
Anstatt der Hauptstraße weiter in Richtung Chania = Küste zu folgen, bogen wir irgendwann in Richtung Meskla ab. Dort parkten wir Allmo auf der relativ großen Fläche vor zwei Kirchen und gingen zu Fuß zur Sarakina Gorge.
Wäre ich besser vorbereitet gewesen, hätte ich gewusst, was uns erwartet. Aber irgendwie werde ich ein wenig nachlässig. Für das tägliche Tagebuch schreiben, mit Allem was dazu gehört und dem Vorbereiten des nächsten Tags geht jeden Tag so viel Zeit drauf, dass ich etwas nachlässig werde. Immerhin gelingt es mir immer noch enge Ortsdurchfahrten zu vermeiden. Aber jetzt zu dem, was ich nicht bedacht hatte.
Bevor wir auf den Wanderweg stießen, folgten wir ein kurzes Stück der Teerstraße berghoch. In der Serpentinen gingen wir dann geradeaus und in der nächsten Serpentinen wieder geradeaus. Wegweiser gab es an allen genannte Stellen und zuletzt auch eine Infotafel. Der Weg durch die Sarakina Gorge endet im Dorf Zourva, welches auf diesem Weg nur 3 Kilometer entfernt liegt.
Soweit wollten wir jedoch nicht laufen. Nur ein bisschen in die Gorge hinein. Der Weg am kleinen Flusslauf entlang war zunächst unspektakulär. Zwar waren die Felsen und Bäume mit Moos behangen, aber ansonsten war es irgendwie nicht so ergiebig. Um überhaupt einen Weg in die Gorge hinein zu ermöglichen waren Metallbrücken in die Felsen verankert worden.
Nach einer kurzen Distanz mussten wir über ein paar Steine hüpfen, um keine nassen Füße/Schuhe zu bekommen. Am linken Rand hangelten wir uns noch etwas weiter, doch dann war Schluss. Zumindest in der Theorie und praktisch auch mit Schuhen an den Füßen. Wie blöd, dass ich nicht bedacht hatte, dass unsere Wasserschuhe hier von Vorteil sein könnten. Aber Frank, der eh schon abgerutscht war und einen etwas nassen Schuh hatte, fing tatsächlich an sich die Schuhe auszuziehen. Ich tat es ihm gleich. Wir krempelten die Hosenbeine hoch und weiter ging’s. Schuhe und Socken ließen wir stehen. Es war wohl nicht mit einem Besucherandrang zu rechnen und es wird auch niemand auf der Lauer liegen, um unsere Schuhe zu klauen.
Das Wasser war … sehr kalt. In null-komma-nix hatten wir Eiszapfen an den Füßen. Ein Glück, dass es immer wieder Steine gab, die im Trockenen lagen. An den Stellen konnten sich die Füße von dem Kälteschock erholen. Wir durchliefen also den kleinen Canyon der Sarakina Gorge barfuß.
Die Felswände stehen recht nah zusammen und die Passage ist nicht sehr lang. Wir standen maximal bis zu den Waden im Wasser. Der Boden war, trotz der Steine gut begehbar. Es ging also auch ohne Wasserschuhe. Gelohnt hat sich diese kleine Wanderung sehr!
Das Wasser floss so laut, dass wir um die nächste Kurve einen richtigen Wasserfall erwarteten. Doch es war nur eine kleine Stufe von der das Wasser hinunter schoss.
Unsere Füße trockneten wir ein wenig mit den Socken ab. Was anderes stand uns ja nicht zur Verfügung. Nach 2 Kilometern und etwa 50 Minuten waren wir zurück bei Allmo.
Kurzzeitig hatten wir überlegt, ob wir auf dem Platz vor den beiden Kirchen übernachten sollen. Da die Kirchenglocke aber zumindest um halb einmal schlägt, und wir nicht wussten, ob sie dies die ganze Nacht über macht und eventuell noch alle Viertelstunde, fuhren wir lieber weiter.
