachbar aus Konstanz vorbei. Wir saßen wieder in gemütlicher Runde zusammen, bis die Sonne hinter dem Hügel verschwand. Dann wurde es Zeit für’s Abendessen. Unsere Nachbarn kehrten zu ihren Fahrzeugen zurück, während wir unsere Burger zubereiteten. Bereits zum Essen setzten wir uns in die Doka. So ganz ohne Sonne war es uns draußen zu frisch.
Donnerstag, 23. Januar 2025
Emma gab in der Nacht ihr Bestes, damit wir alle nicht schlafen konnten. Am Morgen schien die Sonne wieder schön ins Dachzelt. Am Himmel war keine einzige Wolke zu sehen. Frank kam auf die Idee, dass wir im Dachzelt frühstücken könnten. Dann könnten wir uns überlegen, ob wir an unserem Vorhaben heute weiterzufahren festhalten, oder doch noch bleiben.
Die Entscheidung wurde uns dann abgenommen. Ich wollte mich gerade vom Bett in Richtung Bad, als ich ein uuuuuuuaaaaaahhhhh vernahm. Auf mein Rufen kam keine Reaktion. Ich wollte gerade nach vorne klettern, als Frank in der offenen Tür erschien. Die Hand auf den Kopf, wo aus einer Wunde Blut tropfte. Na super! So hatten wir uns den Start in den Tag nicht vorgestellt.
Schnell ein paar Zewas befeuchtet, Frank auf einen Stuhl verfrachtet und ein Kühlpad mit auf den Kopf gedrückt. Ein paar Zewas später war der Blutfluss gestoppt und Frank schon wieder guter Dinge. Ich wusch mich erstmal und wechselte von Schlafanzug in normale Kleidung.
Anstatt im Bett, frühstückten wir draußen in der Sonne. Frank war schon wieder guter Dinge. Keine Kopfschmerzen, keine Übelkeit. Nur ein ca. 1 cm langer Riss am Kopf und ein paar ganze leichte Abschürfungen am Rücken. Später stellte er dann doch noch eine Beule fest.
Nun war also klar, dass wir uns heute nicht von der Paralia Agia Marina wegbewegen werden oder wenn, dann erst später. Unseren Nachbarn schrieb ich eine Mail, dass sie sich nicht wundern sollen, dass wir erstmal nicht fahren und schilderte kurz was Geschehen war. Christine kam fast unmittelbar herbeigeeilt. Auch Gabi und Rüdiger (die gestern nach Frangekastello gefahren waren), boten per WA ihre Hilfe an, falls etwas wäre.
Da wir erstmal blieben, schnappten wir uns unsere Stühle und gingen direkt mit rüber zu Christine und Peter. Dort verbrachten wir den Tag bei schönstem Wetter mit weiteren abwechslungsreichen Geschichten. Wir sahen in der Ferne den Psiloritis, der eine weiße Haube trägt. Am Nachmittag kamen die Schafe vorbei. Die Ziegen ließen sich heute den ganzen Tag nicht blicken.
Etwas früher als gestern lösten wir die Runde auf und begannen somit auch etwas zeitiger mit dem Kochen. Von den Bergen her zogen dunklere Wolken auf. Das kennen wir schon von gestern und sind ganz entspannt. Gestern fielen auch nur ein paar Tropfen daraus, ansonsten war es trocken. Einer Nacht im Dachzelt steht somit nichts im Wege. Außerdem benötigt Frank Kopffreiheit, damit er sich nicht den Kopf stößt und die Wunde aufplatzt.
Freitag, 24. Januar 2025
Emma war diese Nacht sehr gnädig mit uns. Wir hatten gestern Abend aber auch alles dafür gegeben, dass sie sich ordentlich satt frisst. Betreutes Fressen! Der Napf stand zwischen uns in der Doka und dank des kurzen Weges von meinem Schoß bis zum Napf, langte sie tatsächlich zu.
Am Morgen war es etwas bewölkt, so dass es gar nicht schlimm war, dass wir heute tatsächlich weiterfuhren. Nach dem Frühstück packten wir zusammen. Christine und Peter kamen rüber, um sich von uns zu verabschieden. Auch sie fahren heute weiter. Allerdings kann es gut sein, dass wir uns später in Frangokastello wiedersehen. Die beiden gehen in der Kallikrati Schlucht wandern, während wir uns das Schloss in Frangokastello und ein verlassenes Dorf ansehen wollen.
Auch wir schafften kurze Zeit später den Absprung. Der Weg führte uns durch den kleinen Wasserlauf, an welchem die Camperin mit ihrem Womo feststeckte. Auf meinen Wunsch hin hatte Frank die Untersetzung eingeschaltet, damit Allmo ganz entspannt die Steigung meistern konnte.
Wir stoppten auf dem kurzen Weg nach oben ein paar Mal für Fotos und Videos und dann waren wir auch schon auf Teer und nahmen Kurs auf Frangokastello.
Tbc