Warum sich zwei Kirchen direkt hintereinander befanden, ergab für uns keinen Sinn. Die kleine Steinkirche kam mit der großen Kirche im Rücken gar nicht richtig zur Geltung. Aber auch die große Kirche mit ihren Säulen vor zwei Eingängen und dem Kuppeldach, sah so gedrungen aus.
Heute hatten wir schon viel erlebt und so langsam war es Zeit an den Feierabend zu denken. Auf dem Weg nach Therisson wollten wir irgendwo am Straßenrand einen geeigneten Übernachtungsplatz finden.
Zunächst mussten wir ein paar Serpentinen hinter uns bringen. Zur Abwechslung ging es mal wieder bergauf. In einer Kurve gab es eine größere/bereitere geschotterte Fläche und dahinter befand sich der Lost Place einer ehemaligen Taverne. Wir parkten Allmo am Rand, um uns erstmal das verlassene Gebäude anzusehen. Tatsächlich wurde dort mal eine Gastronomie betrieben. Die Geräte (Herd, Spüle, Kühlschränke, etc) waren noch vorhanden. In der Ecke des Hauptraumes befand sich ein großer Kamin. Nur blöd, dass irgendwelche Trottel diverse Scheiben zerschlagen bzw. gleich die ganze Tür mit Fensterrahmen herausgetreten hatten. Daher war es dort sehr zugig.
Nach dieser kurzen Besichtigung entschieden wir, dass es für heute reicht. Ein anderer Platz neben der Straße würde nicht viel besser oder schlechter sein als dieser hier. Mit viel Verkehr war in der Nacht nicht zu rechnen. Also bleiben wir so stehen und begannen direkt zu kochen. Wir hatten heute so viel erlebt, dass wir hungrig waren.
Chicken Nuggets standen heute auf dem Speiseplan. Dazu gab es gekochte Kartoffeln und Möhren. Tatsächlich saßen wir mit unseren Stühlen neben Allmo und blickten auf mehrere schneebedeckte Gipfel. Auch wenn diese sich weitestgehend hinter grünen Bergen versteckten, waren sie an ein paar Stellen nicht zu übersehen.
Leider ließ die Sonne nach und es wurde frischer. Schnell erledigten wir den Abwasch und packten die Stühle ein. Für den Abend bzw. diese Nacht ist noch Regen gemeldet.
Frank bereitete wieder das Hubdach vor und zum Glück fiel ihm ein, dass wir die Betten neu beziehen müssen. Dies erledigte er dann, während ich hier schon fleißig tippte. Zum ersten Mal kommt unsere neue Winterbettwäsche zum Einsatz. Auf den Kanaren hatten wir diese Bettwäsche nur zur Deko herumgefahren.
Donnerstag, 13. Februar 2025
Geradezu unheimlich war es in der Nacht. Zum einen war es windstill, zum anderen fehlte allerdings das Meeresrauschen. Es war aber auch kein sonstiger Laut zu hören. Und das Unheimlichste war Emma. Nachdem sie zu Beginn der Nacht noch einmal nach unten ging, um zu fressen, kuschelte sie sich anschließend wieder an mich und sollte sich die nächsten fast sieben Stunden nicht von mir wegbewegen. Normalerweise läuft sie mehrmals in der Nacht nach unten. Auch wenn sie zuletzt nicht mehr schreit, weil sie mit dem Futter im Moment zufrieden ist, verspürt sie dennoch ein wenig Bewegungsdrang. Nur in dieser Nacht war sie ganz entspannt.
Der Morgen startete zwar mit einigen Wolken, aber die Sonne kam tatsächlich hinter den Bergen zum Vorschein. Wir nutzten die milden Temperaturen, um draußen zu frühstücken. Vögel zwitscherten und es war herrlich nild. Anschließend legte Frank eine etwas längere Bürozeit ein. So viel zu der Idee, dass wir früh losfahren, weil für nachmittags Regen gemeldet war.
Egal, ich genoss draußen die Sonne, während Frank innen arbeitete. Es war dann schon gegen 11 Uhr, als wir endlich losfuhren. Zu bleiben war keine Alternative, auch wenn es an dem Platz sehr ruhig war.
tbc